Vorwort
VON JAMES DEMEO UND BERND SENF
Die Arbeiten und Entdeckungen Wilhelm Reichs sind umfassend und grundlegend. Sie berühren beinahe jede größere sozial- oder naturwissenschaftliche Theorie und Disziplin. Ausgehend von Beobachtungen zu den spontanen plasmatischen Bewegungen des lebenden Organismus, folgte Reich seiner ungewöhnlichen Fragestellung nach den Funktionsgesetzen des Lebendigen. Er verband dabei wissenschaftliche Herangehensweise und systematisches, logisches Denken mit klarer, kritischer Beobachtungsgabe lebendiger Prozesse und ihrer Störungen. Diese Vorgehensweise zieht sich wie ein roter Faden durch die scheinbar so unterschiedlichen Gebiete seiner Forschungen, der seine bedeutenden wissenschaftlichen Entdeckungen und Durchbrüche miteinander verknüpft. Und dennoch werden die meisten Experten und Laien kaum seinen Namen kennen. Selbst wenn ihnen seine Arbeiten bekannt sind, wird er selten von ihnen ernst genommen oder als Pionier und Entdecker zitiert. Warum? Wieso wird Reich gerade in wissenschaftlichen Kreisen und in den Massenmedien so selten erwähnt? Und wenn, dann meist nur in verzerrter, entstellender, spöttischer oder gar diffamierender Weise? Diese Frage wurde eloquent von einem bekannteren Kritiker der medizinischen Orthodoxie, Ronald D. Laing, in einem Reich gewidmeten Papier von 1968 in Worte gefasst. Seitdem Laing diese Zeilen verfasste, hat es zwar ein wachsendes Interesse an den Reichschen Forschungen und Entdeckungen gegeben, insbesondere in Europa und in den vom Mainstream abweichenden wissenschaftlichen und sozialen Bewegungen, doch in bezug auf die Hauptströmungen der akademischen Wissenschaft hätte er sie ebenso heute schreiben können:
„Es ist, als ob er nie existiert hätte. Nur wenige Medizinstudenten werden, wenn überhaupt, seinen Namen gehört haben, zumindest nicht an ihrer medizinischen Fakultät, und sie werden ihm nie in ihren Lehrbüchern begegnen. Nicht dass seine Ansichten unwissenschaftlicher wären als viele der heute gelehrten - die wiederum nicht wissenschaftlicher sind als die klinischen Dogmen von vor nur 50 Jahren, über die wir uns heute gerne lustig machen oder auf die wir herabsehen. Reichs Thesen zu den gesellschaftlichen Einflüssen auf die Funktionen des sympathischen, parasympathischen und zentralen Nervensystems und unsere Biochemie sind nachprüfbar, aber sie wurden nie
nachgeprüft, wie so vieles wirklich Bedeutende.
Ob man nun mit diesem oder jenem Aspekt seiner Theorie und Praxis übereinstimmt oder nicht, Reich war zweifellos ein großer Kliniker mit einer ungewöhnlich großen Bandbreite. Er verstand den Schlamassel, in dem wir uns alle - der hysterische, besessene, psychosomatische Homo normalis - befinden, so gut wie kaum ein anderer. Und dennoch kann man Hunderte von Zeitschriften in der Royal Society of Medicine durchsehen, ohne ihn je erwähnt zu finden. Wieso wird Reich nie erwähnt?“ (Laing 1993).
Die Antwort auf diese Frage lautet: Reich hat zu viel entdeckt, als dass es der gewöhnliche Mensch oder der gewöhnliche Naturwissenschaftler einfach und schnell aufnehmen könnte. Seine Entdeckungen haben weitreichende Auswirkungen auf die meisten Sozial- und Naturwissenschaften: Psychoanalyse, Sexologie, Psychologie, Erziehungswissenschaft, Medizin, Krebsforschung, Hämatologie, Mikrobiologie, Forschungen zur Biogenese, Elektrobiologie, Biophysik, Nuklearmedizin, Nuklearphysik, Ökologie, Ökonomie, Umweltwissenschaften, Forstwirtschaft, atmosphärische Wissenschaften, Astrophysik - um nur einige zu nennen. Orthodoxe Wissenschaftler sind in einigen Fällen zu sehr ähnlichen Ansichten gekommen wie denen, die Reich fünf Jahrzehnte zuvor formuliert hatte. Und dennoch ist selten bekannt, dass Reich der eigentliche Entdecker war, oder wenn es bekannt ist, wird es nur selten gewürdigt. Woher kommt diese weitverbreitete, systematische Furcht vor und die Abwehr gegenüber Reich, dieses Ausweichen vor dem Wesentlichen, das in seinem Werk ans Licht gebracht wird?
Auf den ersten Blick, oder wenn man sich nur flüchtig mit ihm befasst, kann Reich Unglauben hervorrufen. Es ist alles zu viel. Und doch lässt sich bei genauerer Untersuchung vieles finden, was seine zentralen Thesen und Entdeckungen stützt. Diese neuen Entdeckungen verlangen nach einer vollständigen Neubewertung der meisten der heute vorherrschenden wissenschaftlichen Ideen - und damit nach einem Paradigmenwechsel im wahrsten Sinne des Wortes. Wir sagen mit aller Vorsicht: Reichs Format und seine Entdeckungen sind mit denen eines Galilei zu vergleichen, und wir sind uns dessen bewusst, wie anpreisend und selbstgerecht solche Vergleiche in der heutigen anmaßenden Welt wirken. Die großen Stiftungen und Institutionen der „offiziellen Wissenschaft“ vergeben routinemäßig Preise und Auszeichnungen, doch nur an die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren Arbeiten die allgemein akzeptierten Theorien stützen oder die die ökonomische und politische Macht bestehender Institutionen noch vergrößern. Das Fernsehen und die Zeitungen berichten hierüber unkritisch. Jede Woche bringt uns einen neuen „Durchbruch“ auf diesem oder jenem Gebiet der Medizin oder der Physik - aber ein oder zwei Jahre später ist alles wieder vergessen, und wenig
hat sich praktisch geändert. Nur wenige mutige Sozialreformer und ketzerische Wissenschaftler wagen es, die „offizielle Wissenschaft“ und die „offizielle Medizin“ in Frage zu stellen, aber sie werden im allgemeinen ignoriert oder ausgegrenzt. Und ebenso werden ihre Einwände erst nach größeren gesellschaftlichen oder ökologischen Katastrophen ernst genommen.
Reich war ein solcher ketzerischer Wissenschaftler und Sozialreformer. Seine Entdeckungen wurden von den Kreisen „offizieller“ Wissenschaft oder Medizin nie ernsthaft beachtet (außer vielleicht, um sie zu attackieren), doch haben sie bedeutende gesellschaftliche und ökologische Katastrophen vorausgesagt, einige im allgemeinen positive, gesellschaftliche Veränderungen angeregt und neue wissenschaftliche und medizinische Entdeckungen hervorgebracht. Seine Bücher und experimentellen Ergebnisse ziehen, noch Jahrzehnte nach ihrer Entstehung, das Interesse einer wachsenden Zahl von Menschen auf sich. Seine Entdeckungen stellen nach wie vor eine der stärksten und ernsthaftesten Bedrohungen der unheiligen Allianz von Macht, Geld, Wissenschaft und Hierarchien in der heutigen Welt dar - ein weiterer wesentlicher Grund dafür, dass sein Werk häufig angegriffen oder verschleiert, aber selten rational kritisiert wurde. Seine Entdeckungen tragen den Keim zu umwälzenden Veränderungen in sich, gesellschaftlich wie wissenschaftlich, weswegen sie sich die Feindschaft der Mächtigen zuzogen, die sie unterdrückten (Greenfield 1995; Reich 1997).
Reich wurde für seine Entdeckungen ins Gefängnis gesteckt und starb darin, und seine Bücher wurden auf gerichtliche Anordnung hin verbrannt - Mitte der fünfziger Jahre in den USA. Menschen in Europa können dies kaum glauben, da die USA den Kampf gegen den Faschismus mit anführten und sich auch heute noch auf demokratische Prinzipien berufen, von denen Bürger anderer Staaten nur träumen können. Die Freiheit ist jedoch im Gesundheitsbereich stark eingeschränkt. Hier haben das Geld und machtorientierte Ärzte und Pharmakonzerne das Sagen. Reich war weder der erste noch der letzte Arzt, der für seine bahnbrechenden Entdeckungen über den Krebs und für die billigen und effektiven Heilmethoden, die er der amerikanischen Öffentlichkeit zugänglich machte, angegriffen wurde. Genausowenig stehen die USA mit diesem medizinischen Autoritarismus unter den demokratischen Staaten alleine da (DeMeo 1993; Carter 1993).
Reich hatte viele Feinde im medizinischen und psychoanalytischen Establishment. Einige unter ihnen hassten ihn und verbreiteten seit den frühen Tagen seiner Verbindung mit Freud über ihn Gerüchte. Seine Entdeckungen fochten die Lieblingsideologien der anderen Analytiker und Psychiater oder deren moralische Ansichten zu Empfängnisverhütung und vorehelichem Sex an - oder, in einigen Fällen, deren Kompromisse mit den Nazis. Reich war zu „provokativ“; viele wollten ein bequemes Leben, ohne allzu große Wellen zu schlagen - und Reich war einer, der große Wellen schlug und „Ärger“ verursachte, wo immer er auftauchte. Also warfen sie ihn aus ihren Organisationen, griffen ihn an und heckten üble Gerüchte über ihn aus. Doch Reich setzte seine Arbeit unbeirrt fort und fand erfolgreich Wege, die Hindernisse, die ihm unausgesetzt von seinen Kritikern in den Weg gelegt wurden, zu umgehen. Bevor er von der FDA (Food and Drug Administration) angegriffen und zerstört wurde, hatte Reich seine eigenen klinischen Ausbildungsseminare, ein Forschungslabor, ein gemeinnütziges Institut, einen Buchverlag und mehrere Forschungszeitschriften ins Leben gerufen. Und er konnte eine kleine, aber engagierte Gruppe von Mitarbeitern für seine Forschungen gewinnen.
Reich zeigte, dass irrationales menschliches Verhalten und gesellschaftliche Gewalt das Produkt von tiefverwurzelten Traditionen und gesellschaftlichen Institutionen sind, wie die Sexualunterdrückung bei Jugendlichen und der kinder- und sexualfeindliche kirchliche Moralismus. Er zeigte, dass antisoziale Gewalt aus Traumatisierungen entstand, die Kindern von Geburtshelfern, Krankenpflegerinnen und anderen mit der Säuglingsfürsorge betrauten Menschen zugefügt werden. Er beobachtete, dass, von wenigen Ausnahmen abgesehen, jede Kultur ihre eigenen, wenn auch unterschiedlichen Arten hatte, ihren Kindern Schmerzen zuzufügen und sie zu missbrauchen, um so ihre natürlichen, biologischen Impulse zu „zähmen“ und sie mit einer autoritären Zwangsmoral zu „zivilisieren“. Mütter und Väter sind im allgemeinen Meister und Unterstützer dieses „Vergewaltigungs“prozesses, der von Medizin, Schule, Kirche und Staat unbekümmert gerechtfertigt wird. Er behauptete, dass faschistische soziale Bewegungen und Kriege Ausdruck desselben Prozesses seien, der in den Menschen ein unerträgliches Maß angestauter, sadistischer Wut entstehen ließ. Diese Wut würde schließlich in militärischen Institutionen organisiert, um so in periodischen kriegerischen Ausbrüchen gegen andere Kulturen ihren „gesellschaftlich erlaubten“ Ausdruck zu finden – eine antisoziale Form der „Wutentladung“, die von der kulturellen Blockierung sanfterer emotionaler Qualitäten und liebevoller orgastischer Entspannung herrührt. Bevor sich friedliche gesellschaftliche Zustände einstellen könnten, müsste es größere Reformen in unserer Behandlung von Säuglingen und Kindern und in unserer Haltung zu vorehelicher Sexualität geben, und Zwangsheirat und autoritäre Familienstrukturen müssten überwunden werden. Ebenso kritisierte er die russische soziale und sexuelle Revolution und die von ihm so genannten „Freiheitskrämer“, die politische und sexuelle Freizügigkeit statt demokratische und sexuelle Verantwortlichkeit predigten. Nicht zuletzt weil er über diese Themen offen geschrieben und gesprochen und weil er junge Menschen über die verbotenen Themen Sexualhygiene und Verhütungsmittel beraten hatte, musste der junge Reich von Nazi-Deutschland nach Skandinavien und später in die USA emigrieren, um sein Leben zu retten.
Die klinischen Arbeiten Reichs wiesen deutlich darauf hin, dass viele Krankheiten als Antwort des Organismus auf chronischen Schmerz und chronisches Unglücklichsein entstehen können, womit er eine logische und experimentell nachvollziehbare bioenergetische Grundlage psychosomatischer Erkrankungen liefert. Nach seiner Flucht nach Skandinavien unternahm Reich Experimente, die eine messbare bioelektrische Komponente des emotionalen Ausdrucks, sexueller Befriedigung und des Orgasmus nachwiesen. Bestimmte chronisch-kontraktive Störungen, die bioelektrisch gemessen werden können, entwickeln sich im Organismus als Reaktion auf chronischen Schmerz, Traumatisierungen und Angst. Der regelmäßige Ausdruck lustvoller Expansion hingegen zeigt ein davon völlig abweichendes bioelektrisches Muster, das mit körperlicher und geistiger Gesundheit verbunden war. Reich war einer der ersten und zugleich einer der klarsten und wissenschaftlichsten Autoren, die über das Verhältnis von Psyche und Soma geschrieben haben, ein Verhältnis, das heutzutage weitgehend mystisch desexualisiert oder mechanistisch als „Leib-Seele-Problem“ beschrieben wird.
Der rote Faden seiner Forschung führte Reich in wissenschaftliches Neuland. Er beobachtete, wie sterbendes pflanzliches und tierisches Gewebe sich in kleine Bläschen zersetzte (Bione genannt), die der Kliniker häufig als „infektiöse“ Organismen einordnete. Er klärte die Rolle emotionaler Blockierungen und sexueller Stauungen im Prozess der Bion-Entstehung und zeigte, wie sich Bione innerhalb des Körpers selbst zu Krebszellen reorganisieren können. Er nahm zu Recht für sich in Anspruch, den spezifischen Entstehungsprozeß der Krebszelle bestimmt und sowohl die Rolle des anaeroben Prozesses beim Krebsgeschehen als auch die bioenergetische Funktion der roten Blutkörperchen geklärt zu haben. Diese Beobachtungen führten außerdem zu einer Fülle weiterer neuer Entdeckungen zum Gesundheits- und Krankheitsgeschehen. Bionkulturen, die unter den richtigen chemischen Umweltbedingungen gehalten werden, zeigen die Fähigkeit zu einer natürlichen Selbstorganisation hin zu komplexeren Strukturen und zu lebender Materie - und dies selbst unter sterilen Bedingungen. Diese Entdeckungen lösten gleichermaßen die komplexen Rätsel der Biogenese und des Ursprungs der Krebszelle.
