In dem Standardwerk Lehrbuch der klinischen Akupunktur von Stux, Stiller, Pothmann, Jayasuriya werden die Grundzüge der chinesischen Medizin und Pathologie beschrieben: Nach einem Mythos wurde die Akupunktur entdeckt, als einmal ein Soldat durch einen Pfeil verwundet wurde; man zog den Pfeil heraus, die Wunde heilte, und man beobachtete, dass gleichzeitig eine Krankheit in einer anderen Körperregion geheilt wurde. Die Menschen entdeckten, dass es fern des schmerzenden oder kranken Körperteils Hautareale gab, die durch Druck oder Stich gereizt Beziehungen untereinander aufwiesen. Hatte man beispielsweise eine Nierenkolik mit starken Rückenschmerzen, so fand man heraus, dass ein kräftiges Drücken und Massieren der Fußsohle die Nierenkolik verminderte. Also bestand eine Beziehung zwischen der Fußsohle und den Nieren. So fand man den Blasenmeridian. Die chinesische Pathologie ist eine phänomenologische Wissenschaft und beschreibt die Dinge, die in der Natur zu finden sind. Die chinesische Medizin hat sich im Altertum von einer Volksmedizin zu einer professionalisierten Gelehrtenmedizin entwickelt.
Das berühmte Lehrbuch des gelben Kaisers für innere Medizin geht auf Huang Di, dem gelben Kaiser, 2697-2596 vor Christus, zurück. Zusammen mit seinem Vorgänger Shen Nung und seinem Nachfolger Fu Hsi gilt er als der Begründer der chinesischen Medizin. Zu Lebzeiten des gelben Kaisers und danach erblühte die chinesische Medizin, die Akupunktur wurde systematisch ausgebaut, man erkannte Wirkungszusammenhänge zwischen den Punkten und entwickelte das Konzept der Meridiane. Man suchte systematisch nach neuen Punkten und neuen therapeutischen Möglichkeiten der Akupunktur, und entwickelte theoretische Modelle, die die empirischen Beobachtungen in eine logische Ordnung brachten.
Die praktischen Methoden der traditionellen chinesischen Medizin umfassen in der Hauptsache vier Therapieverfahren: Akupunktur und Moxibustion, Heilkräuterbehandlung und chirurgische Therapie. Die Chirurgie entwickelte sich in China jedoch nur zögerlich, nach konfuzianischer Lehre war die Obduktion untersagt. Deshalb entwickelte sich die Pathologie wahrscheinlich auch anders als im Westen, da nicht die Organe im Mittelpunkt der Lehre standen, sondern Symbole der Organe, die durchaus auch einen geistigen Hintergrund hatten. So werden den Organen auch emotionale und charakterliche Eigenschaften zugeordnet, insgesamt mehr durch eine ganzheitliche Einstellung der Mediziner. In der Diagnostik wurde auch entsprechend nach Lebensgewohnheiten gefragt und der Kranke mit seinem Verhalten genau beobachtet. Dazu war die Pulsdiagnostik sehr wichtig, neben der Beurteilung der Zunge und der Augen; der Kranke wurde in seinem Warm-Kalt-Empfinden, seines Feucht-Trocken-Status und seiner Stimmung befragt und untersucht. Zur damaligen Zeit war eine Untersuchung des nackten Menschen verpönt, der Arzt durfte oft nur bis zu den Ellenbogen und den Knien tasten und fühlen. Aus dieser Not entwickelte sich eine sehr feine diagnostische Technik lediglich unter Einbeziehung der Extremitäten. Das galt auch für die Therapie, sodass die Akupunktur sich auf die peripheren Extremitäten beschränken musste. Die Ärzte entwickelten notgedrungen einen therapeutischen Perfektionismus und waren in der Lage, über die sogenannten alten Akupunkturpunkte alle inneren Krankheiten zu behandeln.
China ging zu Beginn unserer Zeitrechnung in eine lange Periode verhältnismäßig großer Stabilität über, die allmählich zu einer Erstarrung führte, was mit einzelnen Aspekten der konfuzianischen Philosophie in Verbindung gebracht wird. Durch die Opiumkriege im 19. Jahrhundert wurde das alte chinesische System zerstört. Unter den von nun an wirksamen westlichen Einflüssen wurden die traditionellen Methoden als Aberglaube und als Kennzeichen der unterlegenen Kultur belächelt.
Mao-Tse-Tung hat in der Kulturrevolution 1953 die alten und die neuen westlichen Medizinsysteme miteinander verbunden. Seither hat China seine Medizin an den Westen abgetreten und die westliche Medizin importiert. Wir westlichen Ärzte haben in den 80er Jahren Akupunkturausbildungen begonnen und versucht, dieses Wissen in unser Medizinsystem einfließen zu lassen. Leider hat dieses Vorhaben versagt, als es offenkundig wurde, dass man mit der Akupunktur viel Geld verdienen konnte. Durch die Kommerzialisierung der schönen und effektiven Akupunktur hat die chinesische Medizin leider an Wert verloren, wir haben sie ausgebeutet und in die Inflation geschickt. Es wäre zu wünschen, dass die wirkliche traditionelle chinesische Medizin wieder an deutschen Hochschulen gelehrt würde und das im Englischen als „energy-balancing“ bekannte Verfahren wieder populär würde. Dazu gehört natürlich eine gute Ausbildung und ein tiefes Wissen; der dann Ausgebildete würde aber nur noch die Hälfte verdienen, was die Krankenkassen heute dem Akupunkturarzt zur Verfügung stellen. Wenn das herrschende Gesundheitssytem eine Außenseitermethode vernichten will, so verleibt sich das System die neue Methode zunächst ein. Nach einigen Jahren der praktischen Erfahrung stellen dann alle fest, dass die Methode doch nichts getaugt hat, da sie den Standards des Systems nicht entsprechen. Der Grund ist die Halbherzigkeit der Therapeuten und die schlechte Ausbildung, die nur auf das Geldverdienen gerichtet ist. So wurde die Akupunktur „vermarktet“ und so geschieht es momentan in den Endzügen auch mit der Homöopathie. Weil die Homöopathie der Schulmedizin nicht mehr gerecht wird. Eigentlich wäre es ja umgekehrt, ein ganzheitliches System ist der Prüfstein für die Schulmedizin und nicht anders herum. Die Schulmedizin ist die herrschende Medizin wie im Kapitalismus das Finanzkapital. Geld regiert die Welt.
Die traditionelle chinesische Medizin ist eingebettet in die Naturphilosophie des antiken China. Insbesondere bestehen enge Verbindungen zum Taoismus. Nach dieser Philosophie ist das Universum in seinem Urzustand ein ungegliedertes Kontinuum, welches dann in polare Energien, Yin und Yang zerfällt. Im Wechselspiel dieser Polarität tritt strömende Energie, Qi, auf, und es bildet sich Ordnung aus; Ordnung ist an Bewegung und Wandlung gebunden.
Die chinesische Naturlehre ordnet die Gegensatzpaare der Welt der dynamischen Yin-Yang-Polarität zu. So ist zum Beispiel der Himmel Yang, die Erde Yin; männlich ist Yang, weiblich Yin; warm ist Yang, kalt ist Yin; Licht ist Yang, Dunkelheit ist Yin; aktiv ist Yang, passiv Yin; außen ist Yang, innen Yin. Jeweils das eine kann nicht ohne das andere existieren. Das alle Gegenstände übergreifende Eine ist das Tao (der Weg, der Sinn, das Absolute), das ungegliederte Kontinuum, von dem alles ausgegangen ist, und das nach dieser Philosophie zeitlos hinter dem gegliederten Universum - oder vielleicht besser: in ihm weiterbesteht, und in das Bewusstsein durch blitzartige Intuition oder meditative Stille eintauchen kann. Dieses Eine kann seinem Wesen nach nicht weiter begrifflich abgegrenzt werden, da es alles umschließt. Sehr Ähnliches finden wir auch in den Fundamenten europäischen Philosophierens, zum Beispiel bei Platon.
Die Polarität von Yin und Yang ist auch auf den Menschen anwendbar und auf seine Eigenschaften und Krankheiten.
Die chinesischen Ärzte der Antike sahen in ihrem naturphilosophisch orientierten Weltbild den Menschen als Bestandteil der Natur in einer intensiven Wechselbeziehung zu seiner Umwelt. Die Natur befindet sich in ständigem Wandel, in fortwährender Umwandlung. So durchläuft der Mensch in seinem Leben periodische Entwicklungsphasen von der Geburt über Wachstum und Reifung zum Tod. Diese Wandlungen wurden von den Chinesen nicht als das Werk eines göttlichen Schöpfers betrachtet, sondern als Ausdruck der inneren Gesetzmäßigkeit der Natur, die Tao genannt wurde. Das Wesen des Tao wird bei Laotse in seinem Buch Tao Te King beschrieben:
Das Tao schafft das Eine,
das Eine schafft die Zwei,
die Zwei erzeugt die Drei,
die Drei aber erzeugt
alle Dinge.
Das Tao ist immer strömend,
aber es läuft im Wirken doch nie über,
Tiefgründig ist es und Ahn aller Dinge.
Der Himmel ist Yang, die Erde Yin,
männlich ist Yang, weiblich Yin,
warm ist Yang, kalt ist Yin,
aktiv Yang, passiv Yin.
Alle Dinge tragen das Yin in sich,
das Yang in den Armen.
Die Kraft der Leere erzeugt ihre Harmonie.
Das Universum wird so als komplexes Netzwerk ineinander verwobener Vorgänge im Wechselspiel polarer Kräfte betrachtet. Es gibt kein Yin ohne Yang, beide Kräfte bilden immer die Ganzheit, das Tai Ji.
Das polare System spielt in der Medizin bei der Beschreibung der Lebensvorgänge im menschlichen Körper und deren Störungen eine wichtige Rolle.
Yin
Yang
Empfangende
Schöpferische
Erde
Himmel
Negativ
Positiv
Körpervorderseite
Körperrückseite
Innen
Außen
Unten
Oben
Körperinneres
Oberfläche
Struktur
Funktion
13
Yin
Yang
Unterfunktion
Überfunktion
Schwäche
Fülle
Kälte
Hitze
Degeneration
Infektion
Die Lebenskraft Qi bildet die Grundlage allen Lebens. Sie zeigt sich in allem Lebendigen in Form von Veränderung und Bewegung. Qi kann nicht direkt erfasst oder gemessen werden, lediglich seine Wirkungen sind erkennbar. Jede Stagnation führt zur Störung der Lebensvorgänge. Das kosmische Qi fließt nach traditioneller Auffassung überall in der Natur, zum Beispiel im Wasser der Flüsse. Im menschlichen Körper sammelt sich Qi in den Organen und fließt in Bahnen, die chinesisch Jing und Luo heißen. Jing bedeutet „durchfließen“ oder „Kanal“, Luo bedeutet „Verbindung“. Die „Qi-Kanäle“ wurden von den europäischen Ärzten aufgrund ihrer polaren Anordnung mit dem Meridiansystem der Erde verglichen und folglich Meridiane genannt.
Die meisten Erkrankungen beruhen auf Störungen im Fließen von Qi.
Schwächestörungen des Qi sind gekennzeichnet durch einen Mangel an Qi und somit durch unzureichende Funktion der entsprechenden Organe.
Eine Fülle der Lebensenergie führt zu einer übermäßigen Funktion der entsprechenden Organsysteme.