Derselbe rote Faden war es, der Reich zu der Beobachtung führte, dass aus Meeressand gewonnene Bione eine starke und besondere biologische Energie ausstrahlten, die objektiv beobachtet und sogar gemessen werden konnte. Diese neu entdeckte Lebensenergie, die er Orgonenergie nannte, wurde klinisch zum Nutzen kranker Menschen angewandt, und er fand heraus, dass sie in den fundamentalen biologischen Prozessen eine grundlegende Rolle spielt. Ein spezielles Gerät, der Orgonakkumulator, wurde entwickelt, der diese Energie nicht nur aus Bionen, sondern auch aus der Atmosphäre gewinnen konnte. Mit diesem Gerät konnten Menschen mit niedrigem Energieniveau aufgeladen und viele ihrer Krankheitssymptome gelindert werden. Diese Energie konnte auf verschiedene Arten gemessen werden, und viele ihrer Eigenschaften wurden bestimmt und erforscht. Reich beschrieb ein überall vorhandenes, plasmatisches Energiekontinuum, das sich durch Materie hindurchbewegen konnte (wenn auch mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten), von organischen Materialien absorbiert und von Metallen reflektiert wurde und durch Elektromagnetismus und radioaktive Strahlung erregbar war. Außerdem wurde die Orgonenergie stark von Wasser angezogen, und sie floss in einem bestimmten Muster durch die Atmosphäre; auch wurde beobachtet, dass sie Einfluss auf das Wettergeschehen hat. Reich demonstrierte ebenso ihr Vorhandensein in Hochvakuum-Röhren und behauptete, das Vakuum - auch im Weltall - sei nicht leer, sondern angefüllt mit pulsierender Orgonenergie. Seine in den fünfziger Jahren durchgeführten Experimente, in denen er Orgonenergie und radioaktive Niedrigstrahlung zusammenführte, brachten ihn zu dem Schluss, dass radioaktive Strahlung die normalerweise weiche und sanfte Orgonenergie in einen hocherregten Zustand versetzen könne und ihr damit eine potentiell tödliche Qualität verleihe. Aufgrund dieser Erfahrungen warnte Reich lange vor anderen vor den Auswirkungen von Atomtests, vor Atomkraftwerken und radioaktiver Niedrigstrahlung auf den Menschen.
In seinem ländlichen Laboratorium in den bewaldeten Bergen Maines beobachtete und beschrieb Reich lange vor anderen Forschern den gesamten Prozess des Waldsterbens, einschließlich Phänomene einer stagnierenden Atmosphäre, sich zersetzender Steine, der Ozonbelastung der Atmosphäre und des sauren Regens. Doch ebenso entwickelte Reich praktische Maßnahmen, die die Umkehrung dieses Prozesses in größerem Maßstab möglich machten. Die atmosphärische Orgonenergie konnte durch den Cloudbuster, eine weitere Erfindung Reichs, beeinflusst werden, um den Wüsten Regen zu bringen. Sowohl beim Menschen als auch in der Atmosphäre war der volle Ausdruck dieser strömenden Energie ein produktiver und kreativer Prozess, dem Leben und Liebe, Regen und Wachstum entsprangen. Eine Blockierung dieser Energie in Kindern, Erwachsenen oder in der Atmosphäre erzeugte Schrumpfung, Kontraktion, Verfall, Gewalt, Dürre und Tod.
Reich war ein sehr umsichtiger und genauer Beobachter der Natur. Er zeichnete viele neue und ungewöhnliche Beobachtungen über Mikroben, Lebewesen, natürliche Wälder, Wolken, das Wetter, die Atmosphäre, den Himmel und das Nordlicht auf. Er behauptete, es gäbe Strömungen plasmatischer Orgonenergie, die den Kosmos füllten, sich in der Atmosphäre und im Weltall überlagerten und so spiralförmige Wirbelstürme und spiralförmige Galaxien erzeugten. Das Nordlicht war seiner Ansicht nach ein Strom lebender Orgonenergie, der sich hoch oben im Himmel bewegte. Er verwies auf dessen organismische Bewegungsqualitäten, ähnlich der peristaltischen Bewegung von Organen oder von zellulärem Protoplasma. Sexuelle Erregung und Anziehung, ebenso wie bestimmte zelluläre Prozesse, wurden auf ähnliche Weise als orgonenergetischer Prozess der Überlagerung beschrieben. Seine Theorie der „Kosmischen Überlagerung“ und seine Sicht des Weltalls als ein von Energie gefüllter Raum nahmen einige neuere Ergebnisse der Astrophysik vorweg; doch Reich ging noch weiter. Die lebensähnlichen Qualitäten der Orgonenergie führten ihn zu Schlüssen, die dem moderneren Verständnis der Erde als lebendem Organismus sehr nahe kommen. Reich verband somit Mikro- und Makrokosmos in einer großen und umfassenden, dabei aber fundierten und konkreten Theorie, die die Grenzen annähernd jeder wissenschaftlichen Disziplin berührte. Schließlich entwickelte er noch einen Motor, der durch Orgonenergie angetrieben wurde. Als er später zum ersten Mal UFOs sichtete, vermutete er, dass sie die kosmische Orgonenergie, die das ganze Weltall anfüllt, als Antrieb nutzen und sich so durch den Kosmos bewegen.
Zu viel! Reich wurde angegriffen, seine Bücher und Forschungszeitschriften wurden verbrannt und für einige Zeit von der Verbreitung in den USA ausgeschlossen. Selbst heute noch darf kein amerikanischer Naturwissenschaftler ernsthaftes Interesse an den biophysikalischen Arbeiten Reichs offen zugeben, ohne eine Attacke oder den Verlust seiner Stellung zu riskieren.
Zur Klärung weitergehender Fragen möchten wir auf die Reichschen Originaltexte und, soweit zugänglich, seine Forschungszeitschriften verweisen.
Literatur
- Carter, J. 1993: Racketeering in Medicine: the Suppression of Alternatives, Hampton Roads.
- DeMeo, James 1993: »Anti-Constitutional Activities and Abuse of Police Power by the US Food and Drug Administration«, in: Pulse of the Planet, 4:106-113.
- Greenfield, Jerome 1995: USA gegen Wilhelm Reich, Frankfurt a. M. (Zweitausendeins).
- Laing, R. D. 1993: »Why is Reich Never Mentioned?«, in: Pulse of the Planet, 4:76-77.
- Reich, Wilhelm 1997: Christusmord, Frankfurt a. M. (Zweitausendeins).
Biografie
Reich wurde 1897 in Dobrcynica in Galizien (K.U.K. Österreich) geboren. Sein Vater war jüdisch, seine Mutter stammte aus Siebenbürgen. Bald nach Reichs Geburt erwarb sein Vater ein Gut in Jujinetz (Ukraine), wo die Familie hinzog. Die Familie war wohlhabend, etwas hochnäsig und deshalb gesellschaftlich isoliert gegenüber ihrem nächsten ländlich sozialen Umfeld. Dem kleinen Reich war es verboten, mit den Kindern seiner nächsten Umgebung zu spielen. Seine Volksschulbildung erhielt er zumindest teilweise von einem Hauslehrer. Der Vater wäre eifersüchtig und brutal gewesen, die Mutter hatte ein Verhältnis mit dem Hauslehrer und Reich hat seine Mutter bei dem Liebesspiel der beiden erwischt. Das Verhältnis flog auf und die Mutter verübte 1911 Selbstmord. 1914 starb sein Vater.
Reich machte 1915 Abitur. Seine Heimat wurde wegen des ersten Weltkriegs zum Schlachtfeld und Reich ging 1916 zur Armee, wo er bis Kriegsende an der italienischen Front kämpfte. 1918 begann Reich in Wien das Medizinstudium. Er war anfangs bettelarm, verdiente etwas Geld als Hauslehrer dazu und wohnte mit seinem jüngeren Bruder Robert (1900 - 1926) zusammen, der später total verarmt an Tuberkulose starb.
Reich kam 1919 mit der psychoanalytischen Bewegung in Berührung und arbeitete sich dort schnell hoch. 1928 war er Vizedirektor, direkt unter Freud.
1921 heiratete er Anni Pink, die später auch als Psychoanalytikerin bekannt wurde. Der Ehe entstammten zwei Kinder, Eva und Lore.
1922 wurde Reich Doktor der Medizin.
1930 zog er nach Berlin.
Neben seinen psychologischen Aktivitäten war inzwischen sein politisches Engagement in der kommunistischen Partei hinzu gekommen. So passte er nicht mehr in die um das Nazi-Regime buhlende Psychoanalysegesellschaft; er wurde dort ausgestoßen, vielleicht auch wegen seiner jüdischen Herkunft; die kommunistische Partei wollte ihn wegen seiner Sexualtheorien auch loswerden.
1933 verließ er Deutschland und übersiedelte nach Norwegen, wo er bis 1939 arbeiten konnte. 1933 trennte er sich von seiner Frau Anni und heiratete bald darauf Elsa Lindenberg, die ebenfalls deutsche Emigrantin war. 1939, kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges, wanderte Reich in die USA aus. Seine zweite Frau blieb in Norwegen zurück.
Er siedelte sich in New York an und heiratete Ilse Ollendorf. 1944 kam sein Sohn Peter zur Welt.
1946 siedelte er in die Gegend von Rangeley/Maine über, wo er sein Laboratorium aufbaute. Er bestritt seinen Lebensunterhalt mit der Ausbildung von Psychotherapeuten, die erfolgreich seine Methoden aufgriffen.
Er wurde bekannt und gewann viele Anhänger und auch Feinde. 1954 begannen gerichtliche Auseinandersetzungen mit der FDA (Food and Drug Administration). Die Verbreitung seiner Schriften und der Organakkumulatoren wurde untersagt. Reich legte Widerspruch ein, doch wurde das Urteil bestätigt. Reichs Schriften und Geräte wurden trotz gerichtlichen Beschlusses weiter vertrieben. Das führte zu einem zweiten Prozess, indem er wegen Missachtung des Gerichts zu einer Geldstrafe von 10000 Dollar und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Im Gefängnis Lewisburg starb er am 3.11.1957 an Herzversagen.
Reich war ungeheuer vital, voller Kraft und Ausstrahlung. Seine Intelligenz und Kreativität machten ihn zu einem strahlenden Mittelpunkt seiner Umgebung. Bei allen Schicksalsschlägen blieb er bis zuletzt ein ewiges Stehauf68
männchen. Daneben konnte er sehr gefühlvoll im Umgang mit Patienten und Kindern sein. Seine Kindheit war sehr isoliert, er durfte mit den Kindern der Umgebung nicht spielen. Diese Art der Außen-Sozialisation hat er nicht kennengelernt, sondern war vor
allem auf seine Kernfamilie fixiert. Der Selbstmord
der Mutter, da war Reich gerade 14 Jahre alt, war für
ihn sicherlich ein mit starken Schuldgefühlen behaf-
tetes Thema. Wie der Vater neigte er zu Eifersucht
und Jähzorn. Von seiner Arbeit und seinen Ideen
war er wie fanatisch besessen, duldete keinen Wi-
derspruch und verstand dann keinen Spaß mehr. Man
war entweder für oder gegen ihn. Anderen gegen-
über war er unverständig und intolerant, wenn man
ihm nicht schnell genug folgen und verstehen konnte. Er fühlte sich leicht verraten und machte sich so potentielle Gegner. Reich ruhte tief in seinem verletzten Ego und konnte sich nur unter Schwierigkeiten anpassen; er erwartete eher, dass die anderen sich an ihn anpassen. Seine Kompromisslosigkeit führte zu vielen zerbrochenen Freundschaften.
Auf die zunehmenden Belastungen gegen Ende seines Lebens wie Pressekampagnen, Scheidung, ORANUR-Experiment regierte er zunehmend verschwörungstheoretisch; was vielleicht auch begründet war; und ihn weiter verbissen und paranoid machte. Er identifizierte sich mit Christus und glaubte, ihn würde ein ähnliches Schicksal ereilen. Die Denk- und Arbeitsweise der
amerikanischen Justizbehörden war ihm fremd, so dass er unversehens im Gefängnis landete. Er starb schließlich im Gefängnis angeblich an Herzversagen.
Die Forschungen Wilhelm Reichs
Als Freud-Schüler kannte er die Psychoanalyse sehr gut. Er bewegte sich darüber hinaus und erschuf den Bereich der Sexualökonomie; dem Destruktionstrieb von Freud hielt er entgegen, dass es sich um die Folge von unterdrückter Sexualität handelte; weiterhin suchte er nach den gesellschaftlichen und historischen Hintergründen für diese Unterdrückung. Reich erweiterte die Psychoanalyse zur Charakteranalyse und legte am Patienten auch Hand an, indem er Chakterpanzerungen mit seiner Vegetotherapie auflöste; er integrierte also das körperliche in das seelische Spannungsfeld. Seine sexualökonomischen Studien übertrug er auf gesellschaftliche Ebenen und fand eine Massenpsychologie und ihre faschistische Steuerung. Von den körperlich-seelischen Spannungen und Fluktuationen kam er zur Erforschung der einzelnen Zelle und der Beobachtung des Lebendigen mit seinen Pulsationen, Strömungen, Kontraktionen und Lösungen. Reich führte schließlich Grundlagenforschung durch; er fand die Entstehung des Lebens und die dabei sichtbaren Strukturen: die Bione. Vor allem entdeckte er, dass sich alles in der Natur selbst erhält und organisiert ohne dafür etwas tun zu müssen; dass das Lebensprinzip hinter all diesen Prozessen im Universum steht und nicht das Todesprinzip. Ich glaube, das hat Reich seinen Kopf gekostet; die Mächtigen wollten mit aller Gewalt verhindern, das dieses Wissen in die Öffentlichkeit gelangt; die Verbreitung seiner Lehren wäre einer einzigen riesigen Atombombe gleich gekommen; deshalb hat man ihn umgebracht.
Und nicht nur das: man hat Reich diffamiert, verzerrt, polemisiert und übelst niedergemacht; man hat ihn mit Dreck beschmissen und entehrt. Seine Lehren wurden verboten; seine Bücher verbrannt; es wurde versucht, seine Existenz zu eliminieren; es wurde ein Holocaust gegen Reich inszeniert.
Das hatte man auch fast geschafft, bis im Rahmen der Studentenbewegung 1968 einige Nachdrucke seiner Schriften nach Deutschland gelangten und hier wieder Verbreitung fand, allerdings wurde er oft als Sexpapst oder Sexist verbogen und für die Machenschaften einiger Sondergruppen missbraucht.
Die Reaktion der Menschheit auf die Ergebnisse Reichs sind durchaus verstehbar; jahrtausende lange Unterdrückungen der Menschen führen zu Aggressionsstaus und wenn die Wahrheit gesagt wird, gibt es meist eine Riesenexplosion; die sich oft zunächst gegen den Wahrheitsverkünder richtet; und dann erst in zweiter Hinsicht gegen die Unterdrücker. Unterdrückung ist wie eine angespannte Feder; wenn sie sich plötzlich löst, gibt es eine tiefgreifende Wahrnehmungsveränderung; dann braucht es Zeit, manchmal viele Jahre, bis sich die Menschen an den entspannten Zustand gewöhnen.
Reich hatte verfügt, dass sein Vermächtnis erst 50 Jahre nach seinem Tod eröffnet werden sollte; die Eröffnung war im Jahre 2007; von da an läuft die Zeit.
Der 26.7.2009
An diesem Tag besuchte ich einen homöopathischen Kollegen, der unter anderem auch ein Reich-Therapeut ist, Manfred Fuckert. Vorher hatte ich schon versucht, mir Literatur über Reich zu beschaffen; Bernd Senf kannte ich aus dem Internet, ich habe glaube ich alle seine Videos und Schriften im Internet gesehen. Ich bestellte mir Bücher im Internet und zu meinem großen Erstaunen bekam ich keines geliefert; die Bücher waren vergriffen, ausverkauft, nicht mehr zu bestellen, nicht lieferbar; mal hat ich ein Buch entdeckt und bekam auch eine Versandbestätigung vom Händler, aber es kam nie an; dann bekam ich eine Zusage und drei Tage später die Absage; es war wie verhext. Das Buch von deMeo und Senf „Nach Reich“ bekam ich gar nicht und der Verlag wusste von dem Buch nichts mehr. Die Reich-Bücher bekam ich dann als „gebraucht“ und von einem neuen Verlag in Berlin, dem Anaconda-Verlag, der versicherte, alle Werke von Reich nachdrucken zu wollen; und das für einen günstigen Preis. Also las ich alles, was ich von Reich kriegen konnte.
Mit diesem meinem Vorwissen bin ich zu meinem Kollegen Manfred.
In den Jahren von 2006 bis 2009 hatte ich viel mit dem Enneagramm und meiner
Eigenkreation: der Enneagramm-Homöopathie, zu schaffen. Alle möglichen Ideen und Querverbindungen eröffneten sich mir; mit Querverbindungen meine ich Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Wissensbereichen, wie zum Beispiel Homöopathie und Enneagramm und Psychoanalyse und Tarot und Engelskunde und Teufelskunde und Orakel und Krankheitslehre und Astrologie und chinesische Medizin und Ayurveda und eben auch Reich.
Ich suchte das dreizehnte Mittel. Mein EH-System war ja in der Grundstruktur ein Neuner-System; durch Hinzufügen eines vierten Dreiecks in das Enneagramm kam ich zu 12 Mitteln; dieses neue Dreieck ist dem 9-6-3-Dreieck entgegengesetzt und bildet zusammen ein Hexagramm. Das neue Dreieck ist der Gegenspieler der Menschen und beinhaltet die Pläne für die Krankheitsentstehungen der Menschheit und das Wissen um die Unterdrückung und Verschlechterung der menschlichen Gesundheit. Doch ich war nicht zufrieden; ich wusste, dass die Zahl 13 einen großen mystischen und historischen Wert hat; und gerade mit Ablauf des Maya-Kalenders 2012 müsste diese Zahl 13 auch mit meinen Entdeckungen eine Rolle spielen.
Also machte ich mich auf den Weg. Den Manfred hatte ich 13 Jahre nicht gesehen, welch eine Überraschung: wir verstanden uns prächtig, ich redete eine Stunde über mein neu gefundenes System und er redete über seine Praxis und Reich. Nach unseren Ausführungen fragte ich ihn unumwunden: „Ich suche das 13. Mittel und ich glaube, Du hast es oder kannst mit weiterhelfen“.
„Ja“, sagte er, „ich habe das Mittel und kann es Dir gleich potenzieren, es ist in meinem Labor“.
Da war ich überrascht, fast schon überrumpelt. Da passte plötzlich alles zusammen; Volltreffer.
Ich folgte ihm ins Labor und Manfred stellte ein Fläschchen in die Potenziermaschine. Das ist Orit, meinte er. Er war 2008 zu Studienzwecken nach Maine, dem Landsitz von Reich, gereist und hat dort Forschungen gemacht; unter anderem hat er einen Sandstein mitgebracht, Orit. Orit benutzte Reich für seine damaligen Uranur-Experimente. Orit ist kurz gesagt an Sandstein gebundene Lebenskraft, die entsteht, wenn Radioaktivität auf Orgon trifft. Orit wurde hier auf eine LM I potenziert. Das Fläschchen ist in meinem Besitz; das Mittel ist noch nicht geprüft, ich habe es selbst genommen und wenige andere Menschen haben es probiert.
Somit hatte ich 2009 die materielle Entsprechung meines 13er-Gramms erhalten.
Seitdem arbeite ich mit meinem 13er-System.
Weiteres darüber folgt in meinem Pathologieteil in diesem Buch, wo ich das System ausführlich vorstelle und erkläre. Bis dahin brauchen wir aber noch einige Kenntnisse in Reichscher Lehre und der Lehre von Hamer.
2007 wurde das Vermächtnis von Reich eröffnet, 2009 traf ich „zufällig“ auf Orit und 2013 kam ich mit der Lehre von Hamer in Kontakt. Noch ist Reich un72
bekannt in unserer wissenschaftlichen Welt, doch bald wird er in aller Munde sein; weil seine Entdeckungen bahnbrechend und zukunftsweisend sind für eine erwachende Menschheit. Meine kleine Aufgabe ist es, Reich hier an dieser Stelle zu verbreiten und ihn als Entdecker der Lebenskraft zu bezeichnen; als ein Meilenstein in den historischen Krankheitslehren der Menschheitsgeschichte.
Die Psychoanalyse nach Freud
Es gibt ein Bewusstsein und ein Unterbewusstsein. Bewusstsein ist die Wahrnehmung dessen, was wir erleben und erfahren. Das Unterbewusstsein ist wie ein Keller, wo Vergangenes lagert; was da alles so lagert, ist unserem Bewusstsein manchmal gar nicht mehr zugänglich; wir gehen ja nicht jeden Tag in den Keller und gucken nach, wie es da so aussieht. Im Unterbewusstsein werden die Dinge abgelagert, die wir verdrängt haben. Ist der Keller irgendwann voll, haben wir ein Problem: wohin mit den weiteren Verdrängungen? Der Druck im Unterbewussten nimmt zu, dadurch entstehen zum Beispiel Krankheiten, Fehlleistungen oder bestimmte Träume, die uns darauf hinweisen, dass wir mal wieder Ordnung schaffen müssen.
Wenn wir aufgrund eines Überdrucks im Unterbewusstsein plötzlich Ohrenschmerzen bekommen, so wissen wir den Zusammenhang zwischen den verdrängten Inhalten und den Ohrenschmerzen meist nicht. Die Ohrenschmerzen sind wie ein Stellvertreter des Überdrucks und die Schmerzen zeigen auch in die Richtung des verdrängten Konfliktes, aber er ist uns nicht zugänglich. Diese Nichtzugänglichkeit zum Verdrängungsinhalt ist das Unterbewusste. Wir wissen einfach nicht, warum wir Ohrenschmerzen haben. Die Psychoanalyse will uns im einzelnen Fall die Ursachen aufzeigen und durch die Bewusstmachung die Schmerzen nehmen. Das hieße, wenn wir wüssten, warum wir Ohrenschmerzen haben, würden sie aufhören; die Ohrenschmerzen entstehen aufgrund eines in uns ablaufenden Programmes; wenn wir es durchschauen, hören die Schmerzen auf; und sie kommen nie wieder. Als Beispiel: man kann etwas nicht mehr hören; das Programm in uns gibt an: du musst aber trotzdem immer schön hören!; das ist der innere Konflikt; jetzt startet das Ersatzprogramm und erzeugt die Ohrenschmerzen; und die Ohrenschmerzen zwingen uns dazu, nicht mehr weiter hinhören zu können, weil es sonst noch mehr weh tut; beginnen wir nun diese Programme zu verstehen, so werden sie überflüssig, sie lösen sich auf. Voraussetzung: wir lernen, auf uns zu hören und nicht auf andere.
Weiterentwicklung der Psychoanalyse durch Reich
Reich stellte fest, dass psychische Erkrankungen mit einer Störung der sexuellen Erlebnisfähigkeit einhergehen. Er untersuchte das Phänomen des Orgasmus. Wird der Orgasmus als sehr tief und intensiv und positiv erlebt, so sind die Menschen bei guter Gesundheit; wird der Orgasmus unter Schmerzen oder widerwillig oder überhaupt nicht erlebt, ist dieser Organismus tief erkrankt.
Er prägte den Begriff der orgastischen Potenz; das ist die ungehemmte sexuelle Erlebnisfähigkeit und Hingabefähigkeit an die emotionalen Strömungen und unwillkürlichen lustvollen Körperzuckungen im Geschlechtsakt.
Die orgastische Potenz ist umgekehrt proportional der Neurosenstärke des Menschen.
Jede seelische Erkrankung wird von einer genitalen Störung begleitet.
Reich versuchte im Rahmen seiner Therapie die Wiederherstellung der vollen Orgasmusfähigkeit zu erzielen.
Er entdeckte, dass die Menschen nicht so einfach locker werden können, sondern im Gegenteil; der Lösung wird ein Widerstand entgegengesetzt; die Menschen reagierten auf seine Methode mit einer rigiden Abwehrhaltung.
Ein Beispiel: Der Keller ist voller Unrat; um das Bewusstsein jedoch zu schützen, wird über den Unrat, der stinkt, ein seidenes Tuch mit Parfüm gedeckt; das lässt das Ganze etwas netter erscheinen und das Bewusstsein sträubt sich, die Tatsache des Unrats anzuerkennen: so schlimm ist es doch gar nicht! Im Endeffekt bleibt der Keller unaufgeräumt; und es häufen sich Schichten von Unrat und Schichten von parfümierten Seidentüchern; der ganze Unrat wird immer schlimmer; die Rigidität wächst; der Widerstand nimmt zu; und zwar solange, bis das System zusammenbricht.
Reich spricht hier im Zusammenhang mit den Widerständen von der Charakterpanzerung; sie wird körperlich in Form von Verspannungen direkt erfahrbar. Charakterpanzer bauen sich wie die Schichten im Keller auf und müssen Schicht um Schicht abgetragen werden. Dazu muss man die Abwehrhaltung auflösen, damit die Rigidität verschwindet, und der Patient seinem Bewusstsein erlaubt, den Unrat erleichternd zu entfernen. Rigidität und Erstarrung sind Ausdruck von verlorener Lebendigkeit.
Der Charakterpanzer, die Abwehr, wird von einer Energie zusammengehalten, die Wut und Destruktivität besitzt.
Der Mensch ist von Natur aus liebesfähig und mit sich und der Umwelt im Einklang. Freie Liebesäußerung, Liebe geben und empfangen, ist natürliches Grundbedürfnis. Kriegt ein Kind dieses nicht und kann es das nicht entfalten, ist es frustriert; und diese Frustration wird verdrängt und im Keller des Unbewussten gelagert. Wird man an diese Frustrationen erinnert, wird man
unwillkürlich wütend und entwickelt ein Abwehrsystem, um den Schmerz nicht an sich herankommen zu lassen. Liebesversagung erzeugt Hass gegen das Liebesobjekt. Destruktivität entsteht als Reaktion auf enttäuschte Liebe oder Liebesverlust. Aus Hass wird Angst. Versagte Liebe macht Angst. Unterdrückte Wut macht ebenso Angst; und Angst vermindert die Liebesansprüche; man wird kleinlaut und reduziert seine Bedürfnisse. Daraus entstehen Selbstwerteinbrüche.
Freud wollte die Zucht und Ordnung wiederherstellen, Reich sah über die Überwindung von Zucht und Ordnung hin zu einer natürlichen Ordnung die Lösung.
Die Lösung ist die Lösung der sozialen Pathologie und das Wiederfinden der Natürlichkeit in der natürlichen Seele des Menschen.
Reich sah eine natürliche Ordnung hinter den Dingen und analysierte zunehmend die Massenpropaganda des nationalsozialistischen Systems. Wo war die Keimzelle der Erziehungsstruktur in der Gesellschaft? In der autoritären Kleinfamilie. In der Kleinfamilie werden angepasste Charakterstrukturen produziert; das sind Strukturen wie Angepasstheit, Unterwürfigkeit, Gehorsam, Angst, Abhängigkeit, Unselbstständigkeit, Unterordnung, Willenlosigkeit, Loyalität und Unfreiheit; es wird aber nicht erzogen zu Freiheit, Unabhängigkeit, Autarkie, Liebesfähigkeit, Entscheidungssouveränität, Mitgefühl, Nächstenliebe, Gleichberechtigung, Warmherzigkeit und Liebe.
Reich forschte weiter und sah einen Wandel in der Familie. Durch den gesellschaftlichen Wandel im Kapitalismus verlor die Familie ihre ökonomische Autarkie, die Frauen wurden mit in den männlichen Produktionsprozess eingebunden, dadurch verloren die Frauen immer mehr ihre mütterlich menschlichen Funktionen. Dies schlug sich in der Zeit und der Liebe für die Kindererziehung nieder. Der Materialismus geriet in den gesellschaftlichen Mittelpunkt, die Liebe blieb auf der Strecke. Und Liebesentzug ist die schlimmste Erziehungsmethode für das Kind. Die autoritäre Kleinfamilie erzeugt beim Kind schwerste psychische Schäden, aber gleichzeitig und eben dadurch eine Anpassung an die repressiven gesellschaftlichen Strukturen.
Eines der Kernpunkte der Psychoanalyse war der Ödipus-Komplex: der andersgeschlechtliche Elternteil wird geliebt und der gleichgeschlechtliche abgelehnt. Freud meint, dass dadurch Inzestwünsche beim Kind entstehen, die abgewehrt werden und mit Schuldgefühlen überdeckt. Da der Inzestwunsch unrealisierbar bleibt, wird er verdrängt. Dieser Verdrängungsmechanismus wird in den später erlebten Beziehungen wieder aktiviert und es resultieren Liebesstörungen in Folge. Es kommt zum Widerspruch zwischen sexuellen Bedürfnissen und deren Realisierung. Freud meint, dass die Kleinfamilie diese Lösung, nämlich die Unterdrückung der sexuellen Triebenergie, durch die autoritäre Erziehung ermöglicht. Reich dagegen versuchte zu beweisen, dass der Ödipus-Komplex nicht biologisch bedingt wäre, sondern sozial geformt
war. Reich sah den Menschen in seiner sozioökonomischen Eingebundenheit als dressiert an; der Mensch wäre an sich nicht inzestwütig, und würde sich in einer freien natürlichen Umgebung neu und gesund organisieren.