Schwäche- und Füllestörungen
Schwäche von Qi
Fülle von Qi
Yin-Zustand
Yang-Zustand
Unterfunktion von Organen
Überfunktion von Organen
Kältesymptome
Hitzesymptome
Blässe
Rötung
Mangeldurchblutung
Blutfülle
Frieren
Hitzegefühl
Schlaffe Muskulatur
Gespannte Muskulatur
Depressive Störungen
Erregungszustände
Aktivitätsmangel
Überaktivität
Dumpfe Schmerzen
Akute Schmerzen
Degenerative Erkrankungen
Entzündliche Erkrankungen
Bei Blockaden der Lebensenergie kommt es zu Störungen im Fließen von Qi. Als Folge dieser Blockaden der Lebensenergie treten meist Füllezustände auf. Muskelverspannungen, Muskelschmerzen, Myogelosen und Bewegungseinschränkung sind typische Erscheinungen. Auch bei Kopfschmerzen liegt oft eine derartige Stagnation vor und eine Fülle von Qi, die zu Spannungsgefühlen und akuten Schmerzen führt.
Es gibt auch eine Ätiologie in der chinesischen Medizin. Man unterteilt äußere und innere Krankheitsursachen.
Äußere Krankheitsursachen
Innere Krankheitsursachen
Klimatische Faktoren
Fehlernährung
Hitze, Kälte, Trockenheit, Feuchtigkeit, Wind
Psychische Belastungen, Übermaß an Gefühlen wie Angst, Zorn, Grübeln, Erregung, Traurigkeit
Im dritten vorchristlichen Jahrhundert wurde das System der 5 Wandlungsphasen eingeführt. Physische Abläufe und Phänomene werden in 5 Wandlungsphasen eingeordnet. Das sind Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Diese 5 Grundfaktoren stehen in einer innigen wechselseitigen Beziehung der gegenseitigen Förderung wie auch der Hemmung zueinander. Jeder Faktor hat einen Gegenfaktor, jeder Faktor wird von einem anderen beherrscht und beherrscht gleichzeitig einen anderen.
Die Reihenfolge im fördernden Zyklus, Sheng-Zyklus ist:
Holz - Feuer - Erde - Metall - Wasser;
Die Reihenfolge im Hemmungszyklus, Ko-Zyklus ist:
Holz - Erde - Wasser - Feuer - Metall.
Die 5 Wandlungsphasen können auch als 5 Eigenschaften der Materie interpretiert werden:
Holz
Festigkeit und leichte Bearbeitbarkeit
Feuer
Brennbarkeit, Entwicklung von Hitze
Erde
Fruchtbarkeit
Metall
Schmelzbarkeit
Wasser
flüssig
Holz
FeuerErdeMetallWasserKoSheng
Im Lehrbuch des gelben Kaisers steht: „Es gibt 5 Elemente im Himmel und auf der Erde.“
In der chinesischen Medizin wurden alle Phänomene im Universum fünf Elementen oder Wandlungsphasen zugeordnet. Die fünf Wandlungsphasen sind Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Sie sind in zwei Zyklen angeordnet, dem erzeugenden oder fördernden Sheng-Zyklus und dem zerstörenden oder hemmenden Ko-Zyklus. Im Sheng-Zyklus ist die Reihenfolge der Elemente Holz - Feuer - Erde - Metall - Wasser. Im Ko-Zyklus Holz - Erde - Wasser - Feuer - Metall. Im erzeugenden Zyklus fördert, im zerstörenden Zyklus hemmt ein Element das nachfolgende. Die fünf Wandlungsphasen (Elemente) sind nicht unabhängig voneinander, sondern stehen in inniger wechselseitiger Beziehung der Förderung und der Hemmung zueinander. Jedes Element hat ein Gegenelement, jedes Element wird von einem Element beherrscht und beherrscht gleichzeitig ein anders. Es gibt nichts in der Natur, das nur aus einem Element besteht oder von einem Element gebildet wird, alles besteht aus fünf Elementen; jedoch spielen jeweils einzelne Elemente eine bestimmende Rolle.
Entsprechungssystem der fünf Elemente
Elemente
Richtungen
Jahreszeiten
Klimatische Faktoren
Farben
Entwicklungsstufen
Holz
Osten
Frühling
Wind
Blau
Geburt
Feuer
Süden
Sommer
Hitze
Rot
Wachstum
Erde
Mitte
Spätsommer
Feuchtigkeit
Gelb
Wandlung
Metall
Westen
Herbst
Trockenheit
Weiß
Ernte
Wasser
Norden
Winter
Kälte
Schwarz
Sammlung
Viele Gegebenheiten und Vorgänge in der Medizin , zum Beispiel die Funktion von inneren Organen, Geweben oder Sinnesorganen werden so in die fünf Wandlungsphasen eingeordnet.
Elemente
Innere Organe
Hohlorgan
Sinnesorgan
Körperschicht
Gefühl
Geschmack
Holz
Leber
Galle
Auge
Muskel
Zorn
Sauer
Feuer
Herz
Dünndarm
Zunge
Blutgefäße
Freude
Bitter
Erde
Milz
Magen
Mund
Fleisch
Besorgnis
Süß
Metall
Lunge
Dickdarm
Nase
Haut
Traurigkeit
Scharf
Wasser
Niere
Blase
Ohr
Knochen
Angst
Salzig
Die traditionell chinesische Medizin kennt 12 Funktionszusammenhänge, die anatomischen Organen zugeordnet werden. Man beschrieb Yin- oder Zang-Organe und Yang- oder Fu-Organe. Die Zang-Organe, mit Yin-Charakter, dienen der Speicherung von Energie; es sind die parenchymatösen Organe Lunge, Milz-Pankreas, Herz, Niere, Pericard und Leber.
Die Fu-Organe mit Yang-Charakter haben die Funktion der Nahrungsaufnahme, Verdauung und Ausscheidung; es sind die Hohlorgane Dickdarm, Magen, Dünndarm, Blase, Sanjiao und Gallenblase. Die drei Körperhöhlen werden im Begriff des Sanjiao zu einem Organ zusammengefasst. Die Übersetzung von Sanjiao ist der „dreifache Erwärmer“. Die Zang- und Fu-Organe wurden den 5 Wandlungsphasen zugeordnet; jeweils ein Zang- und ein Fu-Organ bilden ein Organpaar, dessen Meridiane parallel verlaufen und als miteinander gekoppelt angesehen werden.
Beziehung der Organe zu den Elementen
Wandlungsphase
Zang
Fu
Holz
Leber
Gallenblase
Feuer
Pericard, Herz
Sanjiao, Dünndarm
Erde
Milz-Pankreas
Magen
Metall
Lunge
Dickdarm
Wasser
Niere
Blase
Die Pathologie eines Organs kann sich im gekoppelten Organ, im zugeordneten Gewebe oder Sinnesorgan spiegeln. Zum Beispiel bei Störungen der Lunge: Erkrankungen der Haut (Asthma, Heuschnupfen, allergische Diathese, Hautbeteiligung).
Emotionen werden ebenfalls den Organen zugeordnet, wobei angenommen wurde, dass ein Übermaß an Gefühlen eine Schädigung des Organs bewirken kann.
Beziehung Organ, Emotion, Körpersäfte, Farbänderung
Zang
Fu
Emotion
Körpersäfte
Farbänderung
Leber
Gallenblase
Wut
Tränen
Grün
Pericard, Herz
Dünndarm, Sanj
Freude
Schweiß
Rot
Zang
Fu
Emotion
Körpersäfte
Farbänderung
Milz-Pankreas
Magen
Grübeln
Lymphe
Gelb
Lunge
Dickdarm
Traurigkeit
Schleim
Weiß
Niere
Blase
Angst
Speichel
Schwarz
Das Qi fließt geordnet im Körper auf verschiedenen Ebenen - tiefen, mittleren und oberflächlichen - zwischen Zentrum und Peripherie. Durch spezifische Nadelung kann das Strömen des Qi bei Krankheiten beeinflusst werden. Die oberflächlichen Schichten sind der Therapie besonders zugänglich. An der Oberfläche fließt das Qi in Kanälen, Meridianen. Es gibt Haupt- und Sekundärmeridiane, wie außerordentliche Meridiane, tendinomuskuläre Meridiane und Sondermeridiane. Jeweils ein Yin- und ein Yang-Meridian sind durch Anastomosen und kollaterale Luo-Gefäße miteinander verbunden.
Es gibt 14 wichtige Meridiane, von denen 12 paarig und 2 unpaarig sind. Die Meridiane gehen ineinander über, der Energiefluß beginnt irgendwo und geht in eine Endlosschleife über.
Die Energie des Universums tritt in die Fingerspitzen ein und tritt an den Zehen wieder aus. Dabei durchströmt die Energie die Organe und Gewebe des Körpers, ebenso die Psyche und die Emotionen des Menschen. Der Mensch wird so vom Universum durchflutet und speichert die Energie in den Organen, die sie wieder über die Hohlorgane abgeben. So entsteht ein unendlicher Kreislauf der Energie, in dem der Mensch eingebunden ist wie alles, was lebt.
Man versucht in der traditionell chinesischen Medizin in der Therapie ungleiche Energien auszugleichen. Es werden ungleiche aus der Balance geratene Yin- und Yang-Gleichgewichte diagnostiziert und dann wird versucht, das gesunde Gleichgewicht wieder herzustellen. Das ist das Prinzip des „energy-balancing“, das man mit Nadeln oder Moxibustion oder Kräutern wieder herzustellen versucht.
Akupunktur
Die Akupunktur (lat.: acus = Nadel, punctio = das Stechen, chinesisch 針砭, Pinyin zhēn biān) ist ein Teilgebiet der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Sie geht von der Lebensenergie des Körpers aus (Qi), die auf definierten Leitbahnen/Meridianen[1]
zirkuliert und einen steuernden Einfluss auf alle Körperfunktionen hat.
Ein gestörter Energiefluss wird für Erkrankungen verantwortlich gemacht
und soll durch Stiche in auf den Meridianen liegenden Punkten
ausgeglichen werden. Das gleiche Therapieziel hat die Akupressur, bei der man einen stumpfen Druck ausübt, sowie die Moxibustion. Neben der Akupunktur verfügt die chinesische Medizin über eine reiche Phytotherapie, die ergänzt wird durch chinesische Diätetik, durch Tuina und Qigong/Taijiquan.
Klinische Studien zeigen eine Wirksamkeit der Akupunktur z.B. bei durch Kniegelenksarthrose bedingten Schmerzen, bei chronischen Rückenschmerzen und bei der Prophylaxe von Migräneattacken. Bei diesen Beschwerden ist die Wirksamkeit von Nadelstichen deutlich höher als die einer konventionellen westlichen Therapie. So trat in den GERAC-Studien (German Acupuncture Trials, 2002–2007), den bisher umfangreichsten klinischen Untersuchungen, bei der Behandlung von tiefen Rückenschmerzen bei 47,6 % der Akupunktur-Patienten, 44,2 % der Scheinakupunktur-Patienten und nur 27,4 % der konventionell behandelten Patienten eine erkennbare Verbesserung ein. Allerdings wurde in einigen Studien auch gezeigt, dass Scheinakupunktur, bei der beliebige Stellen gestochen werden, nicht signifikant weniger wirksam ist als eine nach traditionellen Regeln durchgeführte Akupunktur.[2][3][4][5][6] Akupunktur wird zur Behandlung zahlreicher weiterer Beschwerden angeboten, doch steht in vielen Fällen ein wissenschaftlich anerkannter Beleg für die Wirksamkeit aus.[7]
Die älteste Sammlung chinesischer medizinischer Schriften Innere Klassiker des Gelben Kaisers (Huangdi Neijing) aus der Zeit zwischen 200 Jahre vor und nach der Zeitenwende integriert die Aku-Moxi-Therapie in die damalige Medizin und beschreibt verschiedene Nadeln (aus Metall), Stichtechniken, Indikationen für die Anwendung bestimmter Punkte. In diesem Werk sind 160 Punkte beschrieben.
Das erste eindeutig datierbare Werk über Akupunktur ist Der Systematische Aku-Moxi-Klassiker (Zhenjiu jiayijing) von Huangfu Mi (215–282). Darin werden eine klare Terminologie, eine Topologie von 349 Akupunkturpunkten und systematische Hinweise auf deren Wirkung beschrieben. Weitere bedeutsame Schriften sind die Erläuterungen der 14 Hauptleitbahnen von Hua Boren (1341), die Untersuchungen über die acht unpaarigen Leitbahnen von Li Shizhen (1518–1593), sowie die Summe der Aku-Moxi-Therapie von Yang Jizhon (1601).
1683 verfasste Willem ten Rhijne (ebenfalls ein Arzt der Ostindien-Kompanie) eine ausführliche Abhandlung (Dissertatio de Arthritide: Mantissa Schematica: De Acupunctura: Et Orationes Tres), in der er die klinischen Wirkungen der Nadelstichtherapie beschrieb und dafür den Begriff Akupunktur (lat. acus = Nadel; punctura = Stich) prägte. Von ihm stammt auch eine Beschreibung des Systems der Leitbahnen, die er allerdings als Blutgefäße missverstand. Den Wirkungsmechanismus der Akupunktur interpretierte Ten Rhijne als „derivativ“ (ableitend).[9]
1712 publizierte Engelbert Kaempfer in den Amoenitates Exoticae eine ausführliche Abhandlung über die japanische Therapie von Bauchbeschwerden (japanisch senki), die er als Koliken interpretierte. Den Wirkungsmechanismus der Akupunktur interpretierte Kaempfer als „revulsiv“ (losreißend, umwälzend).[10] In seiner Abhandlung über die japanische Therapie der von ihm „Kolik“ genannten Oberbauchbeschwerden jedoch beschreibt Kaempfer ein „derivativ“ (ableitend) wirkendes Verfahren, bei dem nur Punkte in der Nähe der erkrankten Region gestochen werden.[11] [12]
Sowohl Ten Rhyne als auch Kaempfer verfassten ihre Berichte aufgrund von Beobachtungen in Japan, ohne die teils fundamentalen Unterschiede zur chinesischen Therapie zu erkennen. Unter anderem stellte Kaempfer das Führungsröhrchen (jap. 管鍼, On-Lesung: kanshin, Kun-Lesung: kudabari) vor, eine Erfindung des japanischen Akupunkteurs Sugiyama Waichi (杉山 和一; 1610–1694). Beide beschrieben weiter die „Hammernadelung“ (jap. 打鍼, On-Lesung: dashin, Kun-Lesung: uchibari), eine von dem japanischen Mönch Mubun entwickelte Therapie, welche die Leitbahnen ignoriert, dafür die Bauchregion als „Karte“ des Körpers interpretiert.[13]
Im 17. und 18. Jh. wurden die Berichte von Ten Rhijne und Kaempfer in Europa zwar zur Kenntnis genommen, eine Übernahme dieser Therapieformen in die europäische medizinische Praxis jedoch wurde vehement abgelehnt.[14]
Im Frühling 1810 wagte der Arzt Louis Berlioz (1776-1848), der Vater des Komponisten Hector Berlioz eine erste Akupunkturbehandlung. Er lebte und praktizierte in der französischen Provinzstadt La Côte-Saint-André. Die Berichte Ten Rhijnes und Kaempfers waren ihm bekannt. Kaempfers Bericht über die Behandlung der „Kolik“ bei den Japanern diente ihm als Rezeptvorlage.[15] Er behandelte eine 24jährige Patientin, die an einem „nervösen Fieber als Folge einer starken und langdauernden Angst“ litt. Symptome waren u.a. Kopfschmerz, krampfartige Schmerzen im Oberbauch, glänzende Augen und ungewöhnliche Geschwätzigkeit. Er stach mit einer Nähnadel nur Punkte im Oberbauch, also mit einem derivativ (ableitend) wirkenden Verfahren.[16] Schon der erste Einstich vertrieb die Oberbauchbeschwerden „wie durch Zauberei“. Die Akupunktur musste zunächst alle drei Tage einmal, nach zwei Monaten täglich ein bis zweimal wiederholt werden. Nach insgesamt sechs Monaten Akupunkturbehandlung waren die Beschwerden bis auf eine nach dem Aufwachen auftretende Übelkeit beseitigt.[17] Diese Restbeschwerden wurden über ein Jahr hinweg durch steigende Dosen Opium kaschiert, die benötigten Opiumdosen durch zusätzliche Gabe von Branntwein in heißem Wasser reduziert. Der Allgemeinzustand der Patientin besserte sich zusehends. Einige neue Attacken des nervösen Fiebers wurden mit der Akupunktur erfolgreich behandelt. Nach einer dieser Behandlungen konnte die Patientin die eingestochene Nadel nicht wieder herausziehen und diese verblieb im Epigastrium. Seit dieser Zeit war die Kranke vollständig geheilt. Die Nadel wurde nicht wiedergefunden, richtete jedoch auch keinen Schaden an.[18] Berlioz nahm die Akupunktur in das Repertoire seiner Behandlungsmethoden auf und behandelte damit Schmerzen im Oberbauch, Prellungen ohne Blutergüsse, Schmerzen im Bereich von Brust- und Lendenwirbelsäule, wanderndes Rheuma und „nervöse Fieber“ - nach eigenen Angaben mit Erfolg - durch Einstiche in Schmerzpunkte. Seine Beobachtungen konnte er 1816 veröffentlichen.[19] Der Sohn Hector beschrieb in seinen Memoiren den Vater als beständig arbeitenden Arzt, der sowohl in der kleinen Stadt in der er lebte, als auch in den Nachbarstädten großes Vertrauen weckte und mehr Wohltäter der Armen und Bauern war, als dass er nach seinem Stand gelebt hätte. Die Weltanschauung des Vaters stufte Hector als liberal ein, d. h. er beschrieb ihn als einen Menschen ohne soziale, politische und religiöse Vorurteile. Berühmte Ärzte hätten sich der Ideen seines Vaters bedient ohne ihn jemals zu zitieren. Den Vater in seiner Aufrichtigkeit habe dies erstaunt, aber er habe dazu lediglich gesagt: „Was soll's wenn nur die Wahrheit siegt.“
A. Haime (Arzt in Tours) und Pierre Fidèle Bretonneau (Leiter des allgemeinen Krankenhauses in Tours) griffen 1819 Berlioz’s Anregung auf und behandelten gemeinsam Patienten mit Akupunktur. Auch sie stachen nur lokale Schmerzpunkte. Bretonneau führte überdies Tierversuche aus um die Ungefährlichkeit von tiefen Stichen zu prüfen.[20]
Von 1819 bis 1825 nutzte der Pariser Augenarzt Antoine Pierre Demours (1762 – 1836) die Akupunktur in Kombination mit Schröpfen zur Behandlung von Augenerkrankungen. Nadeln und Schröpfköpfe setzte er überwiegend an der Nackenmuskulatur an.[21]
Der Militärarzt Jean Baptiste Sarlandière (1787-1838), bis 1814 in der Armee, anschließend in verschiedenen Militärspitälern tätig, hatte nach eigenen Angaben bereits im Jahre 1815 im Militärspital Montaigu einen Kataleptiker erfolgreich mit Akupunktur behandelt. Prioritätsstreit führte er mit Antoine Pierre Demours und mit Jules Germain Cloquet.[22] 1825 veröffentlichte er eine Abhandlung über Elektroakupunktur, in der er seine Erfahrungen mit dieser Akupunkturvariante darlegte. Louis Berlioz hatte bereits (1816, S. 311) die Elektropunktur vorgeschlagen. Er wurde von Sarlandière nicht erwähnt. Im Anhang zu seiner Arbeit präsentierte Sarlandière das Werk eines „holländischen Gelehrten“, nämlich medizinische Manuskripte des Isaac Titsingh. Wie Ten Rhyne und Kaempfer war Isaac Titsingh Angehöriger der Holländisch Ostindischen Compagnie. Einen Japanaufenthalt von drei Jahren und sechs Monaten nutzte er, um eine umfangreiche Sammlung japanisch chinesischer Schriften naturwissenschaftlichen und historischen Inhalts anzulegen. In Japan und Bengalen wertete er einen Teil dieser Sammlung mit Hilfe von Dolmetschern und gestützt auf eigene Kenntnisse der japanischen und der chinesischen Sprache aus. Seine Manuskripte verfasste Titsingh in englischer, französischer und holländischer Sprache. Im Jahre 1796 fuhr er zurück nach Europa, wo er sich bis zum Jahre 1801 in England, dann in Holland und schließlich in Frankreich aufhielt und vergeblich einen Verleger für seine Werke suchte. In Paris starb Isaac Titsingh im Jahre 1812. Sein Sohn und Erbe Wilhelm Titsingh verkaufte die Manuskripte seines Vaters an den Pariser Verleger Nepveu.[23] Unter dem Nachlass von Isaac Titsingh befanden sich u. a. ein japanisches anatomisches Modell mit aufgezeichneten Meridianen und Meridianpunkten und ein Werk über Akupunktur und Moxibustion mit Übersetzung im Manuskript.[24] Spätestens 1815 waren Teile aus dem Nachlass Titsinghs dem Arzt Jean-Baptiste Sarlandière zugänglich. Nach dem anatomischen Modell und / oder nach den Zeichnungen aus dem Manuskript fertigte Sarlandière im Jahre 1815 Zeichnungen für Dominique Jean Larrey an, die dieser 1819 seinem Artikel „Moxa“ im Dictionnaire des sciences médicales anfügte.[25] Kernstück der von Sarlandière veröffentlichten Titsingh-Manuskripte war eine Liste von 110 Krankheiten, die kurz beschrieben wurden, und zu denen die zu behandelnden Akupunkturpunkte – mit Bezug zu den Abbildungen - angegeben wurden: „§ 1. Bei Appetitverlust sticht man zunächst 76 (K 9), dann 58 (Ren 10), 75 (K 20) und 56 (Ren 12) (Tjuquan) und man wiederholt das über drei Tage. Tritt keine Besserung ein, streut man etwas Salz auf den Nabel und brennt darauf 17 bis 24 Moxakegel ab. …“[26] In seiner Praxis stach Sarlandière - wie alle seine Zeitgenossen außer Demours - nur Schmerzpunkte. Er ignorierte die Rezepte aus Titsinghs Nachlass, die es ihm ermöglicht hätten, nach dem Vorbild der Chinesen und Japaner mit einer Kombination aus Nah- und Fernpunkten zu behandeln. Weder Titsingh noch Sarlandière hatten erkannt, dass die japanische Schrift Shinkyū gokuhi-shō (chines. Lesung zhēn-jiŭ jíbì-chāo) aus einer eklektischen Schule stammte, die Elemente des westlichen Aderlasses mit neueren japanischen Konzepten zu verbinden suchte.[27]
Jules Cloquet begann im Herbst 1824 im Pariser Hôpital Saint-Louis die Akupunktur anzuwenden. Cloquet's Beobachtungen wurden durch Pierre Pelletan fils[28], Dantu[29] und Morand[30] veröffentlicht. Vom 20. Bis 24. Dezember 1824 experimentierten Pelletan und Cloquet im Hôpital Saint-Louis um Cloquets Vermutung, die Akupunkturwirkung beruhe auf einem galvanischen Prozess, zu objektivieren. Pelletan hatte zu diesem Zweck ein empfindliches Messgerät, den Schweigger Multiplikator, besorgt. Bei den Experimenten wurde ein Pol des Messgerätes an die eingestochene Nadel, der andere Pol an einen Draht angeschlossen, den der Proband im Mund hielt. Versuchspersonen waren Patienten, die an Neuralgien litten. Im Verlauf des Experiments nahm Pelletan bei geschlossenem Messkreis Schwingungen der Nadel des Messgerätes wahr. Pelletan bezweifelte jedoch, dass der Strom Ursache der Akupunkturwirkung sei.[31] Im Dezember 1825 schrieb Alfred Velpeau an Pierre Bretonneau: „... Jules hat sich der Akupunktur bemächtigt. Mit ihr heilt er alles. Darüber hinaus erklärt er, die Krankheiten seien keine Entzündungen sondern vielmehr ein Strom („fluide“). Nun ja, ein galvanischer, magnetischer, elektrischer, nervöser Strom, wie man will. Jedenfalls ein Strom ... der sich in den Organen anhäuft. Nun, die Nadeln beseitigen diesen Strom. Ist er größer, so macht man einen nervösen Aderlass; ist er kleiner, so nimmt man von einer anderen Person usw. Sie lachen ... es stimmt aber und der kleine Jules sticht, zerreißt und zerschneidet alle, die er mit der Nadel trifft. Nichts widersteht ihm. Alle Neuralgien, Pleuritiden, Peritonitiden, Pneumonien usw. retten sich vor dem Stecher. Bei dem ist eines wichtig: Jules wird bald vermögend sein.“[32]
Zu den Genannten gesellen sich noch folgende Ärzte, die im 1. Viertel des 19. Jh. in Frankreich über ihre Akupunkturpraxis berichteten: Pierre Augustin Béclard (1785 – 1825)[33], Henri Marie Husson (1772 – 1853)[34], A. Lacroix[35] Meyranx und François Victor Bally (1775 – 1866)[36], Emile Andrieux (1795 – 1862)[37] sowie François Magendie[38] Die Liste ist sicher nicht vollständig.