Beweise kamen von der Seite der Ethnologie, indem man Beispiele aus den Naturvölkern betrachtete. Malinowski untersuchte das Volk der Trobriander in der Südsee. 1926 veröffentlichte er seine Ergebnisse; auf der Südseeinsel war ein matriarches Gesellschaftssystem; der Ödipus-Komplex ließ sich hier nicht finden; die Kinder in den Familien wurden vom Bruder der Mutter erzogen, der Vater war den Kindern gegenüber wie ein
Freund. Reich: „Die Kinder der Trobriander kennen keine Sexualverdrängung und kein Sexualgeheimnis. Das Geschlechtsleben der Trobriander entwickelt sich natürlich, frei und ungehemmt durch alle Lebensstufen mit voller Befriedigung. Die Kinder betätigen sich sexuell jeweils entsprechend ihrem Alter. Es gibt keine sexuellen Perversionen, keine funktionellen Geisteskrankheiten, keine Psychoneurosen, sie wussten kein Wort für Diebstahl; Homosexualität und Onanie erschienen in dieser Gesellschaft als unvollkommene und unnatürliche Mittel der sexuellen Befriedigung, als ein Beweis, dass die Fähigkeit, zu normaler Befriedigung zu kommen, gestört ist. Dem Trobrianderkind ist die strenge, zwangsneurotische Reinlichkeitserziehung, die die Zivilisation der breiten Masse untergräbt, unbekannt. Der Trobriander ist daher spontan reinlich, geordnet, ohne Zwang sozial, intelligent und arbeitsam. Als gesellschaftliche Form des Geschlechtslebens herrscht die zwanglose, freiwillige Einehe, die jederzeit ohne Schwierigkeit gelöst werden kann, und keine Promiskuität“.
Reich untersuchte in Anlehnung an Engels und Bachofen den Zusammenhang zwischen der Struktur der Familie und der ökonomischen Struktur der Gesellschaft und kam zum Ergebnis: „Die Sexualverdrängung ist sozialökonomischen und nicht biologischen Ursprungs. Ihre Funktion ist die Grundlegung der autoritär-patriarchalischen Kultur und der wirtschaftlichen Sklaverei. Die Urzeit folgt im Geschlechtsleben natürlichen Gesetzen, die eine natürliche Sozialität begründeten. Die Zwischenzeit des autoritären Patriarchats von etwa vier bis sechstausend Jahren hat mit der Energie der unterdrückten natürlichen Sexualität die sekundäre, perverse, kranke Sexualität des heutigen Menschen geschaffen. Die patriarchalisch-autoritäre Ära der Menschengeschichte hat versucht, die sekundären asozialen Triebe durch zwangsmoralische Verbote in Schach zu halten. So kam der fragwürdige Kulturmensch dazu, ein strukturell dreifach geschichtetes Lebewesen zu werden. An der Oberfläche trägt er die künstliche Maske der Selbstbeherrschung, der zwanghaft unechten Höflichkeit und der gemachten Sozialität. Damit verdeckt er die zweite Schicht darunter, das Freudsche Unbewusste, in dem Sadismus, Habgier, Lüsternheit, Neid, Perversionen aller Art in Schach gehalten sind, ohne jedoch das geringste an Kraft einzubüßen. Diese zweite
Schicht ist das Kunstprodukt der sexualverneinenden Kultur und wird bewusst meist nur als gähnende innere Leere und Öde empfunden. Hinter ihr, in der Tiefe, leben und wirken die natürliche Sozialität und Sexualität, die spontane Arbeitsfreude, die Liebesfähigkeit. Diese letzte und dritte Schicht, die den biologischen Kern der menschlichen Struktur darstellt, ist unbewusst und gefürchtet. Sie widerspricht jedem Zuge autoritärer Erziehung und Herrschaft. Sie ist gleichzeitig die einzige reale Hoffnung, die der Mensch hat, das gesellschaftliche Elend einmal zu bewältigen“.
Weiter erkannte Reich, dass die kranken und destruktiven Charakterstrukturen der Massen nicht Ausdruck menschlicher Natur, sondern Ergebnis gesellschaftlich bedingter Triebunterdrückung sind. Die gesellschaftlichen und ökonomischen Systeme, die diese Triebunterdrückungen perpetuieren, sind aufs schärfste zu kritisieren. In diesem Punkt folgt ihm die etablierte Psychoanalyse nicht und Reich wurde ausgestoßen.
Reich jedoch arbeitete sich weiter in die ökonomischen Strukturen der bestehenden Gesellschaft ein und begann sich mit Marx, Engels und der kommunistischen Literatur zu beschäftigen: „Jede Gesellschaftsordnung schafft sich diejenigen Charaktere, die sie zu ihrem Bestand benötigt. In der Klassengesellschaft ist es die jeweils herrschende Klasse, die mit Hilfe der Erziehung und Familiensituation ihre Position sichert, indem sie ihre Ideologien zu den herrschenden Ideologien aller Gesellschaftsmitglieder macht“.
„Seit dem Bestehen der Spaltung der Gesellschaft in Besitzer von Produktionsmitteln und Besitzer der Ware Arbeitskraft etabliert sich jede gesellschaftliche Ordnung von jenen bestimmt über den Willen und die Köpfe der letzteren hinweg, ja meist gegen deren Willen“.
Die Charakterstrukturen der Menschen können durch die Macht von oben geformt werden, wie es den Herrschenden gerade passt. Die autoritäre Kleinfamilie mit der vaterrechtlichen Gewalt ist die Keimzelle der Charakterschmiede in der Gesellschaft; und in der Charakterbildung geht es in erster Linie um die libidinösen Interessen des Einzelnen. Lustempfinden wird durch Unterdrückung versagt, es entsteht Lieblosigkeit und Hass; an Stelle der Lust wird das Streben nach materiellen Werten gesetzt, so dass es für die Gesellschaftsmitglieder nun erstrebenswert erscheint, Geld statt Liebe erlangen zu wollen.
Dabei werden die Gesellschaftsmitglieder soweit dressiert, dass sie unterwürfig alles dulden und ertragen, was von oben von ihnen verlangt wird. Charakter, Gesellschaft und Ökonomie sind untrennbar miteinander verbunden.
Reich untersuchte in seinem Buch Die Massenpsychologie des Faschismus die Beziehungen zwischen Charakter und faschistischem System des Nationalsozialismus. Zunächst werden die Massen einer langen Zeit der Triebunterdrückung ausgesetzt; durch Angst und Autorität wird eine eigene Umwälzung verhindert und stattdessen ein Führer den Massen vorgesetzt, der durch Propaganda und Illusionen eine schöne neue Welt malt. Die Propaganda erzeugt eine Identifizierung der Massen mit der Nation. Frühkindliche Triebunterdrückung führt zur Unterordnung der Massen.
„Die moralische Hemmung der natürlichen Geschlechtlichkeit des Kindes macht ängstlich, scheu, autoritätsfürchtig, gehorsam, im autoritären Sinne brav und erziehbar; sie lähmt, weil nunmehr jede aggressive Regung mit schwerer Angst besetzt ist, die auflehnenden Kräfte sind blockiert; die Aggression wird umgeleitet in duldende Untertänigkeit trotz Not und Erniedrigung. Als Vorstufe dazu durchläuft das Kind den autoritären Miniaturstaat der Familie, an deren Struktur sich das Kind zunächst anpassen muss, um später dem allgemeinen gesellschaftlichen Rahmen einordnungsfähig zu sein“.
Die Sexualunterdrückung der Massen führt zu Frustration und Aggression, das geschieht unbewusst; es entsteht eine Bedürftigkeit, die mit einer Ideologie bedient wird; der Ruf nach Zucht und Ordnung wird laut und die Wut wird auf externe Ziele umgeleitet; diese Ziele sind Feinde oder Fremde, und so kann sich die gesamte Wut bis zum Sadismus an diesen „Ersatzobjekten“ austoben.
Reich betrachtete den Faschismus massenpsychologisch als Ausdruck des in den Massenindividuen aufgrund von Triebunterdrückung verankerten Widerspruchs zwischen Freiheitssehnsucht und realer Freiheitsangst. Bedingt durch die sich zuspitzende ökonomische und soziale Krise konnte der Faschismus mit seiner mystischen Freiheitsideologie die tiefsitzenden Gefühle der Massen aufwühlen und ihnen einen organisierten Ausdruck verleihen.
„Intensive Freiheitssehnsucht der Massen plus Angst vor freiheitlicher Verantwortung ergibt faschistische Mentalität, ganz gleich ob sie sich bei einem Faschisten oder einem Demokraten findet. Neu im Faschismus ist, dass die Menschenmassen praktisch ihre eigene Unterdrückung bejahten und herbeiführten. Die Autoritätsbedürftigkeit erwies sich als stärker als der Wille zur Selbstständigkeit“.
Es ging um die Wechselwirkung zwischen Individuum und Masse; das Individuum prägt die Masse und die Masse das Individuum; dabei ordnet sich das Individuum wohl eher der Masse unter als umgekehrt; wenn man also die Masse führen kann, wird das Individuum durch Anpassung mitgeprägt.
Emotionen und Charakterpanzer
Reich fand die Erstarrung im Menschen nicht nur im seelischen, sondern auch im emotionalen und körperlichen Bereich. Er sprach hier vom Charakterpanzer und vom muskulären Panzer. Zum Beispiel nahmen seine Patienten einen erstarrten Gesichtsausdruck an, einen erstarrten Blick, eine verkrampfte Stirn
oder ein eingefrorenes Lächeln; oder sie zogen den Kopf ein und die Schultern zusammen. Lösten sich die psychischen Widerstände, so lockerten sich auch die körperlichen Verkrampfungen.
Er unterschied sieben Panzersegmente:
Augensegment; Mundsegment; Halssegment; Brustsegment; Zwerchfellsegment; Bauchsegment; Beckensegment mit Beinen.
Reich experimentierte und ging die Blockaden durch Massieren, Kneten und Drücken der entsprechenden verkrampften Muskelpartien an; so versuchte er, den Körperpanzer aufzulösen. Nach längerer Bearbeitung der Körperzonen brachen die Emotionen durch, die bis dahin zurückgehalten wurden. Er nannte das Vegetotherapie. Es kamen Erinnerungen an die erlebten Konflikte hoch; bei der Lockerung der Augenpartie kam Angst hoch; bei der Kinnpartie Wut; bei der Halsmuskulatur Trauer: „Jede muskuläre Verkrampfung enthält die Geschichte und den Sinn ihrer Entstehung. Die Neurose ist nicht nur der Ausdruck einer Störung des psychischen Gleichgewichts, sondern auch Ausdruck einer chronischen Störung des vegetativen Gleichgewichts und der natürlichen Beweglichkeit. Die Verkrampfung der Muskulatur ist die körperliche Seite des Verdrängungsvorgangs und die Grundlage seiner dauernden Erhaltung. Es sind nie einzelne Muskeln, die in Spannung geraten, sondern Muskelkomplexe, die zu einer vegetativen Funktionseinheit gehören. Wenn zum Beispiel ein Weinimpuls unterdrückt werden soll, so wird nicht etwa nur die Unterlippe verkrampft, sondern auch die gesamte Mund- und Kiefermuskulatur sowie die entsprechende Halsmuskulatur, diejenigen Organe also, die als funktionelle Einheit beim Weinen in Tätigkeit kommen“.
Emotionale Spannungen wirken sich also auf zugeordnete funktionelle Organgruppen aus.
Die therapeutische Erfahrung war: Lösten sich obere Panzersegmente, so bewegte sich die Spannung von oben nach unten, bis sie wie in einem orgastischen Erleben im Beckenbereich austraten. Spannungen bewegten sich also von innen nach außen und von oben nach unten, das entspricht der Heringschen Regel der Homöopathie. Da jede Weiterbewegung der Spannungssegmente mit Angst verknüpft war, sprach Reich von Orgasmusangst. Dieser Abwehrprozeß verhilft dem Menschen, die frühkindlichen Frustrationen des Liebesentzugs nicht empfinden zu müssen. Das biologische Umgehungsprogramm ist so: Lieber Angst empfinden, als den Verlust der Liebe spüren zu müssen.
Reich sah die körperlichen und die seelischen Prozesse als gleichartig und gleichzeitig ablaufen. Charaktereigenschaften hatten ihre Entsprechungen in anatomischen und funktionellen Regionen des Organismus und umgekehrt. Somit hatte Reich gefunden, dass psychische Ereignisse körperliche Erkrankungen hervorrufen können, dass körperlichen Erkrankungen psychische Ursachen zugrunde liegen. Somit stellte er sich gegen die herrschende Psychiatrie und Medizin.
Lust und Angst
Zwei gegensätzliche biologische Prozesse fanden sich in seiner therapeutischen Arbeit. Das waren messbare nachweisbare Strömungen von innen nach außen, die man Emotion oder Lust nennen kann; und entgegengesetzte Strömungen, von außen nach innen, die Angst bedeuten. Lustgefühle sind verbunden mit einer Erweiterung und vermehrten Durchblutung der Blutgefäße an der Körperoberfläche; Angstgefühle sind bei Gefäßverengung und herabgesetzter Durchblutung zu beobachten. Der Organismus arbeitet immer zwischen den Extremen der Anspannung und der Entspannung. Wird eine Emotion an diese Wechselzustände gekoppelt, entsteht die Empfindung von Angst bei Anspannung und von Lust bei Entspannung. Reich führte dazu bioelektrische Messungen an Versuchspersonen durch.
Emotion und Zellpulsation
Anspannung und Entspannung ist ein überall zu beobachtendes Phänomen. In der Pflanzen-und der Tierwelt sieht man diese Prinzipien von „sich schützen“, „angreifen“, „vorpreschen“, „sich zurückziehen“, „ausstrecken“, „zusammenrollen“; man erkennt es auch an Worten wie „sich einigeln“, „sich in sein Schneckenhaus zurückziehen“. Sind diese prinzipiellen Eigenschaften des Lebendigen bei komplexen Naturen zu bemerken, war es vielleicht auch ein biologisches Grundmuster der Einzelzelle. Reich folgte dieser Logik und forschte an Zellen. Er untersuchte lebende Zellen. Und tatsächlich ließ sich an ihnen beobachten, dass sie sich in gefahrlosen Situationen ausdehnten und eine ständige innere Pulsationsbewegung hervorbrachten, während sie in gefahrvollen Situationen vorübergehend in ihrer Pulsation erstarrten. Bei wiederholten Reizen wurde die Erstarrung sogar chronisch. Bei der Kontraktion und Abpanzerung handelt es sich offenbar um eine biologische Reaktionsweise des lebendigen Zellplasmas, die unabhängig von der Existenz eines Gehirns oder eines Nervensystems schon in „primitivsten“ Lebewesen angelegt ist. Die Expansion des Zellplasmas beim Einzeller schien funktionell identisch zu sein mit dem Nach-außen-Strömen der Körperflüssigkeit und der bioelektrischen Energie bei höheren Lebewesen, das heißt mit Lust; die
plasmatische Kontraktion wäre demnach funktionell identisch mit der nach innen gerichteten Strömung von Körperflüssigkeit und Energie, das heißt mit Angst. So könnte man gemeinsame Prinzipien von Einzellern und komplexen Organismen feststellen: Lust als plasmatische und bioenergetische Expansion; Angst als plasmatische und bioenergetische Kontraktion.
Die Bione
Reich benutzte für seine Studien an den Einzellern Präparate von einem botanischen Institut; er wurde irgendwann darauf aufmerksam gemacht, dass sich Einzeller auf einfache Art und Weise gewinnen ließen: indem man getrocknetes Gras ins Wasser legt und beides einige Tage stehen lässt. Auf diese Weise würden sich in dem Heuaufguss von selbst Einzeller bilden. Die übliche Erklärung war, dass sich in der Luft befindliche Mikroben in diesem Heuaufguss niederlassen und vermehren. Reich schaute näher hin; mit hochauflösender Mikroskopie hatte er beobachtet, dass sich am Zellgewebe des Grases selbst bestimmte Auflösungsprozesse vollziehen, bei denen sich kleine Bläschen bildeten. Die Bläschen lösten sich ab und bildeten neue Formationen. Er glaubte nicht an die Theorie der Mikroben und bezeichnete die Bläschen als Bione, Vorformen des Lebendigen.
Um zu überprüfen, ob es sich nicht doch um Mikroben handelte, sterilisierte er den Versuchsansatz mit einem Autoklaven. Die Bildung der Bione, aus denen sich die pulsierenden Einheiten entwickelten, wurden aber dadurch nicht unterbunden, sondern im Gegenteil noch verstärkt. Bione bildeten sich nicht nur an den Grenzmembranen von Heu, sondern wurden auch an anderen Strukturen wie Muskelgewebe, Erde, Meersand, Kohlestaub, Eisenstaub beobachtet. Besonders stark war die Bildung der Bione an Meersand. Die dabei entstehenden sogenannten SAPA-Bione (Sand-Paket) brachten eine starke Strahlung hervor, was sich unter anderem daran zeigte, dass sich die Augen der Beobachter regelmäßig stark entzündeten. Wie sich später herausstellte, handelte es sich hierbei um eine bis dahin in der Physik unbekannte und von Reich entdeckte biologische Energie, die er später Orgon nannte.
Die Entstehung von Leben aus nicht-lebender Substanz
Die beobachteten Bione zeigten ein starkes bläuliches Leuchten in ihrem Inneren, einen bläulichen Rand und ein über die stofflichen Grenzen hinausgehendes bläuliches Feld; diese Eigenschaften wurden bei allen lebenden Zellen gefunden.
Bei totem Gewebe war dieses Leuchten nicht zu beobachten. Die pulsierenden und strahlenden Bione traten an den Grenzflächen zwischen lebendem und totem „Material“ auf. Also gibt es gar keine scharfe Trennung oder Abgrenzung zwischen „tot“ und „lebend“; das „Lebendige“ entsteht aus dem „Toten“ und umgekehrt; und das alles in einem fließenden Übergang. Die Bione sind Übergangsformen zwischen toter und lebender Substanz; die Endformen sind lebende Einzeller. Reich filmte diese Vorgänge im Zeitraffer und sah, wie sich diese lebenden Einzeller selbst organisierten.
Die Untersuchungen ergaben, dass der Unterschied zwischen „Leben“ und „Nicht-Leben“ nicht in stofflichen Eigenschaften zu finden ist, sondern in der Anwesenheit oder Abwesenheit einer biologischen Energie, die sich in einem bläulichen Leuchten und einem Pulsieren zeigte.
Das Pulsieren ist die Verbindung zwischen Zelle und Lebensenergie. Eine lebende Zelle ist eine Einheit von stofflicher Substanz und Lebensenergie, wobei die Energie den Prozess der plasmatischen Pulsation antreibt.
Bione haben die Tendenz der gegenseitigen Annäherung, sie ziehen sich an. Dabei springt Energie über, es entstehen Strahlungsbrücken. Sie verschmel83
zen auch und vermehren dadurch ihre Lebensenergie. Von den Bionen ging eine Strahlung aus, die man auch spüren konnte in Form vom Wärme oder Schleimhautreizungen. Bione hatten die Tendenz, sich zu akkumulieren; Reich stellte Versuchsanordnungen auf, um die Strahlungen zu intensivieren oder abzumildern. Die Leuchterscheinungen konnte man im Dunkeln sichtbar machen.
Wenn man Isolatoren und Metallschichten aufeinander legte, und damit einen Hohlraum bildete, so sammelte sich die Bion-Energie im Inneren. Diese Energie war spür- und messbar. Da sie aus der „Luft“ kam, also ohne äußere Energiequelle, musste der Raum mit dieser Energie erfüllt sein, diese Energie nannte Reich Orgonenergie. Unsere Atmosphäre ist also voller Orgonenergie.
Jeder lebende Organismus besitzt ein über seine stofflichen Grenzen hinaus reichendes bioenergetisches Feld, das je nach Lebendigkeit des Organismus mehr oder weniger ausgedehnt ist. Die Orgonfelder lebender Organismen können sich überlagern und dadurch wechselseitig beeinflussen, ohne dass ein direkter Körperkontakt stattfinden muss.
Stärke und Ausdehnung des Orgonfeldes eines Menschen schwankt mit dessen emotionaler Verfassung; somit können Emotionen auch ohne Körperkontakt und ohne sprachliche Vermittlung unmittelbar übertragen werden.
In meinem späteren Kapitel werde ich aufzeigen, wie über das Orgonfeld sich die sogenannten ansteckenden Krankheiten verbreiten.
Reich und die Krebserkrankung
Die Krebserkrankung ist eine Massenerkrankung; sie ist gekennzeichnet von einer tiefen charakterlichen Resignation ohne offenen oder geheimen Protest gegen die Versagung der Lebensfreude. Die Resignation bewirkt nicht nur körperliche Panzerungen, sondern auch tiefe Blockierungen der plasmatischen Pulsation der Zellen; Reich sieht in der Pathogenese der Krebserkrankung klare gesellschaftliche Bezüge: „Solange die Erziehung charakterliche Resignation und muskuläre Panzerungen massenweise erzeugen wird, solange kann von einer radikalen Aufhebung der Krebsseuche keine Rede sein. Man wird zwar etwas mehr Tumoren beseitigen oder etwas mehr Leben retten können. Aber man gebe sich nicht der gefährlichen Illusion hin, mit chemischen Mittelchen und dem Messer oder dem Orgon allein dem Krebs beikommen zu können“.
Reich spricht von Schuld: „Schuld ist in Wirklichkeit unsere gesamte Lebensanschauung, der Moralismus, die sexuelle Verkrüppelung unserer Kinder und Jugendlichen, die moralischen Vorurteile in Medizin und Pädagogik. Es
ist das Hauptziel unserer Darlegung zu überzeugen, dass der Krebs als eine spezielle Form der Biopathie sowohl mit der Sexualitätsfrage wie mit der sozialen Struktur unserer Gesellschaft untrennbar verknüpft ist. Der Krebs blieb bisher ein ungelöstes Rätsel, weil man weder die sexuelle noch die soziale Verursachung dieser Seuche in Betracht zog. Dem Schrecken der Wahrheit steht aber eine mächtige Hoffnung gegenüber. Hat man einmal begriffen, dass es biopathische Erkrankungen des Lebensapparates gibt, die gleichzeitig Folgen und Ursachen sozialer Krankheiten sind, dann vereinfacht sich das zunächst schrecklich verwirrende Bild. Zwar gibt es keinen lebenden Menschen, der allein als Retter fungieren könnte. Zwar ist kein Erlöser möglich, wie die Menschenmassen hoffen. Aber die konstante Vertiefung des Unglücks wird diejenige Aufgabe leisten, die kein Einzelmensch je leisten kann: die Menschenmassen, die so sehr leiden, biopathisch und sozial, werden gezwungen sein, rational zu denken und wieder Kontakt mit ihrem biologischen Grundwesen zu gewinnen“.
T-Bazillen
Beim Zerfall von Substanzen hatte Reich neben den Bionen viel kleinere, sich rasch in Zickzacklinien bewegende schwarze Gebilde beobachtet. Diese Gebilde nannte er T-Bazillen (Todes-Bazillen). Zwischen den Bionen und den T-Bazillen gab es eine Wechselwirkung: In der Nähe der Bione verloren die T-Bazillen ihre Bewegungsfähigkeit und wurden abgetötet. Die Bione entzogen den T-Bazillen die Energie. Zerfällt Gewebe bionös, so entstehen Bione und T-Bazillen. T-Bazillen sind die biologischen Gegenspieler der Bione. Die Bione bewirken Leben, die T-Bazillen den Tod. T-Bazillen spielen eine Rolle beim Abbau kranker Substanzen, bei der Auflösung von Krebsgeschwüren.
Das Mischverhältnis zwischen Bionen und T-Bazillen repräsentierte den biologischen Immunstatus. T-Bazillen entwickeln sich in jedem Organismus und sind das Ergebnis eines Zerfalls absterbender Gewebe beziehungsweise Zellen. Ein gesunder Organismus hat mehr Bione geladen; auf der anderen Seite benötigt der gesund werdende Organismus aber auch abräumende T-Bazillen, um durch deren reinigenden Mechanismus wieder Gesundheit erlangen zu können.
Die T-Bazillen räumen die Krebszellen ab, und gleichzeitig werden massenhaft Bione gebildet, um diesen Prozess wiederum zu bremsen.
„Die Krebsgeschwulst ist nur ein Symptom der Krebserkrankung. Daher trifft die lokale Behandlung der Krebsgeschwulst, mit Operation, Chemo und Bestrahlung, nicht die Krebserkrankung als solche, sondern nur eines ihrer Symptome.
Die Biopathie
„Unter Biopathien wollen wir alle Krankheitsprozesse zusammenfassen, die sich am autonomen Lebensapparat abspielen. Die Biopathie kann in einem Karzinom resultieren oder einer anderen Erkrankung. Es ist eine Störung der natürlichen Pulsationsfunktion des lebenden Gesamtorganismus. Der zentrale Mechanismus der Biopathie ist eine Störung in der Abfuhr biosexueller Erregung“.
Das würde bedeuten, dass jede verursachende Unterdrückung der lebendigen Pulsation eine Biopathie oder auch Krebs bewirken kann. Dabei werden bei der Pulsation zwei Phasen unterschieden: die Kontraktion und die Expansion. Zunächst ist die Kontraktion nötig, um den einwirkenden Reiz zu beantworten; als wenn die Zelle sich schützt und eine Abwehrhaltung einnimmt; ist die Reizwirkung vorbei, kann sich die Zelle wieder erholen, sie kann expandieren und dadurch heilen.
„Die biopathische Schrumpfung beginnt mit chronischem Überwiegen der Kontraktion und mit Hemmung der Expansion des autonomen Lebensnervensystems“.
Krebs ist eine Schrumpfungs-Biopathie mit oft tödlichem Ausgang. Die T-Bacillen sind ein fassbarer Tatbestand des Todesprozesses.
Der Orgonakkumulator
Um Krebs zu behandeln, wollte Reich die bionische Orgonenergie im kranken Organismus erhöhen, weil die Bione ja im antagonistischen Verhältnis zu den Todes-Bazillen standen. Mit den Akkumulatoren hatte er schon experimentiert und so baute er einen Ganzkörper-Akkumulator, den man betreten konnte. Er sieht aus wie ein kleines Sauna-Häuschen. Dort hinein wurden die Krebspatienten gesetzt und einer definierten Orgonstrahlung ausgesetzt. Auf diese Weise konnten eine Reihe von Krebserkrankungen geheilt oder gebessert werden. Er hatte einen Bluttest entwickelt und konnte die Orgonenergie messen und somit die Akkumulatorwirkung bestätigen. Die Orgonbestrahlung innerhalb eines Orgonakkumulators schien insgesamt das Immunsystem des Körpers zu stärken.
Wilhelm Reich
Wilhelm Reich (* 24. März 1897 in Dobzau, Galizien, Österreich-Ungarn; † 3. November 1957 in Lewisburg, Pennsylvania, USA[1]) war ein austroamerikanischer Psychiater, Psychoanalytiker, Sexualforscher und Soziologe. Reich fand Zusammenhänge zwischen psychischen und muskulären Panzerungen und entwickelte die Therapiemethode der Psychoanalyse zur Charakteranalyse und diese zur Vegetotherapie weiter. Letztere gilt als Grundlage für verschiedene später begründete Körperpsychotherapien. Seine parallel dazu durchgeführte Bionforschung führte ihn zur „Entdeckung der Orgonenergie“, deren Existenz wissenschaftlich nicht bestätigt wurde.