In England und in Deutschland war die Reaktion auf die französische Akupunkturwelle verhalten. Paris war zu Beginn des 19. Jh. tonangebend für die europäische Medizin und so besuchten viele europäische Ärzte die Pariser Kliniken um sich über den neusten Stand der Wissenschaft zu informieren. J. M. Churchill in England[39], J. B. Bernstein[40] und Eduard Graefe[41] in Deutschland schilderten in ihren Reiseberichten nicht ohne Verwunderung wie sehr sich die französischen Ärzte für die Akupunktur engagierten. In der medizinischen Praxis ihrer Heimatländer jedoch wurde die Akupunktur ignoriert.
Auch in Frankreich ebbte die Euphorie ab.[42] In den wissenschaftlichen medizinischen Zeitschriften wurde die Akupunktur nicht mehr erwähnt.
Da die von der traditionellen chinesischen Medizin angenommenen Wirkmechanismen wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden konnten, diese sogar etablierten Erkenntnissen über Funktion und Aufbau des menschlichen Körpers widersprechen, und sich auch kein anderer Wirkmechanismus nachweisen lässt, wird für die Wirksamkeit häufig der Placebo-Effekt verantwortlich gemacht.[47] Diese und ähnliche Ergebnisse aus anderen Bereichen der Alternativmedizin haben zu einer verstärkten Diskussion darüber geführt, wie sich der Effekt auch in der konventionellen Medizin besser ausnutzen lässt. Scheinakupunktur ist jedoch kein klassisches Placebo.[48][49]
Die Akupunktur gehört nach diesem Verständnis zu den Umsteuerungs- und Regulationstherapien.
Noch älter als die Akupunktur ist die Akupressur, bei der die Punkte mit Hilfe der Fingerkuppen oder auch mit Hilfe von Werkzeugen massiert werden, weshalb die Akupressur auch als eine nicht-invasive Form der Akupunktur betrachtet werden kann.
Aus der Sicht der Naturwissenschaft beruht das Wirkungsprinzip der Akupunktur auf der Reizung bestimmter Körperpunkte, wodurch möglicherweise Einfluss auf die Regulation des Körpers genommen wird. Einige Studien kommen zu dem Ergebnis, dass durch periphere Stimulation bestimmter Akupunkturpunkte vermehrt Endorphine im Bereich des Mittelhirns ausgeschüttet werden.[53][54][55][56][57][58]
Heutzutage geht man davon aus, dass das Molekül Adenosin für die Wirkung der Akupunkturnadeln eine wichtige Rolle spielt. 2010 berichtet US-Neurowissenschaftler von der University of Rochester im Bundesstaat New York in Nature Neuroscience, dass in unmittelbarer Nähe der Nadelstiche der Adenosin-Level im Gewebe um das Mehrfache gestiegen war.[59][60][61]
Was genau bei einer Akupunktur im Körper abläuft, ist noch nicht aufgeklärt. Bislang liegen nur Studien mit überwiegend kleinen Patientenzahlen und unterschiedlichen, teilweise sich widersprechenden Ergebnissen vor.
Das Konzept der Ohrakupunktur (auch Auriculotherapie genannt) wurde vom französischen Arzt Paul Nogier entwickelt. 1954 berichtete er erstmals in der Deutschen Zeitschrift für Akupunktur über seine Erfahrungen und 1961 stellte er seine Diagnose- und Therapieform auf einem Akupunkturkongress in Deutschland vor. Die Behandlung über das Ohr ist zwar auch aus der chinesischen Akupunktur bekannt, es werden dort jedoch nur wenige Punkte und diese auch nur selten verwendet. Weitere Formen der Ohrakupunktur sind die Implantat-Akupunktur[63] und die Neuroaurikulotherapie(NAT).
Daneben besteht noch das Konzept der koreanischen Handakupunktur, bei der die Nadeln in die Hände gestochen werden. Weiterhin existieren die von dem japanischen Arzt Toshikatsu Yamamoto in den 1960er Jahren entwickelt Schädelakupunktur (YNSA) und die Fußakupunktur.
Eine weitere neuzeitliche Entwicklung ist die Behandlung von Akupunkturpunkten mit einem Laser mit niedriger Leistungsdichte im roten oder infraroten Bereich (Laserakupunktur, Low-Level-Lasertherapie).
Die Mesotherapie ist eine Injektionsakupunktur, bei der homöopathische oder niedrigdosierte Wirkstoffe appliziert werden.
Das US-amerikanische National Institutes of Health wertete alle vorhandenen Studien zur Akupunktur aus und bemängelte dabei die oftmals schlechte Qualität vieler Studien. In einem Bericht, den ein von Alternativmedizinern dominiertes Komitee[67] erstellte, wird dagegen auf vielversprechende Ergebnisse hingewiesen, die auf die Wirksamkeit in zahlreichen Bereichen hindeuten.[68]
Elektro-Akupunktur darf bei Epileptikern nicht angewandt werden, weil der elektrische Strom epileptische Anfälle auslösen könnte. Auch Menschen mit einem Herzschrittmacher dürfen nicht elektro-akupunktiert werden, weil der elektrische Strom das Gerät irritieren könnte.
Sowohl prinzipielle Befürworter als auch Gegner der Akupunktur warnen davor, bei schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs, Multipler Sklerose oder Schlaganfall Akupunktur anzuwenden. Befürworter begründen, dass solche Erkrankungen Gegenanzeigen gegen die Akupunktur seien, weil eine fördernde (in diesem Zusammenhang nachteilige, weil der Erkrankung Vorschub leistende) Wirkung der Akupunktur die Krankheit noch verschlimmern könnten, indem sie beispielsweise bei Krebserkrankungen die Zellen zur unerwünschten Vermehrung anregen würden. Eine solche fördernde Wirkung wurde jedoch nie nachgewiesen. Gegner der Akupunktur halten den Einsatz der Methode besonders bei schwerwiegenden Erkrankungen für gefährlich, weil konventionelle Therapien zugunsten der Akupunktur häufig nicht oder erst zu spät eingesetzt werden.
Auf der Grundlage der GERAC-Studien entschied der Gemeinsame Bundesausschuss, dass Akupunktur seit 1. Januar 2007 bei Rückenschmerzen und chronischen Gelenkschmerzen Teil der Kassenleistung ist.[82] „Die allein historisch begründete Darstellung der Punktspezifität chinesischer Akupunkturpunkte in der ärztlichen Akupunkturausbildung (Akupunktur Fort- und Weiterbildungsseminaren) ist klinisch wenig relevant.“[83] Die 2009 aktualisierten internationalen Cochrane-Reviews, deren Resümee wesentlich durch die Ergebnisse der GERAC-Studien beeinflusst wurden, kommen zu dem Schluss, dass die Akupunktur „eine wertvolle nicht pharmakologische Therapiemöglichkeit bei Patienten mit häufigem episodischem Spannungskopfschmerz darstellt“ und dass die „Akupunktur bei Migräne mindestens so wirksam, möglicherweise auch wirksamer, als eine medikamentöse prophylaktische Therapie ist, und dies bei geringeren unerwünschten Wirkungen“.[84][85]
Ein anderer Ansatz zur Erforschung der Akupunktur besteht in dem Versuch, mögliche physiologische Wirkungsmechanismen aufzudecken und wissenschaftlich haltbare Nachweise der Ortslokalisation von Organ-, Schmerz- und Triggerpunkten zu erbringen.[95] Ein belastbarer Nachweis wurde bisher noch nicht erbracht.
Teil dieses Beschlusses ist auch die Erhöhung der notwendigen Qualifikation der Ärzte: Neben der ärztlichen Zusatzbezeichnung „Akupunktur“ wird der Nachweis der jeweils 80-stündigen Kurse „Spezielle Schmerztherapie“ und „Psychosomatische Grundversorgung“ vorausgesetzt.
Viele deutsche private Krankenversicherungen, Beihilfen und die Postbeamtenkrankenkasse bezahlen Akupunktur zur Behandlung von Schmerzen im Rahmen der Gebührenordnung für Ärzte,[97] nach Einzelfallentscheidung meist auch für weitere Diagnosen. Vertragsabhängig werden auch Heilpraktikerleistungen ersetzt.
Eine weitere Möglichkeit der Kostenübernahme oder Kostenbeteiligung besteht durch Heilpraktiker-Zusatzversicherungen, da auch Heilpraktiker mit TCM-Ausbildung Akupunktur anbieten.
In der Schweiz wird die Akupunktur über die Grundversicherung abgedeckt, wenn die Behandlung durch einen Arzt erfolgt.[98] Darüber hinaus ist die Akupunktur von bestimmten Formen der Zusatzversicherung abgedeckt.