Seit Mitte 1927 hatte Reich außerdem, parallel zu seiner Arbeit innerhalb der Psychoanalyse, eine Synthese von Marxismus und Psychoanalyse (siehe: Freudomarxismus) auf theoretischer wie praktischer Ebene versucht. Er war 1930 von Wien nach Berlin gegangen, wo er der KPD beitrat und 1931 den Deutschen Reichsverband für Proletarische Sexualpolitik gründete, kurz: die Sexpol. Auch diese Arbeit war so konfliktträchtig, dass er 1933, vor allem wegen seines Buches Massenpsychologie des Faschismus,[8] aus der Partei ausgeschlossen wurde. Reichs Buch Die Sexualität im Kulturkampf (1936)[9] enthält eine scharfe Kritik der rückschrittlichen Entwicklung in der Sowjetunion unter Stalin.[10]
Reich verfügte in seinem Testament, dass sein Nachlass erst fünfzig Jahre nach seinem Tode der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werde; die Dokumente wurden demgemäß im November 2007 von der Bibliothek der Harvard University Medical School für wissenschaftliche Studien freigegeben.[18]
In der Praxis gebührt ihm das Verdienst, dass er als einer der ersten die praktische Beratung in Sexualfragen forderte und auch durchführte. Darüber hinaus hat er selbst unter erschwerten äußeren Bedingungen die „klinisch-therapeutische Arbeit mit Unterschicht-Klienten“ geleistet.[20] In diesem Zusammenhang muss auch sein sexualpädagogisches Wirken in der proletarischen Jugendbewegung erwähnt werden („Der sexuelle Kampf der Jugend“).[21]
Die sexuelle Revolution der 1970er Jahre wurde aufgrund eines Titels eines Buches von Reich so genannt, hat sich aber kaum – und wenn, dann meist in Verkennung seiner Auffassung von Sexualität – auf Reich berufen. Das Besondere seines Werks ist die Entdeckung der ganzheitlichen Sicht des Menschen,[22] die u. a. in den Annahmen gipfelte, dass „Erinnerungen immer von entsprechenden körperlichen Auswirkungen begleitet werden, (...) Emotionen sich in Form eines Muskelpanzers im Körper manifestieren“.[23]
Albert Einstein, der 1941 privat Reichs Messungen an einem Orgonakkumulator überprüfte, konnte Reichs Postulat einer noch unerforschten Energieart nicht bestätigen. Er gab Reich eine konventionelle Interpretation der beobachteten Phänomene und schrieb ihm: „Ich hoffe, dass dies Ihre Skepsis entwickeln wird, dass Sie sich nicht durch eine an sich verständliche Illusion trügen lassen.“[26]
Reichs Theorien gerieten nach seinem Tod 1957 schnell in Vergessenheit. Ein Jahrzehnt später wurde er von der Studentenbewegung wiederentdeckt. Um 1964 brachte Monika Seifert die Kunde vom Werk Reichs aus England mit. Man las Reich zunächst nur als Freudo-Marxisten und als Herold einer sexuellen Revolution. Die einschlägigen Raubdrucke - insbesondere von Funktion des Orgasmus, Massenpsychologie des Faschismus und Charakteranalyse – wurden von fliegenden Händlern in großer Zahl auf dem Campus vieler deutscher Universitäten zu günstigen Preisen verkauft und wurden zu Bestsellern.[27] Einige Jahre später entdeckte man Reich als Begründer der körperorientierten Psychotherapie und bald danach, mit dem Aufkommen der esoterischen New-Age-Bewegungen, auch als Entdecker einer von ihm in seinen späten Jahren postulierten „primordialen“ Lebensenergie Orgon. Unabhängig von dieser breiteren Rezeption hat sich seit 1967 in den USA das American College of Orgonomy etabliert.[28]
Als Reich Ende 1930 nach Berlin kam, begann dort Fritz Perls, der bereits 1927 in Wien an Reichs „Technischem Seminar“ teilgenommen hatte, eine Lehranalyse bei ihm. Sie wurde durch die Emigration Reichs im Frühjahr 1933 beendet. Reichs Einfluss war jedoch maßgeblich für Perls' spätere Entwicklung der Gestalttherapie.[29]
Aufgrund einer Vorlesung Reichs 1940 an der New Yorker New School for Social Research ging sein Hörer Alexander Lowen (1910–2008) von 1942 bis 1945 zu ihm in Therapie. Da Lowen keine medizinische Ausbildung hatte, absolvierte er, um selbst Therapeut werden zu können, 1946–1951 ein Medizinstudium an der Universität Genf, kehrte in die USA zurück und gründete 1956 in New York das Institute for Bioenergetic Analysis, wo er mit einer Abwandlung der Reichschen Therapie, genannt Bioenergetische Analyse, in den folgenden Jahren einer der bekanntesten Körperpsychotherapeuten wurde.
Weitere Körperorientierte Psychotherapieverfahren gründen auf Reichs Ideen, wurden aber von Nachfolgern wie David Boadella, später Gerda Boyesen so stark variiert und modifiziert, dass die ursprünglichen Konzepte Reichs, vor allem dessen Therapieziel und Gesundheitskriterium orgastische Potenz, darin kaum noch eine Rolle spielen.
Reichs (potenzielle) Bedeutung für die Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts wurde erstmals von dem Philosophen Paul Edwards in einem ausführlichen Artikel über Reich in der von ihm herausgegebenen achtbändigen Encyclopedia of Philosophy deutlich zu machen versucht. Edwards, der sich eines Urteils über Reichs Orgontheorie weitgehend enthält, hebt besonders Reichs Bedeutung als Religionskritiker hervor, der in seiner Charakterlehre gründlicher als Freud und andere die psychische (und somatische) Verankerung des religiösen Fühlens im Individuum erforscht habe. Außerdem betont Edwards die Bedeutung der Theorien Reichs für das Leib-Seele-Problem in der Philosophie des Geistes.[30]
Bernd A. Laska, der 1975–1982 die Zeitschrift wilhelm-reich-blätter herausgab, versucht mit einem 1985 begonnenen „paraphilosophischen“ Projekt,[31] Reichs Rang als Aufklärer aus seinem Gegensatz zu Freud (als dem einflussreichsten Aufklärer im 20. Jahrhundert) abzuleiten, wobei er es für nebensächlich hält, welchen wissenschaftlichen Status nicht nur Reichs spätere Orgontheorie, sondern auch die psychologischen Theorien Freuds und Reichs aktuell haben. Reich ist dabei nach Laskas Auffassung eine von drei „Schlüsselfiguren“, deren Schicksale in der Geschichte der neuzeitlichen Aufklärung trotz unterschiedlichster Kontexte erstaunliche Ähnlichkeiten aufwiesen und auf prinzipiell gleiche inhaltliche Positionen zurückzuführen seien: Neben Reich, der von Freud ins Abseits „verdrängt“ wurde (s. Weblink unten), La Mettrie, dessen Ideen im 18. Jahrhundert von Voltaire, Rousseau u. a. ausgeschaltet worden seien wie die Stirners im 19. Jahrhundert von Marx und Nietzsche.
Zum 100. Geburtstag (1997) und zum 50. Todestag (2007) Reichs fanden weltweit Kongresse bzw. Symposien über seine Ideen statt, die meist von Anhängern, aber in einigen Fällen auch von neutralen Institutionen veranstaltet wurden.[32]
Der österreichische Filmemacher Antonin Svoboda produzierte 2009 die TV-Dokumentation Wer hat Angst vor Wilhelm Reich? und stellte 2012 den Spielfilm Der Fall Wilhelm Reich über die letzten Lebensjahre Reichs im Exil in den Vereinigten Staaten vor, in dem Klaus Maria Brandauer in der Rolle Reichs zu sehen ist.[35]
Postum erschienen außerdem einige Bücher mit (auto-)biografischem Material:
Inhaltsverzeichnis
- 1 Leben
- 2 Werk
- 3 Rezeption
- 4 Schriften (Auswahl)
- 5 Literatur
- 6 Weblinks
- 7 Einzelnachweise
Leben
Wilhelm Reich wurde 1897 als erster von zwei Söhnen des Gutsbesitzers Léon Reich und dessen Frau Cecilia geboren. Reichs Geburtsort Dobzau, auch Dobrzanica, liegt im damals österreichischen Galizien, der Ort Jujinetz, wo Reich den Großteil seiner Kindheit verbrachte, in der Bukowina. Reichs Eltern waren zwar jüdischer Herkunft, hatten sich aber vom jüdischen Glauben gelöst, weshalb Reich keine religiöse Erziehung erhielt. Er wurde zuhause von Privatlehrern unterrichtet, bis er auf das Gymnasium von Czernowitz ging. Mit einem dieser Privatlehrer unterhielt Reichs Mutter zeitweilig eine intime Beziehung, die der etwa elfjährige Wilhelm entdeckte. Seine Mutter verübte Suizid, als er vierzehn war; sein Vater wurde depressiv, erkrankte und starb 1914. Der siebzehnjährige Reich musste nun die Leitung des Gutsbetriebs übernehmen, wurde aber 1915 durch einrückende russische Truppen zur Flucht gezwungen. Er trat der k.u.k.-Armee bei und blieb bis zum Kriegsende 1918 im Militärdienst.Studium
Wilhelm Reich ging anschließend nach Wien und studierte, nach einem Semester Rechtswissenschaften, Medizin. Er wurde durch ein Seminar zur Sexualität, das sein Kommilitone Otto Fenichel außeruniversitär organisiert hatte, auf Sigmund Freud und die Psychoanalyse aufmerksam. Noch als Student wurde er – eine große Ausnahme – 1920 in die Wiener Psychoanalytische Vereinigung aufgenommen.Therapeut und Forscher
Nach zwei abgebrochenen Analysen, bei Isidor Sadger und Paul Federn, praktizierte Reich mit Billigung Freuds als Psychoanalytiker. Von 1924 bis 1930 leitete er das Wiener Seminar für Psychoanalytische Therapie, wo man praktische Probleme der Behandlung systematisch erforschte. Aus den dortigen Diskussionen und aus einer konsequenten Weiterentwicklung der Freudschen Libidotheorie zur Orgasmustheorie (1927) gingen Reichs therapietechnische Innovationen hervor: von der Widerstandsanalyse (1927) zur Charakteranalyse (1933), danach zur körperorientierten Vegetotherapie (1935) und in den 1940er Jahren zur Orgontherapie.Konflikt mit Freud
Aus seinen klinischen Erfahrungen gelangte Reich zu der Auffassung, dass jede psychische Erkrankung mit einer Störung der sexuellen Erlebnisfähigkeit einhergehe, worüber im Rahmen der Psychoanalyse bis dahin kaum geforscht worden war. Mit der Orgasmustheorie führte er ein Kriterium für psychische Gesundheit und somit auch als Therapieziel ein: die orgastische Potenz. Zugleich betonte er, dass dieses Ziel nur schwer erreichbar und die Neurose als Massenerscheinung ohnehin nicht durch Einzeltherapien zu beseitigen sei, sondern nur durch Prophylaxe. Sowohl wegen seiner Auffassung von psychischer Gesundheit als auch wegen der im Gebot der Prophylaxe implizierten politischen Konsequenzen geriet Reich schon um 1926 in einen schwelenden Konflikt mit Freud, der schließlich – ohne jede sachliche Auseinandersetzung – im August 1934 zu Reichs Ausschluss aus der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) führte.[2]Vegetotherapie
Reich wirkte nun außerhalb der psychoanalytischen Organisationen im skandinavischen Exil weiter. In den 1930er Jahren hatte er von dem damals zu den führenden Physiologen zählenden Friedrich Kraus das Konzept der „vegetativen Strömung“ übernommen und seine Charakteranalyse zur Vegetotherapie weiterentwickelt. Er sah seine eigenen Arbeiten mit denen anderer Fachkollegen wie Ludwig Robert Müller (Die Lebensnerven) und Max Hartmann konvergieren: „Wenn verschiedene Disziplinen unabhängig voneinander, ohne Ahnung der Konsequenzen ihrer Forschung, ohne Vorsatz, einander je zu begegnen, immer mehr nach einem bestimmten Punkte zu konvergieren scheinen ... dann zweifeln wir nicht, dass diese Theorien, und nicht die heuristisch wertlosen isolierten, die größere Wahrscheinlichkeit für sich haben.“[3]Bion-Experimente
Reich unterhielt in Oslo ein mit Geräten und Personal gut ausgestattetes Labor, um aufgrund dieser theoretischen Synthese eigene empirische Forschungen durchführen zu können. Dabei entdeckte er jene vesikulären Gebilde im Grenzbereich zwischen Anorganischem und Organischem, die er nicht mit Bekanntem zu identifizieren vermochte und deshalb mit dem neuen Begriff Bione bezeichnete.[4]Politische Aktivitäten
Unter dem Eindruck der Geschehnisse beim Wiener Justizpalastbrand vom 15. Juli 1927 hatte sich Reich politisch radikalisiert und war in die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) eingetreten[5], heimlich, denn offen blieb er Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs (SDAP). Aus dieser wurde er im Januar 1930 wegen Spalteraktivitäten zugunsten der KPÖ ausgeschlossen.[6] Zu dieser Zeit gründete Reich mit Marie Frischauf und anderen kommunistischen oder sozialdemokratischen Ärzten in verschiedenen Stadtteilen Wiens Sexualberatungsstellen.[7]Seit Mitte 1927 hatte Reich außerdem, parallel zu seiner Arbeit innerhalb der Psychoanalyse, eine Synthese von Marxismus und Psychoanalyse (siehe: Freudomarxismus) auf theoretischer wie praktischer Ebene versucht. Er war 1930 von Wien nach Berlin gegangen, wo er der KPD beitrat und 1931 den Deutschen Reichsverband für Proletarische Sexualpolitik gründete, kurz: die Sexpol. Auch diese Arbeit war so konfliktträchtig, dass er 1933, vor allem wegen seines Buches Massenpsychologie des Faschismus,[8] aus der Partei ausgeschlossen wurde. Reichs Buch Die Sexualität im Kulturkampf (1936)[9] enthält eine scharfe Kritik der rückschrittlichen Entwicklung in der Sowjetunion unter Stalin.[10]
Massenpsychologie des Faschismus
Reich wandte mit seiner Arbeit Massenpsychologie des Faschismus seine klinischen Vorstellungen von der menschlichen Charakterstruktur auf den gesellschaftlich-politischen Bereich an. Es ist seine erste größere, aus psychoanalytisch-gesellschaftskritischer Sicht geschriebene Auseinandersetzung mit dem Faschismus bzw. dem Nationalsozialismus. Er analysiert darin grundlegende Zusammenhänge zwischen autoritärer Triebunterdrückung und faschistischer Ideologie und welche Rolle die autoritäre Familie und die Kirche dabei spielen. Reich vertrat die Ansicht, dass organisierte faschistische Bewegungen durch irrationale Charakterstrukturen des modernen Durchschnittsmenschen hervorgebracht würden, dessen primäre biologische Bedürfnisse und Antriebe seit Generationen unterdrückt worden seien: Die patriarchalische (Zwangs-)Familie als Keimzelle des Staates schaffe die Charaktere, die sich der repressiven Ordnung, trotz Not und Erniedrigung, unterwerfen. Er verneint die Auffassung, Faschismus würde aus der Ideologie oder dem Handeln einzelner Individuen oder irgendwelcher politischen oder ethnischen Gruppe entspringen. Das später von Erich Fromm entwickelte Konzept des autoritären Charakters sah Reich als verwässerndes Plagiat seiner Theorie an.[11]Ehen, Emigration nach Wien, Kopenhagen und Oslo; erste Bücherverbrennung