Klinische Studien zeigen eine Wirksamkeit der Akupunktur z.B. bei durch Kniegelenksarthrose bedingten Schmerzen, bei chronischen Rückenschmerzen und bei der Prophylaxe von Migräneattacken. Bei diesen Beschwerden ist die Wirksamkeit von Nadelstichen deutlich höher als die einer konventionellen westlichen Therapie. So trat in den GERAC-Studien (German Acupuncture Trials, 2002–2007), den bisher umfangreichsten klinischen Untersuchungen, bei der Behandlung von tiefen Rückenschmerzen bei 47,6 % der Akupunktur-Patienten, 44,2 % der Scheinakupunktur-Patienten und nur 27,4 % der konventionell behandelten Patienten eine erkennbare Verbesserung ein. Allerdings wurde in einigen Studien auch gezeigt, dass Scheinakupunktur, bei der beliebige Stellen gestochen werden, nicht signifikant weniger wirksam ist als eine nach traditionellen Regeln durchgeführte Akupunktur.[2][3][4][5][6] Akupunktur wird zur Behandlung zahlreicher weiterer Beschwerden angeboten, doch steht in vielen Fällen ein wissenschaftlich anerkannter Beleg für die Wirksamkeit aus.[7]
Inhaltsverzeichnis
Historisches
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung der Akupunktur und Moxibustion (chinesisch 針灸, Pinyin zhēn jiǔ ‚Akupunktur und Moxibustion‘) stammt aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus. Der chinesische Historiker Sima Qian erwähnt in seinen Aufzeichnungen erstmals Steinnadeln.Die älteste Sammlung chinesischer medizinischer Schriften Innere Klassiker des Gelben Kaisers (Huangdi Neijing) aus der Zeit zwischen 200 Jahre vor und nach der Zeitenwende integriert die Aku-Moxi-Therapie in die damalige Medizin und beschreibt verschiedene Nadeln (aus Metall), Stichtechniken, Indikationen für die Anwendung bestimmter Punkte. In diesem Werk sind 160 Punkte beschrieben.
Das erste eindeutig datierbare Werk über Akupunktur ist Der Systematische Aku-Moxi-Klassiker (Zhenjiu jiayijing) von Huangfu Mi (215–282). Darin werden eine klare Terminologie, eine Topologie von 349 Akupunkturpunkten und systematische Hinweise auf deren Wirkung beschrieben. Weitere bedeutsame Schriften sind die Erläuterungen der 14 Hauptleitbahnen von Hua Boren (1341), die Untersuchungen über die acht unpaarigen Leitbahnen von Li Shizhen (1518–1593), sowie die Summe der Aku-Moxi-Therapie von Yang Jizhon (1601).
Europa 16. bis 19. Jh
Schon im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert erwähnten portugiesische Jesuiten in Briefen aus Japan das Brennen mit Moxa und die Nadeltherapie.[8] Einige Zeilen mehr schrieb der für die niederländische Ostindien-Kompanie tätige dänische Arzt De Bondt (Bontius). In der 1658 gedruckten Historiae naturalis et medicae Indiae orientalis libri sex berichtet er, dass man in Japan „bei chronischen Kopfschmerzen, bei Obstruktionen der Leber und Milz, auch bei der Pleuritis [...] mit einem silbernen oder aus Stahl gemachten Stylus, nicht viel dicker als die Saiten einer Zither, durch langsames oder sachtes Einführen die oben erwähnten Innereien“ durchbohre, so dass er auf der anderen Seite wieder heraustrete (!), was er selbst in Java gesehen habe.1683 verfasste Willem ten Rhijne (ebenfalls ein Arzt der Ostindien-Kompanie) eine ausführliche Abhandlung (Dissertatio de Arthritide: Mantissa Schematica: De Acupunctura: Et Orationes Tres), in der er die klinischen Wirkungen der Nadelstichtherapie beschrieb und dafür den Begriff Akupunktur (lat. acus = Nadel; punctura = Stich) prägte. Von ihm stammt auch eine Beschreibung des Systems der Leitbahnen, die er allerdings als Blutgefäße missverstand. Den Wirkungsmechanismus der Akupunktur interpretierte Ten Rhijne als „derivativ“ (ableitend).[9]
1712 publizierte Engelbert Kaempfer in den Amoenitates Exoticae eine ausführliche Abhandlung über die japanische Therapie von Bauchbeschwerden (japanisch senki), die er als Koliken interpretierte. Den Wirkungsmechanismus der Akupunktur interpretierte Kaempfer als „revulsiv“ (losreißend, umwälzend).[10] In seiner Abhandlung über die japanische Therapie der von ihm „Kolik“ genannten Oberbauchbeschwerden jedoch beschreibt Kaempfer ein „derivativ“ (ableitend) wirkendes Verfahren, bei dem nur Punkte in der Nähe der erkrankten Region gestochen werden.[11] [12]
Sowohl Ten Rhyne als auch Kaempfer verfassten ihre Berichte aufgrund von Beobachtungen in Japan, ohne die teils fundamentalen Unterschiede zur chinesischen Therapie zu erkennen. Unter anderem stellte Kaempfer das Führungsröhrchen (jap. 管鍼, On-Lesung: kanshin, Kun-Lesung: kudabari) vor, eine Erfindung des japanischen Akupunkteurs Sugiyama Waichi (杉山 和一; 1610–1694). Beide beschrieben weiter die „Hammernadelung“ (jap. 打鍼, On-Lesung: dashin, Kun-Lesung: uchibari), eine von dem japanischen Mönch Mubun entwickelte Therapie, welche die Leitbahnen ignoriert, dafür die Bauchregion als „Karte“ des Körpers interpretiert.[13]
Im 17. und 18. Jh. wurden die Berichte von Ten Rhijne und Kaempfer in Europa zwar zur Kenntnis genommen, eine Übernahme dieser Therapieformen in die europäische medizinische Praxis jedoch wurde vehement abgelehnt.[14]
Im Frühling 1810 wagte der Arzt Louis Berlioz (1776-1848), der Vater des Komponisten Hector Berlioz eine erste Akupunkturbehandlung. Er lebte und praktizierte in der französischen Provinzstadt La Côte-Saint-André. Die Berichte Ten Rhijnes und Kaempfers waren ihm bekannt. Kaempfers Bericht über die Behandlung der „Kolik“ bei den Japanern diente ihm als Rezeptvorlage.[15] Er behandelte eine 24jährige Patientin, die an einem „nervösen Fieber als Folge einer starken und langdauernden Angst“ litt. Symptome waren u.a. Kopfschmerz, krampfartige Schmerzen im Oberbauch, glänzende Augen und ungewöhnliche Geschwätzigkeit. Er stach mit einer Nähnadel nur Punkte im Oberbauch, also mit einem derivativ (ableitend) wirkenden Verfahren.[16] Schon der erste Einstich vertrieb die Oberbauchbeschwerden „wie durch Zauberei“. Die Akupunktur musste zunächst alle drei Tage einmal, nach zwei Monaten täglich ein bis zweimal wiederholt werden. Nach insgesamt sechs Monaten Akupunkturbehandlung waren die Beschwerden bis auf eine nach dem Aufwachen auftretende Übelkeit beseitigt.[17] Diese Restbeschwerden wurden über ein Jahr hinweg durch steigende Dosen Opium kaschiert, die benötigten Opiumdosen durch zusätzliche Gabe von Branntwein in heißem Wasser reduziert. Der Allgemeinzustand der Patientin besserte sich zusehends. Einige neue Attacken des nervösen Fiebers wurden mit der Akupunktur erfolgreich behandelt. Nach einer dieser Behandlungen konnte die Patientin die eingestochene Nadel nicht wieder herausziehen und diese verblieb im Epigastrium. Seit dieser Zeit war die Kranke vollständig geheilt. Die Nadel wurde nicht wiedergefunden, richtete jedoch auch keinen Schaden an.[18] Berlioz nahm die Akupunktur in das Repertoire seiner Behandlungsmethoden auf und behandelte damit Schmerzen im Oberbauch, Prellungen ohne Blutergüsse, Schmerzen im Bereich von Brust- und Lendenwirbelsäule, wanderndes Rheuma und „nervöse Fieber“ - nach eigenen Angaben mit Erfolg - durch Einstiche in Schmerzpunkte. Seine Beobachtungen konnte er 1816 veröffentlichen.[19] Der Sohn Hector beschrieb in seinen Memoiren den Vater als beständig arbeitenden Arzt, der sowohl in der kleinen Stadt in der er lebte, als auch in den Nachbarstädten großes Vertrauen weckte und mehr Wohltäter der Armen und Bauern war, als dass er nach seinem Stand gelebt hätte. Die Weltanschauung des Vaters stufte Hector als liberal ein, d. h. er beschrieb ihn als einen Menschen ohne soziale, politische und religiöse Vorurteile. Berühmte Ärzte hätten sich der Ideen seines Vaters bedient ohne ihn jemals zu zitieren. Den Vater in seiner Aufrichtigkeit habe dies erstaunt, aber er habe dazu lediglich gesagt: „Was soll's wenn nur die Wahrheit siegt.“
A. Haime (Arzt in Tours) und Pierre Fidèle Bretonneau (Leiter des allgemeinen Krankenhauses in Tours) griffen 1819 Berlioz’s Anregung auf und behandelten gemeinsam Patienten mit Akupunktur. Auch sie stachen nur lokale Schmerzpunkte. Bretonneau führte überdies Tierversuche aus um die Ungefährlichkeit von tiefen Stichen zu prüfen.[20]
Von 1819 bis 1825 nutzte der Pariser Augenarzt Antoine Pierre Demours (1762 – 1836) die Akupunktur in Kombination mit Schröpfen zur Behandlung von Augenerkrankungen. Nadeln und Schröpfköpfe setzte er überwiegend an der Nackenmuskulatur an.[21]
Der Militärarzt Jean Baptiste Sarlandière (1787-1838), bis 1814 in der Armee, anschließend in verschiedenen Militärspitälern tätig, hatte nach eigenen Angaben bereits im Jahre 1815 im Militärspital Montaigu einen Kataleptiker erfolgreich mit Akupunktur behandelt. Prioritätsstreit führte er mit Antoine Pierre Demours und mit Jules Germain Cloquet.[22] 1825 veröffentlichte er eine Abhandlung über Elektroakupunktur, in der er seine Erfahrungen mit dieser Akupunkturvariante darlegte. Louis Berlioz hatte bereits (1816, S. 311) die Elektropunktur vorgeschlagen. Er wurde von Sarlandière nicht erwähnt. Im Anhang zu seiner Arbeit präsentierte Sarlandière das Werk eines „holländischen Gelehrten“, nämlich medizinische Manuskripte des Isaac Titsingh. Wie Ten Rhyne und Kaempfer war Isaac Titsingh Angehöriger der Holländisch Ostindischen Compagnie. Einen Japanaufenthalt von drei Jahren und sechs Monaten nutzte er, um eine umfangreiche Sammlung japanisch chinesischer Schriften naturwissenschaftlichen und historischen Inhalts anzulegen. In Japan und Bengalen wertete er einen Teil dieser Sammlung mit Hilfe von Dolmetschern und gestützt auf eigene Kenntnisse der japanischen und der chinesischen Sprache aus. Seine Manuskripte verfasste Titsingh in englischer, französischer und holländischer Sprache. Im Jahre 1796 fuhr er zurück nach Europa, wo er sich bis zum Jahre 1801 in England, dann in Holland und schließlich in Frankreich aufhielt und vergeblich einen Verleger für seine Werke suchte. In Paris starb Isaac Titsingh im Jahre 1812. Sein Sohn und Erbe Wilhelm Titsingh verkaufte die Manuskripte seines Vaters an den Pariser Verleger Nepveu.[23] Unter dem Nachlass von Isaac Titsingh befanden sich u. a. ein japanisches anatomisches Modell mit aufgezeichneten Meridianen und Meridianpunkten und ein Werk über Akupunktur und Moxibustion mit Übersetzung im Manuskript.[24] Spätestens 1815 waren Teile aus dem Nachlass Titsinghs dem Arzt Jean-Baptiste Sarlandière zugänglich. Nach dem anatomischen Modell und / oder nach den Zeichnungen aus dem Manuskript fertigte Sarlandière im Jahre 1815 Zeichnungen für Dominique Jean Larrey an, die dieser 1819 seinem Artikel „Moxa“ im Dictionnaire des sciences médicales anfügte.[25] Kernstück der von Sarlandière veröffentlichten Titsingh-Manuskripte war eine Liste von 110 Krankheiten, die kurz beschrieben wurden, und zu denen die zu behandelnden Akupunkturpunkte – mit Bezug zu den Abbildungen - angegeben wurden: „§ 1. Bei Appetitverlust sticht man zunächst 76 (K 9), dann 58 (Ren 10), 75 (K 20) und 56 (Ren 12) (Tjuquan) und man wiederholt das über drei Tage. Tritt keine Besserung ein, streut man etwas Salz auf den Nabel und brennt darauf 17 bis 24 Moxakegel ab. …“[26] In seiner Praxis stach Sarlandière - wie alle seine Zeitgenossen außer Demours - nur Schmerzpunkte. Er ignorierte die Rezepte aus Titsinghs Nachlass, die es ihm ermöglicht hätten, nach dem Vorbild der Chinesen und Japaner mit einer Kombination aus Nah- und Fernpunkten zu behandeln. Weder Titsingh noch Sarlandière hatten erkannt, dass die japanische Schrift Shinkyū gokuhi-shō (chines. Lesung zhēn-jiŭ jíbì-chāo) aus einer eklektischen Schule stammte, die Elemente des westlichen Aderlasses mit neueren japanischen Konzepten zu verbinden suchte.[27]
Jules Cloquet begann im Herbst 1824 im Pariser Hôpital Saint-Louis die Akupunktur anzuwenden. Cloquet's Beobachtungen wurden durch Pierre Pelletan fils[28], Dantu[29] und Morand[30] veröffentlicht. Vom 20. Bis 24. Dezember 1824 experimentierten Pelletan und Cloquet im Hôpital Saint-Louis um Cloquets Vermutung, die Akupunkturwirkung beruhe auf einem galvanischen Prozess, zu objektivieren. Pelletan hatte zu diesem Zweck ein empfindliches Messgerät, den Schweigger Multiplikator, besorgt. Bei den Experimenten wurde ein Pol des Messgerätes an die eingestochene Nadel, der andere Pol an einen Draht angeschlossen, den der Proband im Mund hielt. Versuchspersonen waren Patienten, die an Neuralgien litten. Im Verlauf des Experiments nahm Pelletan bei geschlossenem Messkreis Schwingungen der Nadel des Messgerätes wahr. Pelletan bezweifelte jedoch, dass der Strom Ursache der Akupunkturwirkung sei.[31] Im Dezember 1825 schrieb Alfred Velpeau an Pierre Bretonneau: „... Jules hat sich der Akupunktur bemächtigt. Mit ihr heilt er alles. Darüber hinaus erklärt er, die Krankheiten seien keine Entzündungen sondern vielmehr ein Strom („fluide“). Nun ja, ein galvanischer, magnetischer, elektrischer, nervöser Strom, wie man will. Jedenfalls ein Strom ... der sich in den Organen anhäuft. Nun, die Nadeln beseitigen diesen Strom. Ist er größer, so macht man einen nervösen Aderlass; ist er kleiner, so nimmt man von einer anderen Person usw. Sie lachen ... es stimmt aber und der kleine Jules sticht, zerreißt und zerschneidet alle, die er mit der Nadel trifft. Nichts widersteht ihm. Alle Neuralgien, Pleuritiden, Peritonitiden, Pneumonien usw. retten sich vor dem Stecher. Bei dem ist eines wichtig: Jules wird bald vermögend sein.“[32]
Zu den Genannten gesellen sich noch folgende Ärzte, die im 1. Viertel des 19. Jh. in Frankreich über ihre Akupunkturpraxis berichteten: Pierre Augustin Béclard (1785 – 1825)[33], Henri Marie Husson (1772 – 1853)[34], A. Lacroix[35] Meyranx und François Victor Bally (1775 – 1866)[36], Emile Andrieux (1795 – 1862)[37] sowie François Magendie[38] Die Liste ist sicher nicht vollständig.
In England und in Deutschland war die Reaktion auf die französische Akupunkturwelle verhalten. Paris war zu Beginn des 19. Jh. tonangebend für die europäische Medizin und so besuchten viele europäische Ärzte die Pariser Kliniken um sich über den neusten Stand der Wissenschaft zu informieren. J. M. Churchill in England[39], J. B. Bernstein[40] und Eduard Graefe[41] in Deutschland schilderten in ihren Reiseberichten nicht ohne Verwunderung wie sehr sich die französischen Ärzte für die Akupunktur engagierten. In der medizinischen Praxis ihrer Heimatländer jedoch wurde die Akupunktur ignoriert.
Auch in Frankreich ebbte die Euphorie ab.[42] In den wissenschaftlichen medizinischen Zeitschriften wurde die Akupunktur nicht mehr erwähnt.
Europa 20. Jh
In der westlichen Welt wurde die Akupunktur ab 1929 insbesondere durch den französischen Diplomaten George Soulié de Morant bekannt gemacht,[43] der die Akupunktur in seinen Schriften zu Beginn der 1930er Jahre als vermeintlich wichtigsten Zweig der chinesischen Medizin beschrieb und die erfolgreiche Behandlung von Cholera-Fällen durch chinesische Akupunkteure beobachtet haben will.[44]Volksrepublik China 19. und 20. Jh.
1822 ließ Kaiser Daoguang Akupunktur sowie Moxibustion an der Kaiserlichen Medizinischen Akademie verbieten.[45] Ende des 19. Jahrhunderts wurde unter der Mandschu-Dynastie im Zuge der Modernisierung ein allgemeines Verbot der Akupunktur ausgesprochen. Auch in der Volksrepublik China wurde die Akupunktur zunächst verboten, um die gewünschte Umorientierung des Gesundheitssystems in Richtung eines wissenschaftlichen Fundaments zu fördern. Jedoch gelangte die Kommunistische Partei Chinas bald zu der Auffassung, dass das Land zu wenige nach wissenschaftlichen Standards ausgebildete Mediziner besaß, die es allein medizinisch versorgen konnten. Daher wurden etwa 500.000 TCM-Praktizierende als sogenannte Barfußärzte ins staatliche Gesundheitssystem integriert, verbunden mit der Hoffnung, dass sie mit der Zeit immer stärker wissenschaftliche Arbeitsweisen übernehmen würden. Weltweit großes Aufsehen und heftige Debatten erregte die während der frühen siebziger Jahre in China vorgenommene Anästhesierung durch Akupunktur. Große Teile der traditionellen chinesischen Medizin einschließlich der Akupunktur sind bis heute neben der nach westlichen Normen betriebenen Medizin weit verbreitet und ins universitäre Bildungssystem integriert.[46]Konzept der Akupunktur
Nach der traditionellen chinesischen Medizin
Die Akupunktur basiert auf der Lehre von Yin und Yang, die später durch die Fünf-Elemente-Lehre und der Lehre von den Meridianen ergänzt wurde. Sie verwendet drei Verfahren:- Einstechen von Nadeln in die Akupunkturpunkte
- Erwärmen der Punkte (Moxibustion)
- Massage der Punkte (Tuina, Akupressur)
Da die von der traditionellen chinesischen Medizin angenommenen Wirkmechanismen wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden konnten, diese sogar etablierten Erkenntnissen über Funktion und Aufbau des menschlichen Körpers widersprechen, und sich auch kein anderer Wirkmechanismus nachweisen lässt, wird für die Wirksamkeit häufig der Placebo-Effekt verantwortlich gemacht.[47] Diese und ähnliche Ergebnisse aus anderen Bereichen der Alternativmedizin haben zu einer verstärkten Diskussion darüber geführt, wie sich der Effekt auch in der konventionellen Medizin besser ausnutzen lässt. Scheinakupunktur ist jedoch kein klassisches Placebo.[48][49]
Die Akupunktur gehört nach diesem Verständnis zu den Umsteuerungs- und Regulationstherapien.
Noch älter als die Akupunktur ist die Akupressur, bei der die Punkte mit Hilfe der Fingerkuppen oder auch mit Hilfe von Werkzeugen massiert werden, weshalb die Akupressur auch als eine nicht-invasive Form der Akupunktur betrachtet werden kann.
Nach der evidenzbasierten naturwissenschaftlichen Medizin
Nach dem Vietnamkrieg zog das US-Militär Erkundigungen ein über den Nutzen der Akupunktur-Anästhesie. Noch heute finanziert das US-Militär Akupunkturstudien.[51][52]Aus der Sicht der Naturwissenschaft beruht das Wirkungsprinzip der Akupunktur auf der Reizung bestimmter Körperpunkte, wodurch möglicherweise Einfluss auf die Regulation des Körpers genommen wird. Einige Studien kommen zu dem Ergebnis, dass durch periphere Stimulation bestimmter Akupunkturpunkte vermehrt Endorphine im Bereich des Mittelhirns ausgeschüttet werden.[53][54][55][56][57][58]
Heutzutage geht man davon aus, dass das Molekül Adenosin für die Wirkung der Akupunkturnadeln eine wichtige Rolle spielt. 2010 berichtet US-Neurowissenschaftler von der University of Rochester im Bundesstaat New York in Nature Neuroscience, dass in unmittelbarer Nähe der Nadelstiche der Adenosin-Level im Gewebe um das Mehrfache gestiegen war.[59][60][61]
Was genau bei einer Akupunktur im Körper abläuft, ist noch nicht aufgeklärt. Bislang liegen nur Studien mit überwiegend kleinen Patientenzahlen und unterschiedlichen, teilweise sich widersprechenden Ergebnissen vor.
Abwandlungen
Abwandlungen wie das in Japan entwickelte Shônishin (japanisch shôni = Kleinkind, shin = Akupunkturnadel) verwendet stumpfe Gegenstände statt Nadeln.[62]Das Konzept der Ohrakupunktur (auch Auriculotherapie genannt) wurde vom französischen Arzt Paul Nogier entwickelt. 1954 berichtete er erstmals in der Deutschen Zeitschrift für Akupunktur über seine Erfahrungen und 1961 stellte er seine Diagnose- und Therapieform auf einem Akupunkturkongress in Deutschland vor. Die Behandlung über das Ohr ist zwar auch aus der chinesischen Akupunktur bekannt, es werden dort jedoch nur wenige Punkte und diese auch nur selten verwendet. Weitere Formen der Ohrakupunktur sind die Implantat-Akupunktur[63] und die Neuroaurikulotherapie(NAT).
Daneben besteht noch das Konzept der koreanischen Handakupunktur, bei der die Nadeln in die Hände gestochen werden. Weiterhin existieren die von dem japanischen Arzt Toshikatsu Yamamoto in den 1960er Jahren entwickelt Schädelakupunktur (YNSA) und die Fußakupunktur.
Eine weitere neuzeitliche Entwicklung ist die Behandlung von Akupunkturpunkten mit einem Laser mit niedriger Leistungsdichte im roten oder infraroten Bereich (Laserakupunktur, Low-Level-Lasertherapie).
Die Mesotherapie ist eine Injektionsakupunktur, bei der homöopathische oder niedrigdosierte Wirkstoffe appliziert werden.