Reich hatte 1921 in Wien eine ehemalige Patientin geheiratet, die Medizinstudentin Annie Pink, die später ebenfalls Psychoanalytikerin wurde. Aus der Ehe, die bis 1932 dauerte, gingen zwei Töchter hervor: 1924 Eva und 1928 Lore. 1933 emigrierte Reich zusammen mit seiner Frau Annie zunächst nach Wien und dann nach Kopenhagen. Seine Bücher wurden zu dieser Zeit in Deutschland verbrannt.[12] 1934 verlor er die Aufenthaltsgenehmigung für Dänemark und ließ sich deshalb in Oslo nieder. 1933, nach der Trennung von seiner Frau Annie, wurde die Balletttänzerin Elsa Lindenberg, die Reich in Berlin kennengelernt hatte, im skandinavischen Exil ohne formelle Eheschließung seine zweite Frau; sie blieb jedoch, als Reich 1939 nach New York emigrierte, in Norwegen. In den USA heiratete Reich Ilse Ollendorff, ebenfalls eine Emigrantin aus Deutschland. Diese Ehe, aus der 1944 der Sohn Peter hervorging, wurde 1954 geschieden.Auswanderung in die USA
Im August 1939, kurz vor Beginn des Krieges, übersiedelte Reich mitsamt seinem Labor nach New York, was nur möglich war, weil er einen Lehrauftrag an der New School for Social Research erhalten hatte.Orgonforschung
Reich hatte sich um den Lehrauftrag nur bemüht, um ein Visum für die USA zu erhalten. Er führte ihn nur ein Jahr lang aus. Parallel dazu und anschließend konzentrierte er sich auf seine auf der Bionforschung aufbauende Orgonforschung. Die Arbeit mit den schon in seiner Osloer Zeit entdeckten Bionen führte ihn zum Postulat einer „spezifisch biologischen“ Energie, die er Orgon nannte. Diese sei, so Reich, in von ihm konstruierten Orgonakkumulatoren konzentrierbar und biophysikalische Grundlage seiner Therapie. Durch die Verbreitung seiner Bücher und die Einübung von Studenten in die Grundlagen seiner Orgonforschung wurde der Kreis insbesondere von Ärzten, die auch seinen Orgonakkumulator verwendeten, immer größer. Reich veröffentlichte Zeitschriften und es gab jedes Jahr eine Konferenz in Rangeley, auf der den Interessierten die neuesten Ergebnisse präsentiert wurden. Gleichzeitig erschienen ab Mitte der 1940er Jahre kritische Artikel in der Presse, und die amerikanische Gesundheitsbehörde (FDA) wurde auf die Orgonbehandlung aufmerksam. Unter dem Eindruck des Koreakrieges, bei dem auch der Einsatz von Atombomben erwogen wurde, begann Reich im Januar 1951 das "Oranur-Experiment", mit dem er erforschen wollte, ob sich mit Orgonenergie Radioaktivität neutralisieren lässt.[13] Nachdem dabei unerwartet Versuchsmäuse starben und mehrere Mitarbeiter ernstlich erkrankten, evakuierte Reich sein Laborgebäude, um weiteren Schäden vorzubeugen. Reich interpretierte den Vorgang so, dass sich beim Oranur-Experiment "tödliche Orgonenergie" (DOR) gebildet habe. Diese versuchte er nun durch Anwendung eines mit Wasser verbundenen Röhrensystems („DOR-Buster“) von den kontaminierten Personen "abzuziehen".[14] Eine Fortentwicklung dieses Geräts war der „Cloudbuster“, mit dem er, diesmal aus der Atmosphäre, ebenfalls DOR abziehen und so Regen auslösen zu können behauptete. Lokalzeitungen in Maine wussten von erfolgreicher Anwendung des Gerätes zu berichten.[15] Da Reich sich von dem UFO-Medienhype, der von dem Roswell-Zwischenfall 1947 ausgelöst worden war, beeindrucken ließ, richtete er den "Cloudbuster" versuchsweise auf ein am Himmel stehendes blinkendes Licht. Da diese Erscheinung daraufhin verschwand, nahm Reich an, dass er es mit einem UFO zu tun gehabt hatte, das sich, so seine These, der Orgonenergie als Antrieb bediente.[16]Rechtsstreitigkeiten
Ein 1955 verfügtes gerichtliches Verbot der Verwendung dieser Orgon-Akkumulatoren sowie die Verfügung, diese Geräte selbst sowie alle seine Bücher zu vernichten, wurde von Reich nicht akzeptiert, da es sich um eine wissenschaftliche Frage handele, die nicht von einem Gericht zu klären sei. Nachdem ein Mitarbeiter Reichs gegen das gerichtliche Verbot verstieß, Orgon-Akkumulatoren über Grenzen der US-Bundesstaaten zu transportieren, wurde Reich 1956 zu einer zweijährigen Haftstrafe wegen „Missachtung des Gerichts“ verurteilt. Reich trat die Strafe am 12. März 1957 an und starb während der Haft am 3. November 1957. Als Todesursache wurde Herzversagen angegeben.Zweite Bücherverbrennung
Reichs Bücher wurden zu Werbeschriften für den „Orgon-Akkumulator“ erklärt und unter Aufsicht der Food and Drug Administration (FDA) verbrannt; sie bestand auf der Verbrennung aller Arbeiten Reichs, wenn in ihnen das Wort Orgon vorkam, oder, sofern nicht, wenn ihnen gedankliche Vorarbeit für die Orgonomie unterstellt werden konnte, so dass fast alle publizierten Schriften Reichs betroffen waren.[17]Reich verfügte in seinem Testament, dass sein Nachlass erst fünfzig Jahre nach seinem Tode der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werde; die Dokumente wurden demgemäß im November 2007 von der Bibliothek der Harvard University Medical School für wissenschaftliche Studien freigegeben.[18]
Werk
Reich hinterließ ein interdisziplinäres Werk, das weit über die Grenzen der Psychologie oder Psychoanalyse hinausgeht: Auf der Makroebene ragen seine Arbeiten bis hinein in die politische Soziologie; auf der Mikroebene erstrecken sie sich über Biologie, Mikrobiologie bis hin zur Paraphysik. Man kann seine Beschäftigung als jeweils logische und unmittelbare Konsequenz der zuvor erbrachten Ergebnisse aus Forschungsarbeiten betrachten, die bei der Frage nach dem Verständnis und der Therapie psychischer Beeinträchtigungen ansetzen. Der heute mögliche Gesamtüberblick über sein Lebenswerk lässt deutlich erkennen, dass ein roter Faden seine Arbeiten durchzieht. Reich beginnt als Psychoanalytiker, beschreibt sehr ausführlich das Vorhandensein der verschiedenen Abwehrmuster des Menschen (Charakterpanzerungen, zunächst psychisch, dann somatisch) und die Möglichkeiten ihrer Auflösung. Seine konsequente Verfolgung der energetischen Basis (was Freud Libido-Ökonomie nannte, aber nicht weiterverfolgte) führte ihn zur Frage, was denn eigentlich das Lebendige sei, zur Entwicklung der Sexualökonomie und schließlich zur „Entdeckung des Orgons“.[19] Seine besondere Aufmerksamkeit galt der Erforschung der Krebserkrankungen, seiner Meinung nach eine Erkrankung des gesamten Organismus, der eine gestörte Pulsation des Orgons im Körper zugrunde liege, die wiederum in der Unfähigkeit des Organismus wurzele, sich vollständig den vegetativen Zuckungen im Orgasmus hinzugeben. Diese Unfähigkeit, die orgastische Impotenz des Menschen bzw. ihre Behebung, ist ein Kernpunkt seiner Arbeit.In der Praxis gebührt ihm das Verdienst, dass er als einer der ersten die praktische Beratung in Sexualfragen forderte und auch durchführte. Darüber hinaus hat er selbst unter erschwerten äußeren Bedingungen die „klinisch-therapeutische Arbeit mit Unterschicht-Klienten“ geleistet.[20] In diesem Zusammenhang muss auch sein sexualpädagogisches Wirken in der proletarischen Jugendbewegung erwähnt werden („Der sexuelle Kampf der Jugend“).[21]
Die sexuelle Revolution der 1970er Jahre wurde aufgrund eines Titels eines Buches von Reich so genannt, hat sich aber kaum – und wenn, dann meist in Verkennung seiner Auffassung von Sexualität – auf Reich berufen. Das Besondere seines Werks ist die Entdeckung der ganzheitlichen Sicht des Menschen,[22] die u. a. in den Annahmen gipfelte, dass „Erinnerungen immer von entsprechenden körperlichen Auswirkungen begleitet werden, (...) Emotionen sich in Form eines Muskelpanzers im Körper manifestieren“.[23]
Rezeption
Wissenschaft
Reichs Orgonomie wurde vom Mainstream der Naturwissenschaften so gut wie nicht rezipiert und gemeinhin als parawissenschaftlich ignoriert. Trotzdem provozierten sie, aufgrund ihres Zusammenhangs mit seinen früheren Arbeiten, auch von Wissenschaftlern heftige Reaktionen, z. B. von dem Psychologen Peter R. Hofstätter und dem Medizinhistoriker Erwin Ackerknecht.[24] Obschon sich Reich in seinen Schriften auf die zeitgenössische naturwissenschaftliche Forschung bezog, sind Anschlüsse an die Fragestellungen und Terminologie der heutigen Naturwissenschaften oder der Medizin aus systematischen und historischen Gründen in vielen Fällen nur schwierig und im geduldigen Nachvollzug herzustellen.[25] Seine Arbeiten polarisierten und polarisieren heute noch sehr stark. Die frühen Beiträge im Rahmen der Psychoanalyse, auch noch deren Weiterentwicklung zur Charakteranalyse, fanden noch breite Zustimmung, doch schon sein Postulat der orgastischen Potenz als Therapieziel traf auf Skepsis und, insbesondere bei Freud, auf Ablehnung. Die Fortentwicklung der Charakteranalyse zur Vegetotherapie, also die Begründung der Körperpsychotherapie, wurde von der Mehrzahl seiner Kollegen, innerhalb und außerhalb der Psychoanalyse, als Irrweg betrachtet.Albert Einstein, der 1941 privat Reichs Messungen an einem Orgonakkumulator überprüfte, konnte Reichs Postulat einer noch unerforschten Energieart nicht bestätigen. Er gab Reich eine konventionelle Interpretation der beobachteten Phänomene und schrieb ihm: „Ich hoffe, dass dies Ihre Skepsis entwickeln wird, dass Sie sich nicht durch eine an sich verständliche Illusion trügen lassen.“[26]
Reichs Theorien gerieten nach seinem Tod 1957 schnell in Vergessenheit. Ein Jahrzehnt später wurde er von der Studentenbewegung wiederentdeckt. Um 1964 brachte Monika Seifert die Kunde vom Werk Reichs aus England mit. Man las Reich zunächst nur als Freudo-Marxisten und als Herold einer sexuellen Revolution. Die einschlägigen Raubdrucke - insbesondere von Funktion des Orgasmus, Massenpsychologie des Faschismus und Charakteranalyse – wurden von fliegenden Händlern in großer Zahl auf dem Campus vieler deutscher Universitäten zu günstigen Preisen verkauft und wurden zu Bestsellern.[27] Einige Jahre später entdeckte man Reich als Begründer der körperorientierten Psychotherapie und bald danach, mit dem Aufkommen der esoterischen New-Age-Bewegungen, auch als Entdecker einer von ihm in seinen späten Jahren postulierten „primordialen“ Lebensenergie Orgon. Unabhängig von dieser breiteren Rezeption hat sich seit 1967 in den USA das American College of Orgonomy etabliert.[28]
Als Reich Ende 1930 nach Berlin kam, begann dort Fritz Perls, der bereits 1927 in Wien an Reichs „Technischem Seminar“ teilgenommen hatte, eine Lehranalyse bei ihm. Sie wurde durch die Emigration Reichs im Frühjahr 1933 beendet. Reichs Einfluss war jedoch maßgeblich für Perls' spätere Entwicklung der Gestalttherapie.[29]
Aufgrund einer Vorlesung Reichs 1940 an der New Yorker New School for Social Research ging sein Hörer Alexander Lowen (1910–2008) von 1942 bis 1945 zu ihm in Therapie. Da Lowen keine medizinische Ausbildung hatte, absolvierte er, um selbst Therapeut werden zu können, 1946–1951 ein Medizinstudium an der Universität Genf, kehrte in die USA zurück und gründete 1956 in New York das Institute for Bioenergetic Analysis, wo er mit einer Abwandlung der Reichschen Therapie, genannt Bioenergetische Analyse, in den folgenden Jahren einer der bekanntesten Körperpsychotherapeuten wurde.
Weitere Körperorientierte Psychotherapieverfahren gründen auf Reichs Ideen, wurden aber von Nachfolgern wie David Boadella, später Gerda Boyesen so stark variiert und modifiziert, dass die ursprünglichen Konzepte Reichs, vor allem dessen Therapieziel und Gesundheitskriterium orgastische Potenz, darin kaum noch eine Rolle spielen.
Reichs (potenzielle) Bedeutung für die Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts wurde erstmals von dem Philosophen Paul Edwards in einem ausführlichen Artikel über Reich in der von ihm herausgegebenen achtbändigen Encyclopedia of Philosophy deutlich zu machen versucht. Edwards, der sich eines Urteils über Reichs Orgontheorie weitgehend enthält, hebt besonders Reichs Bedeutung als Religionskritiker hervor, der in seiner Charakterlehre gründlicher als Freud und andere die psychische (und somatische) Verankerung des religiösen Fühlens im Individuum erforscht habe. Außerdem betont Edwards die Bedeutung der Theorien Reichs für das Leib-Seele-Problem in der Philosophie des Geistes.[30]
Bernd A. Laska, der 1975–1982 die Zeitschrift wilhelm-reich-blätter herausgab, versucht mit einem 1985 begonnenen „paraphilosophischen“ Projekt,[31] Reichs Rang als Aufklärer aus seinem Gegensatz zu Freud (als dem einflussreichsten Aufklärer im 20. Jahrhundert) abzuleiten, wobei er es für nebensächlich hält, welchen wissenschaftlichen Status nicht nur Reichs spätere Orgontheorie, sondern auch die psychologischen Theorien Freuds und Reichs aktuell haben. Reich ist dabei nach Laskas Auffassung eine von drei „Schlüsselfiguren“, deren Schicksale in der Geschichte der neuzeitlichen Aufklärung trotz unterschiedlichster Kontexte erstaunliche Ähnlichkeiten aufwiesen und auf prinzipiell gleiche inhaltliche Positionen zurückzuführen seien: Neben Reich, der von Freud ins Abseits „verdrängt“ wurde (s. Weblink unten), La Mettrie, dessen Ideen im 18. Jahrhundert von Voltaire, Rousseau u. a. ausgeschaltet worden seien wie die Stirners im 19. Jahrhundert von Marx und Nietzsche.