Durchführung
Eine Akupunktursitzung dauert etwa 20 bis 30 Minuten. Dabei wird der Patient ruhig und entspannt gelagert, typischerweise liegt er oder sitzt bequem. Vor dem Einstich einer Nadel wird die Stelle und die unmittelbare Umgebung leicht massiert. Während einer Sitzung werden so wenige Punkte wie möglich gestochen. Manche Autoren geben eine Maximalzahl von 16 an, die aber in Einzelfällen überstiegen werden kann.Einsatzgebiete
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte 2003 eine Indikationsliste für Akupunktur.[64] Diese Veröffentlichung wurde unter Ausschluss der Wissenschaftsgemeinschaft erstellt und keinerlei Peer-Review unterzogen. Sie spiegelt nicht den Stand der Forschung über Akupunktur wider. Kritiker gehen davon aus, dass in diesem Fall die WHO von Akupunkturbefürwortern, die zu dieser Zeit eine Machtposition in der Organisation erlangen konnten, instrumentalisiert wurde.[65] Diese Liste umfasst folgende Bereiche:- Erkrankungen des Atmungssystems (etwa akute Nasennebenhöhlenentzündung)
- Gastrointestinale Störungen (etwa chronische Magengeschwüre)
- Schlafstörungen
- Bronchialasthma
- Neurologische Störungen (etwa nach Schlaganfällen)
- Augenerkrankungen (etwa zentrale Retinitis)
- Muskuloskeletale Erkrankungen (etwa Cervicobrachialsyndrom)
- Erkrankungen im Mundbereich (etwa Schmerzen nach Extraktionen, Gingivitis).[66]
Das US-amerikanische National Institutes of Health wertete alle vorhandenen Studien zur Akupunktur aus und bemängelte dabei die oftmals schlechte Qualität vieler Studien. In einem Bericht, den ein von Alternativmedizinern dominiertes Komitee[67] erstellte, wird dagegen auf vielversprechende Ergebnisse hingewiesen, die auf die Wirksamkeit in zahlreichen Bereichen hindeuten.[68]
Nebenwirkungen
Im Allgemeinen treten bei sachgemäßer Handhabung der Akupunktur kaum Nebenwirkungen auf. Mögliche Nebenwirkungen sind:- Die Ausbildung eines Hämatoms an der Einstichstelle.
- Bei langen Verweildauern von Nadeln („Dauernadeln“), egal welchen Materials, kann es vermehrt zu Entzündungen kommen.
- Es können vereinzelt Blutstropfen austreten.
- Bei bestimmten Punkten oder Punktkombinationen kann dem Patienten schwindlig werden.
- Kurzzeitiger Bewusstseinsverlust kann auftreten (sehr selten, bei unsachgemäßer Punktwahl oder zu starker Stimulation).
- Taubheitsgefühl
- Organverletzungen, wie etwa ein Pneumothorax (selten) durch eine unbeabsichtigte Verletzung der Lunge.
- Eine systematische Übersicht aller Verletzungen von Blutgefäßen, die durch Akupunktur erzeugt wurden und in der Fachliteratur dokumentiert wurden, fand 21 Fälle, einige davon mit sehr ernsten Komplikationen. Drei Patienten verstarben infolge dieser Zwischenfälle. Die Autoren zogen daraus den Schluss, dass vaskuläre Zwischenfälle selten sind.[69]
- Silikonisierte Akupunkturnadeln können durch Ablagerung kleinster Mengen Silikon in der Haut Granulome verursachen.[70][71][72][73]
Gegenanzeigen
Es gibt verschiedene Gruppen von Menschen, bei denen manche Ärzte von einer Akupunkturbehandlung abraten, zum Beispiel:- Menschen, die blutgerinnungshemmende Cumarin-Derivate Phenprocoumon, Warfarin einnehmen (insbesondere ohne stabile Einstellung) [76]
- Menschen mit Erkrankungen der Haut (Ekzeme, Nesselsucht, Dermatitis usw.) an den lokal betroffenen Stellen
- Menschen mit bestimmten Nervenkrankheiten und Sensibilitätsstörungen der Haut (zum Beispiel Polyneuropathien mit eingeschränktem Schmerzempfinden an den lokal betroffenen Stellen)
- Epileptiker (wegen der Gefahr eines epileptischen Anfalls)
- Menschen mit schweren ansteckenden Krankheiten (beispielsweise Tuberkulose)
- Menschen mit bestimmten Tumorarten
- Menschen mit einem schlechten Allgemeinzustand (in solchen Fällen sollte ein Arzt konsultiert werden)
- Babys und kleine Kinder
- In Bereichen akuter Entzündungen, Knochenbrüchen, frischen Verletzungen
- Wenn eine Salbe, Creme, Tönung oder ein Make-up usw. auf der Haut aufgetragen wurde, können geringe Mengen des aufgetragenen Mittels an der Einstichstelle unter die Haut gelangen und unerwünschte Reaktionen auslösen.
Elektro-Akupunktur darf bei Epileptikern nicht angewandt werden, weil der elektrische Strom epileptische Anfälle auslösen könnte. Auch Menschen mit einem Herzschrittmacher dürfen nicht elektro-akupunktiert werden, weil der elektrische Strom das Gerät irritieren könnte.
Wissenschaftliche Beurteilung
Einige Vertreter der konventionell westlichen Medizin sehen es weiterhin als Aufgabe der Forschung an, der hinter der Akupunktur stehenden Theorie der Meridiane und Akupunkturpunkte wissenschaftlich nachzugehen. Andere Vertreter halten diese Ideen für so abwegig, dass sie keinen Bedarf für genauere Nachforschungen mehr sehen. Die bislang größte weltweite prospektive und randomisierte Untersuchung (GERAC-Studien) kommt zum Schluss, dass die Akupunktur genauso wirksam sei wie eine Scheinbehandlung an benachbarten, aber nichtklassischen Punkten (Placebo). Eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2011, in der 57 systematische, seit 2000 veröffentlichte Übersichtsarbeiten untersucht wurden, kam zu dem Ergebnis, dass es wenig Beweise dafür gibt, dass Akupunktur eine effektive Behandlung bei Schmerz ist.[7]Sowohl prinzipielle Befürworter als auch Gegner der Akupunktur warnen davor, bei schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs, Multipler Sklerose oder Schlaganfall Akupunktur anzuwenden. Befürworter begründen, dass solche Erkrankungen Gegenanzeigen gegen die Akupunktur seien, weil eine fördernde (in diesem Zusammenhang nachteilige, weil der Erkrankung Vorschub leistende) Wirkung der Akupunktur die Krankheit noch verschlimmern könnten, indem sie beispielsweise bei Krebserkrankungen die Zellen zur unerwünschten Vermehrung anregen würden. Eine solche fördernde Wirkung wurde jedoch nie nachgewiesen. Gegner der Akupunktur halten den Einsatz der Methode besonders bei schwerwiegenden Erkrankungen für gefährlich, weil konventionelle Therapien zugunsten der Akupunktur häufig nicht oder erst zu spät eingesetzt werden.
GERAC-Akupunktur-Studien
Die GERAC-Studien (2002–2007) (German Acupuncture Trials) sind die weltweit größten prospektiven und randomisierten Untersuchungen zur Wirksamkeit der Akupunktur im Vergleich zu einer leitlinienorientierten Standardtherapie für die volkswirtschaftlich relevanten Indikationen chronischer Kreuzschmerz, chronischer Schmerz bei Kniegelenksarthrose, chronischer Spannungskopfschmerz und chronische Migräne. Ein Leitungsgremium an der Ruhr-Universität Bochum (Sprecher Hans-Joachim Trampisch) steuerte die deutschlandweiten Studien unter Beteiligung von sechs Universitäten (Essen, Heidelberg, Marburg, Mainz und Regensburg) und über 500 ambulanten Ärzten.[77] An der Konzeption und Durchführung der GERAC-Studien war entscheidend die wissenschaftliche Fachgesellschaft Forschungsgruppe Akupunktur beteiligt.[78] Die dreiarmigen Studien verglichen an insgesamt 3500 Patienten eine Akupunktur an chinesischen Akupunkturpunkten (Verum) mit einer Akupunktur an nicht chinesischen Punkten (Sham) und einer konventionellen Therapie. Hierbei zeigte sich, dass etwa 11 Akupunkturbehandlungen innerhalb von 6 Wochen der konventionellen Standardtherapie bei chronischem Kniegelenksarthroseschmerz und bei chronischem Kreuzschmerz überlegen war.[3][4] Bei Migräne war der Therapieerfolg einer Akupunktur über 6 Wochen mindestens so hoch wie derjenige einer 6 monatigen prophylaktischen medikamentösen Therapie, mit täglicher Einnahme von Betablockern.[5] Ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Akupunkturformen Verum und Sham konnte, wie in vielen anderen Studien auch, in keiner der Studien gezeigt werden.[3][4][5][6] Das Studienprotokoll wurde allerdings bereits während der Studien frei publiziert.[79] Einige Kritiker halten wegen dieser Entblindungen den Wert der GERAC-Studien für herabgesetzt.[80][81]Auf der Grundlage der GERAC-Studien entschied der Gemeinsame Bundesausschuss, dass Akupunktur seit 1. Januar 2007 bei Rückenschmerzen und chronischen Gelenkschmerzen Teil der Kassenleistung ist.[82] „Die allein historisch begründete Darstellung der Punktspezifität chinesischer Akupunkturpunkte in der ärztlichen Akupunkturausbildung (Akupunktur Fort- und Weiterbildungsseminaren) ist klinisch wenig relevant.“[83] Die 2009 aktualisierten internationalen Cochrane-Reviews, deren Resümee wesentlich durch die Ergebnisse der GERAC-Studien beeinflusst wurden, kommen zu dem Schluss, dass die Akupunktur „eine wertvolle nicht pharmakologische Therapiemöglichkeit bei Patienten mit häufigem episodischem Spannungskopfschmerz darstellt“ und dass die „Akupunktur bei Migräne mindestens so wirksam, möglicherweise auch wirksamer, als eine medikamentöse prophylaktische Therapie ist, und dies bei geringeren unerwünschten Wirkungen“.[84][85]
Studien im Rahmen des „Modellvorhabens Akupunktur“
Einige deutsche gesetzliche Krankenversicherungen, unter Führung der Techniker Krankenkasse, betrieben das „Modellvorhaben Akupunktur“, in dem überprüft werden sollte, ob es sinnvoll wäre, die Akupunktur in den Leistungskatalog aufzunehmen. Dieses Projekt wurde vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie des Berliner Universitätsklinikums Charité wissenschaftlich unterstützt und beinhaltete drei Studien:- Acupuncture Safety and Health Economics Studies (ASH)[86]
- Acupuncture in Routine Care Studies (ARC)[87]
- Acupuncture Randomized Trials (ART)[88]
Weitere Studien
Die Ergebnisse einer großen Zahl von chinesischen Akupunkturstudien, die alle die Wirksamkeit der Methode belegen sollen, werden in wissenschaftlichen Kreisen aufgrund der Methodik angezweifelt.[94] Praktisch bei allen chinesischen Studien zur Akupunktur wird nicht randomisiert und prospektiv und nicht mit geeigneten Kontrollgruppen gearbeitet.Ein anderer Ansatz zur Erforschung der Akupunktur besteht in dem Versuch, mögliche physiologische Wirkungsmechanismen aufzudecken und wissenschaftlich haltbare Nachweise der Ortslokalisation von Organ-, Schmerz- und Triggerpunkten zu erbringen.[95] Ein belastbarer Nachweis wurde bisher noch nicht erbracht.