Zum 100. Geburtstag (1997) und zum 50. Todestag (2007) Reichs fanden weltweit Kongresse bzw. Symposien über seine Ideen statt, die meist von Anhängern, aber in einigen Fällen auch von neutralen Institutionen veranstaltet wurden.[32]
Musikvideo
Im Jahre 1985 veröffentlichte Kate Bush ein Video zu ihrer Single Cloudbusting, in dem der kanadische Schauspieler Donald Sutherland Wilhelm Reich darstellt und Kate Bush seinen Sohn Peter. Das Video basiert auf einer Geschichte über Reichs Beauftragung 1953 durch Farmer in Maine, Regen zu erzeugen. Trotz anders lautender Wettervorhersage habe es innerhalb von 24 Stunden geregnet, und Reich habe eine mit den Farmern für den Erfolgsfall vereinbarte Summe erhalten.[33]Film
Die deutsche Dokumentarfilmerin Digne Meller Marcovicz publizierte 1987 eine Collage aus Filmausschnitten, Interviews und Bildmaterial unter dem von Reichs Schrift Listen, little man! abgeleiteten Titel Viva, kleiner Mann![34]Der österreichische Filmemacher Antonin Svoboda produzierte 2009 die TV-Dokumentation Wer hat Angst vor Wilhelm Reich? und stellte 2012 den Spielfilm Der Fall Wilhelm Reich über die letzten Lebensjahre Reichs im Exil in den Vereinigten Staaten vor, in dem Klaus Maria Brandauer in der Rolle Reichs zu sehen ist.[35]
Schriften (Auswahl)
- Der triebhafte Charakter (1925). In: Frühe Schriften I, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1977
- Die Funktion des Orgasmus (1927). Revidierte Fassung: Genitalität in der Theorie und Therapie der Neurose/Frühe Schriften II, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1982
- Dialektischer Materialismus und Psychoanalyse (1929)
- Der Einbruch der Sexualmoral (1932). Erweiterte und revidierte Fassung: Kiepenheuer & Witsch, Köln 1972
- Die Massenpsychologie des Faschismus (1933). Erweiterte und revidierte Fassung: Kiepenheuer & Witsch, Köln 1971
- Charakteranalyse (1933). Erweiterte Fassung: Kiepenheuer & Witsch, Köln 1970
- Was ist Klassenbewusstsein? (1934) – (Pseudonym „Ernst Parell“)
- Die Sexualität im Kulturkampf (1936), rev. Neuauflage: Die sexuelle Revolution, Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1966
- Die Bione (1938)
- The Function of Orgasm (1942). Deutsches Original: Die Funktion des Orgasmus (völlig verschieden von dem Buch gleichen Titels 1927), Kiepenheuer & Witsch, Köln 1969
- The Cancer Biopathy (1948). Deutsches Original: Der Krebs, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1974
- Listen, Little Man! (1948). Deutsches Original: Rede an den kleinen Mann, Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1984
- Ether, God, and Devil (1949). Deutsches Original: Äther, Gott und Teufel, Nexus, Frankfurt am Main 1983
- Cosmic Superimposition (1951)
- The ORANUR Experiment – First Report (1951)
- People in Trouble (1953). Deutsches Original: Menschen im Staat. Nexus, Frankfurt am Main 1982; verbesserte Auflage: Stroemfeld, Frankfurt am Main 1995
- The Murder of Christ (1953). Übersetzt von Bernd A. Laska als Christusmord, Walter, Olten/Freiburg 1978
- Contact with Space, The ORANUR Experiment – Second Report (1957)
Postum erschienen außerdem einige Bücher mit (auto-)biografischem Material:
- Reich speaks of Freud, New York 1967. Deutsch auszugsweise (Raubdruck) als Wilhelm Reich über Sigmund Freud, o. O./o. J. (Schloß Dätzingen 1976)
- Beverley A. Placzek (Hrsg.): Record of a Friendship (Correspondence Wilhelm Reich/Alexander S. Neill), New York 1981. Deutsch als Zeugnisse einer Freundschaft, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1986
- Leidenschaft der Jugend. Eine Autobiographie 1897–1922 (frühe Arbeiten und autobiographische Manuskripte), Kiepenheuer & Witsch, Köln 1994
- Beyond Psychology (Letters and Journals 1934–1939), New York 1994. Deutsch als Jenseits der Psychologie, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1996
- An American Odyssey (Letters and Journals 1940–1947), Farrar, Straus & Giroux, New York 1999
- Where's the Truth? Letters and Journals 1948–1957, Farrar, Straus & Giroux, New York 2012
Literatur
- David Boadella: Wilhelm Reich. Leben und Werk des Mannes, der in der Sexualität das Problem der modernen Gesellschaft erkannte und der Psychologie neue Wege wies. Scherz, Bern/München 1981; überarbeitete Neuausgabe unter dem Titel Wilhelm Reich. Pionier des neuen Denkens. Eine Biographie. Ebd. 1996, ISBN 3-502-13052-3 (engl. Orig. 1973).
- Wilhelm Burian: Psychoanalyse und Marxismus. Eine intellektuelle Biographie Wilhelm Reichs. Makol, Frankfurt 1972; Neuausgabe: Sexualität, Natur, Gesellschaft. Eine psycho-politische Biographie Wilhelm Reichs. Ça-Ira, Freiburg im Breisgau 1985, ISBN 3-924627-04-5.
- Janine Chasseguet-Smirgel / Béla Grunberger: Freud oder Reich? Psychoanalyse und Illusion, Ullstein, Frankfurt/M. u. a. 1979 ISBN 3-548-03583-3 (franz. Orig. 1976)
- Karl Fallend, Bernd Nitzschke (Hrsg.): Der „Fall“ Wilhelm Reich. Beiträge zum Verhältnis von Psychoanalyse und Politik. Suhrkamp, Frankfurt 1997, ISBN 3-518-28885-7; überarbeitete und mit einem aktuellen Vorwort versehene Neuauflage: Psychosozial-Verlag, Gießen 2002, ISBN 3-89806-147-7 (Vorwort zur Neuauflage).
- Karl Fallend: Wilhelm Reich in Wien. Psychoanalyse und Politik. Geyer-Edition, Wien 1988.
- Jerome Greenfield: USA gegen Wilhelm Reich. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-86150-107-4 (engl. Orig. 1974).
- Fritz Erik Hoevels: Wilhelm Reichs Beitrag zur Psychoanalyse. Ahriman, Freiburg 2001, ISBN 3-89484-813-8.
- Birgit Johler (Hrsg.): Wilhelm Reich Revisited. Turia + Kant, Wien 2008, ISBN 978-3-85132-501-0.
- Martin Konitzer: Wilhelm Reich zur Einführung. Junius, Hamburg 1989; 2. Auflage 1992, ISBN 3-88506-879-6.
- Bernd A. Laska: Wilhelm Reich in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1981; aktualisierte 6. Auflage 2008, ISBN 3-499-50298-4 (Inhaltsübersicht und Auszüge online).
- Bernd A. Laska: Reich, Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 290 f. (Digitalisat)
- Harry Mulisch: Das sexuelle Bollwerk. Sinn und Wahnsinn von Wilhelm Reich. Hanser, München/Wien 1997, ISBN 3-446-18947-5 (niederl. Orig. 1973).
- Stefan Müschenich: Der Gesundheitsbegriff im Werk des Arztes Wilhelm Reich (1897–1957). Görich und Weiershäuser, Marburg 1995, ISBN 3-922906-54-0 (Dissertation an der Universität Marburg).
- Bernd Nitzschke: Wilhelm Reich (1897-1957). In: Volkmar Sigusch und Günter Grau (Hrsg.): Personenlexikon der Sexualforschung. Campus, Frankfurt am Main/New York 2009, ISBN 978-3-593-39049-9, S. 578-585.
- Ilse Ollendorff-Reich: Wilhelm Reich. Das Leben des großen Psychoanalytikers und Forschers, aufgezeichnet von seiner Frau und Mitarbeiterin. Kindler, München 1975, ISBN 3-463-00606-5 (engl. Orig. 1969).
- Peter Reich: Der Traumvater. Meine Erinnerungen an Wilhelm Reich. Bertelsmann, München/Gütersloh/Wien 1975, ISBN 3-570-02251-X; Simon & Leutner, Berlin 1997, ISBN 3-922389-79-1 (engl. Orig. 1973).
- Charles Rycroft: Wilhelm Reich. Dtv, München 1972, ISBN 3-423-00847-4 (engl. Orig. 1971).
- Bernd Senf: Die Wiederentdeckung des Lebendigen: Erforschung der Lebensenergie durch Reich, Schauberger, Lakhovsky u. a. Omega Aachen 2003, ISBN 3-930243-28-8.
- Myron Sharaf: Wilhelm Reich. Der heilige Zorn des Lebendigen. Die Biografie. Simon & Leutner, Berlin 1994, ISBN 3-922389-60-0 (engl. Orig. 1983).
- Christopher Turner: Adventures in the Orgasmatron. How the Sexual Revolution Came to America. Farrar, Straus & Giroux, New York 2011, ISBN 978-0-374-10094-0
- Hermann Weber, Andreas Herbst: Reich, Wilhelm. In: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. 2. Auflage. Karl Dietz Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02130-6.
- Colin Wilson: The Quest for Wilhelm Reich. Granada, London 1981, ISBN 0-246-11093-7.
Weblinks
Commons: Wilhelm Reich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Wilhelm Reich – Zitate
- Literatur von und über Wilhelm Reich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- The Wilhelm Reich Museum, Rangeley, Maine, USA
- Deutsche Wilhelm-Reich-Gesellschaft
- Wilhelm-Reich-Gesellschaft Deutschland
- Österr. Wilhelm-Reich-Institut
- Kritik der Lebensenergie-Forschung von Wilhelm Reich
- Initiative Sozialistisches Forum: Marxismus – Psychoanalyse – Paranoia. (1984) (PDF, 129 KiB)
Einzelnachweise
- Reich starb dort im Hochsicherheitsgefängnis United States Penitentiary, Lewisburg
- Weil in den Zeitschriften der Psychoanalytiker nur kurz sein „Austritt“ gemeldet wurde, veröffentlichte Reich 1935 einen Bericht über den Ausschluss Wilhelm Reichs aus der IPV
- Wilhelm Reich: Die vegetative Urform des Libido-Angst-Gegensatzes. In: Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie, Band 1 (1934), S. 211; zit. n. Bernd A. Laska: Wilhelm Reich. Rowohlt, Reinbek 1981, S. 90
- Beschreibung im Vorwort zu seinem Buch Die Bione (1938), nachgedruckt als Die Bionexperimente. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1995, S. 15–25.
- Wilhelm Reich: Menschen im Staat. (1937/1953), Stroemfeld, Frankfurt Main 1995, S. 42
- Vgl. die Dokumentation dazu in den Wilhelm-Reich-Blättern, Nr. 1/82, S. 13–48.
- Vgl. Wilhelm Reich: Erfahrungen und Probleme der Sexualberatungsstellen für Arbeiter und Angestellte in Wien. In: Der sozialistische Arzt, 5 (1929), S. 98–102
- Hier ist zu beachten, dass die seit 1971 im Handel befindliche Version der Massenpsychologie des Faschismus (Verlage k&w, Fischer-TB) eine von Reich terminologisch stark veränderte (Umwandlung marxistischer Begriffe) und um einige später, zwischen 1935 und 1945, geschriebene Kapitel erweiterte ist.
- Neuveröffentlichung 1966 ff. unter dem Titel Die Sexuelle Revolution
- Vgl. auch den kritischen Bericht über die Moskauer Prozesse in Reichs Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie.
- Für eine Zusammenfassung der Kritik an Fromm vom Standpunkt Reichs mit ausführlichen Zitaten aus mehreren Rezensionen siehe Bernd A. Laska: Über Erich Fromm
- Vgl. die ausführliche Studie über Reich und die Psychoanalyse zur Zeit des Nationalsozialismus: Andreas Peglau:Unpolitische Wissenschaft?, Psychosozial-Verlag, Gießen 2013.
- David Boadella: Wilhelm Reich. ...; a.a.O.; (Ausgabe 1981); S. 253 ff
- David Boadella: Wilhelm Reich. S. 277
- zit. in David Boadella: Wilhelm Reich, a. a. O., S. 279 ff.
- David Boadella: Wilhelm Reich. S. 290 ff
- Ausführlich dazu: Jerome Greenfield: USA gegen Wilhelm Reich. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1995, 486 S.
- Archives of the Orgone Institute
- Karl-Heinz Ignatz Kerscher, Taini Kerscher: Wilhelm Reich – die theoretischen Grundlagen der Sexualpädagogik. Grin, München u. a. 2008, S. 36 ff.
- Helmut Johach: Von Freud zur humanistischen Psychologie. Therapeutisch-biographische Profile: Sigmund Freud, Lou Andreas-Salome, Sándor Ferenczi, Georg Groddeck, Wilhelm Reich, Erich Fromm, Fritz und Laura Perls, Ruth C. Cohn. Transcript, Bielefeld 2009, S. 189.
- Friedrich Koch: Sexualität und Systemveränderung? Zur Bedeutung Wilhelm Reichs für die Sexualpädagogik. In: Hans-Jochen Gamm/Friedrich Koch (Hrsg.): Bilanz der Sexualpädagogik. Frankfurt am Main/New York 1977, S. 39 ff. – Friedrich Koch: Sexualpädagogik und politische Erziehung. München 1975.
- Walter Leitmeier: Kompetenzen fördern: Gestalttherapeutisches Lehrertraining für Religionslehrer. Lit Verlag, Berlin/Münster 2010, S. 157.
- Gustl Marlock: Handbuch der Körperpsychotherapie. Schattauer, Stuttgart/New York 2006, S. 898.
- Vgl. Bernd A. Laska: Zur aktuellen Rezeption Wilhelm Reichs. In: wilhelm-reich-blätter. Heft 2/81, S. 96–100
- Christian Rudolph: Über Wilhelm Reichs Oranur-Experiment (II). Zweitausendeins 1997. S. 6.
- Dokumentiert in der Broschüre The Einstein Affair. Orgone Institute Press, Rangeley 1953
- Vgl. Albrecht Götz von Olenhusen/Christa Gnirss: Handbuch der Raubdrucke 2. Verlag Dokumentation, Pullach bei München 1973, S. 335–353
- The American College of Orgonomy
- Bernd Bocian: Fritz Perls in Berlin. Wuppertal: Peter Hammer 2007, S. 200 ff., 248 ff.
- Paul Edwards: Wilhelm Reich. In: Encyclopedia of Philosophy. MacMillan, New York 1968; 2. Auflage ebd. 2006.
- LSR-Projekt, dort auch Seiten der einstigen wilhelm-reich-blätter
- Conference on New Research in Orgonomy 2007 (Abstract of Papers; PDF; 441 kB)
1. Wilhelm-Reich-Symposion Mainz des „Arbeitskreises Wilhelm Reich“ (Univ. Mainz) Kongress „Sexualität und Lebensenergie“ der deutschen Wilhelm-Reich-Gesellschaft
Jüdisches Museum Wien, Ausstellung Wilhelm Reich 2007
Sigmund Freud Privat Universität Wien, Symposium 50 Jahre nach Wilhelm Reich, 2007 - | Biografie beim Wilhelm Reich Infant Trust (englisch)
- Dazu die gedruckte Dokumentation Digne Meller Marcovicz: Über Wilhelm Reich - Viva, kleiner Mann: das Buch zum Film. Nexus-Verlag, Frankfurt am Main [1987]
- Viennale 2012: The Strange Case of Wilhelm Reich - Antonin Svoboda (A 2012)
Liebe Freunde, Kollegen etc.!
AntwortenLöschenAm 20.12. ist – endlich – das Buch von Wilhelm Reich „Die Kinder der Zukunft“ erschienen - das letzte Buch von Reich, das es auf Deutsch noch nicht gab.
Falls jemand sich für dieses Buch interessiert, kann er es über jede Buchhandlung beziehen – Psychosozial Verlag.
https://www.psychosozial-verlag.de/2725
https://www.amazon.de/Kinder-Zukunft-Pr%C3%A4vention-Pathologien-Psychoanalyse/dp/3837927253
Es kann auch direkt über mich bezogen werden. Als Übersetzer habe ich Möglichkeiten des vergünstigten Bezugs.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Anton Sàlat
Dr. med. Anton Sàlat
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79848 Bonndorf
Tel/Fax 07653 – 961718
Anton-salat@aponet.de