Haltung der Krankenkassen
Seit dem 1. Januar 2007 erstatten alle deutschen gesetzlichen Krankenkassen gemäß einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses in Deutschland Akupunkturbehandlungen bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule und in den Kniegelenken bei Kniegelenksarthrose im Rahmen eines schmerztheraputischen Gesamtkonzepts.[96] Die Behandlung von Kopfschmerzen durch Akupunktur wurde nicht in den Leistungskatalog aufgenommen, da kein Vorteil gegenüber der Standardtherapie festgestellt worden war.[82] Alle anderen Akupunkturbehandlungen sind ebenfalls nicht Leistung der gesetzlichen Krankenkassen und müssen deshalb selbst bezahlt werden.Teil dieses Beschlusses ist auch die Erhöhung der notwendigen Qualifikation der Ärzte: Neben der ärztlichen Zusatzbezeichnung „Akupunktur“ wird der Nachweis der jeweils 80-stündigen Kurse „Spezielle Schmerztherapie“ und „Psychosomatische Grundversorgung“ vorausgesetzt.
Viele deutsche private Krankenversicherungen, Beihilfen und die Postbeamtenkrankenkasse bezahlen Akupunktur zur Behandlung von Schmerzen im Rahmen der Gebührenordnung für Ärzte,[97] nach Einzelfallentscheidung meist auch für weitere Diagnosen. Vertragsabhängig werden auch Heilpraktikerleistungen ersetzt.
Eine weitere Möglichkeit der Kostenübernahme oder Kostenbeteiligung besteht durch Heilpraktiker-Zusatzversicherungen, da auch Heilpraktiker mit TCM-Ausbildung Akupunktur anbieten.
In der Schweiz wird die Akupunktur über die Grundversicherung abgedeckt, wenn die Behandlung durch einen Arzt erfolgt.[98] Darüber hinaus ist die Akupunktur von bestimmten Formen der Zusatzversicherung abgedeckt.
Literatur
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Weblinks
Commons: Acupuncture – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Akupunktur – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- Metastudie der Weltgesundheitsorganisation zu kontrollierten klinischen Studien über die Wirksamkeit der Akupunktur bei verschiedenen Krankheiten und Beschwerden (engl.)
- Ruhr-Universität-Bochum GERAC PM
Einzelnachweise
- Der westliche Terminus Meridian ist miverständlich, da es sich nicht um Projektionslinien handelt. Der zugrunde liegende chinesische Terminus jingluo ist eigentlich als Trakte und Kanäle zu übersetzen.
- journalMED: Neurologen: Akupunktur hilft gegen Migräne nur wie ein Placebo, aufgerufen am 27. Mai 2010
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- Haake M, Müller HH, Schade-Brittinger C, Basler HD, Schäfer H, Maier C, Endres HG, Trampisch HJ, Molsberger A. German Acupuncture Trials (GERAC) for chronic low back pain: randomized, multicenter, blinded, parallel-group trial with 3 groups. Arch Intern Med. 2007 Sep 24;167(17): 1892-8.
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- W. Michel (1993)
- Willem ten Rhijne 1683, nach Bowers / Carrubba 1974, S. 184: „Den Kopf sticht man bei Kopfschmerzen, Benommenheit, Epilepsie, Augenschmerzen und bei anderen Erkrankungen des Kopfes durch schädigenden Wind. Das Abdomen wird bei Kolikschmerzen, Dysenterie, Appetitlosigkeit, Hysterie .... und bei Magenschmerzen gestochen.“.
- Lemgo 1712 Amoenitatum exoticarum politico physico medicarum fasciculi V., S. 598: „Zum Ablocken der Dämpfe (und das ist der Sinn des Brennens) würde sich nach europäischem Urteil derjenige Ort am besten eignen, der dem erkrankten Teil am nächsten liegt. Die japanischen Ärzte wählen jedoch oft weit entfernte Punkte, die mit der erkrankten Region nach anatomischen Grundsätzen nur durch die allgemeine Körperhülle verbunden sind ... Das Schulterblatt wird mit Erfolg gebrannt um den Magen zu heilen und um den Appetit anzuregen, die Wirbelsäule bei Pleurabeschwerden, die Adduktoren des Daumens bei Zahnschmerzen auf derselben Seite. Welcher Anatom kann hier eine Gefäßverbindung aufzeigen?“
- W. Michel: Engelbert Kaempfer und die Medizin in Japan In: Detlef Haberland (ed.): Engelbert Kaempfer - Werk und Wirkung. Boethius-Verlag, Stuttgart 1993, pp. 248-293. (Digitalisat)
- Revulsiv / derivativ ist ein Gegensatzpaar, dem das Gegensatzpaar Humoralpathologie / Solidarpathologie zuzuordnen ist. Mit dem Aufblühen der anatomischen Forschung zu Beginn der Neuzeit wurde die Humoralpathologie zugunsten der Solidarpathologie verdrängt.
- Wolfgang Michel: Japans Rolle in der frühen Vermittlung der Akupunktur nach Europa. Deutsche Zeitschrift für Akupunktur, Vol. 36, No. 2, April 1993, S. 40-46.
- Dazu 1787 der Arzt Vicq d'Azyr im Artikel „Acupuncture“ der von Charles-Joseph Panckoucke verlegten Encyclopédie méthodique. (Abteilung Médecine, Bd I, S. 184 - 188):„… Das bei Chinesen und Japanern gebrauchte System der angeblichen schlechten Säfte („humeurs“), denen sie durch die Akupunktur Abzug zu verschaffen glauben, ist nicht fundiert. Wer die „économie animale“ gut kennt und über die Natur der Krankheiten nachgedacht hat soll entscheiden, ob wir es bedauern müssen, dass dieses Mittel bei uns noch nicht angewendet wurde. ...“ Ähnlich 1812 der Arzt Henri Bédor (1784–1840) im Artikel „Acupuncture“ des von Charles-Louis Fleury Panckoucke (1780-1844) verlegten Dictionnaire des sciences médicales (Bd I, S. 149 – 150).
- Kaempfer 1712, S. 584.
- „Kolik“, „Aufstoßen der Gebärmutter“ und „Hysterie“ waren - aus antiken und mittelalterlichen Quellen hergeleitet - zu Berlioz’s Zeiten Synonyme. 1802 hatte Berlioz in Paris eine Doktorarbeit mit dem Titel - Über die Phänomene und Krankheiten welche das erste Auftreten der Regelblutung erzeugt. – geschrieben.
- Louis Berlioz. Mémoire sur les maladies chroniques, les évacuations sanguines et l'acupuncture. Paris : Croullebois 1816, S. 302.
- L. Berlioz 1816, S. 304.
- L. Berlioz 1816, S. 296 – 311.
- Haime. Nôte sur l'acupuncture et observations médicales sur ses effets thérapeutiques. In: Journal universel des sciences médicales. Paris, 1819 Bd XIII, S. 27 - 42.
- Journal universel des sciences médicales. Paris, 1819 Bd XV, S. 107 – 113. … Revue médicale. Paris, 1825 Bd II, S. 155. Bis zur Mitte des 19. Jh. wurde in Frankreich - auch in der Universitätsmedizin - das Haarseil (séton) - ein Verfahren zur Erzeugung von Eiterungen im Nacken - zur Behandlung von Augenerkrankungen eingesetzt (M. A. Jamin. Manuel de petite chirurgie. 3. Ed. Paris 1860, S. 551 – 561 : Séton.) So war es auch für Demours naheliegend, zur Behandlung der Augen Nadeln in die Nackenmuskulatur einzustechen. Sein Verfahren ist damit als revulsiv wirkend einzustufen.
- Jean Baptiste Sarlandière. Mémoire sur l’électropuncture, considerée comme moyen nouveau de traiter efficacement la goutte, les rhumatismes et les affections nerveuses, et sur l’emploi du Moxa japonais en France ; suivis d'un Traité sur l'acupuncture et du Moxa, principaux moyens curatifs chez les peuples de la Chine, de la Coreé et du Japon. Ornés de figures japonaises. Paris 1825, Vorwort, S. II.
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- Sarlandière 1825, Vorwort. - Jean-Pierre Abel-Rémusat in: Nouveaux Mélanges Asiatiques. Paris 1829, Bd I, S. 374 - 375. Der französische Sinologe Jean-Pierre Abel-Rémusat schrieb über dieses Werk: „... Das Original umfasst 67 Seiten von kleinem Format, von denen 14 Seiten mit Zeichnungen ausgefüllt sind. Der chinesische Titel lautet Tchin kieou ki pi tchao, das bedeutet Beschreibung der besten Geheimnisse für den Gebrauch der Nadel und der Moxa. Es wurde im Jahre 1780 in Foukousima in der Provinz Mouts von einem Arzt geschrieben, der (auf chinesisch) Tai tchong youan von Ki moura heißt und Schüler des Doktor Fara taiyan von Miyako war. ...“ (Nouv. Mélanges Asiatiques. Paris 1829, Bd I, S. 374).
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- T. M. Dantu. Quelques propositions sur l’acupuncture. Thèse, Paris : Didot le Jeune 1825. - Traité de l’acupuncture, d'apres les observations de M. Jules Cloquet, et publié sous ses yeux. Paris : Béchet Jeune 1826.
- M. Morand. Mémoire sur l'acupuncture, suivi d'une serie d’observations recueillies sous les yeux de M. Jules Cloquet. Paris : Crevot 1825.
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- P. Triaire. Brétonneau et ses correspondants ; ouvrage comprenant la correspondance de Trousseau et de Velpeau avec Brétonneau. 2 Bände. Paris 1892, Bd I, S. 589.
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- Revue médicale. Paris 1825, Bd I, S. 476. Husson war ein ausgesprochener Anhänger der Lehre von François Broussais („doctrine physilogique“).
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- Journal de Physiologie. Paris 1826, Bd VI, S. 156. - Revue médicale Paris 1826, Bd III, S. 147 - 148.
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- Ärzteblatt: C. M. Witt u. a.: Wirksamkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Akupunktur – Ein Modellvorhaben mit der Techniker Krankenkasse, Efficacy, effectiveness, safety and costs of acupuncture. In: Deutsches Ärzteblatt 103/2006, S.A-196/B-169/C-167.
- The Lancet C. Witt u. a.: Acupuncture in patients with osteoarthritis of the knee: a randomised trial In: The Lancet 366/2005, S.136–43. DOI:10.1016/S0140–6736(05)66871–7.
- Wettig, D., The Acupuncture Randomized Trials Study (Back Pain) Was Unblinded Too Early, Arch Int Med. Archinte.ama-assn.org. 24. Juli 2006. doi:10.1001/archinte.166.14.1527-b. Abgerufen am 19. Juni 2010.
- Wettig, D, Acupunct Med. 2006 Mar;24(1):38; author reply 38. Potential unblinding of ART study. PMID.
- Zitiert nach E. Ernst: Warum klappt das nur in China? In: MMW-Fortschr Med. Nr. 47 / 2006 (148. Jg.), S. 24.
- A. Otti, M. Noll-Hussong: Acupuncture-induced pain relief and the human brain's default mode network - an extended view of central effects of acupuncture analgesia. In: Forschende Komplementärmedizin (2006). Band 19, Nummer 4, 2012, S. 197–201, ISSN 1661-4127. doi:10.1159/000341928. PMID 22964986.
- GBA-Beschluss (PDF; 97 kB).
- Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)
- www.comparis.ch.
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