Traditionelle Alte Schulmedizin

In einem der Standardwerke der Schulmedizin Lehrbuch der Allgemeinen Pathologie und der Pathologischen Anatomie von Eder und Gedigk von 1977 heißt es sinngemäß: Die Pathologie verbindet Biologie und medizinische Grundlagenfächer mit der klinischen Medizin. Unterrichtsgegenstand ist eine naturwissenschaftlich begründete allgemeine Krankheitslehre, die allgemeine Pathologie, eine zusammenfassende Ursachenlehre, die allgemeine Ätiologie, und die Darstellung der im Rahmen spezieller Krankheitsbilder auftretenden pathologisch-anatomischen Veränderungen und ihrer Verknüpfung mit Funktionsstörungen, die spezielle pathologische Anatomie (klinische Pathologie). Pathologie heißt wörtlich übersetzt „die Lehre von den Leiden“, Nosologie „die Lehre von den Krankheiten“. Im allgemeinen Sprachgebrauch
wird häufig zwischen Leiden und Krankheit nicht streng unterschieden, tatsächlich handelt es sich aber bei „Krankheit“ um einen Vorgang, bei „Leiden“ um einen Zustand, der nach einer mit Defekt geheilten Krankheit zurückbleibt. Die Geschichte der Medizin zeigt, dass der Krankheitsbegriff je nach dem Stand der Erkenntnisse, aber auch der allgemeinen Lebensanschauung erheblichen Wandlungen unterlag. In neuerer Zeit hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine Definition der Krankheit nicht möglich ist, ohne zugleich zu bestimmen, was das Gegenteil, nämlich Gesundheit, ist. Die einfachste Formulierung wurde von der WHO gegeben: „Gesundheit ist der Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens“. Krankheit ist jeder Zustand, der nicht dem Gesundheitsbegriff entspricht. Andere Definitionen stellen mehr allgemein biologische Gesichtspunkte in den Vordergrund. Im Mittelpunkt steht hierbei die Erkenntnis, dass die lebende Substanz in ihrer höchsten Organisationsform beim Menschen mit einem laufenden Stoffaustausch bei Strukturerhaltung und der Fähigkeit zur Selbstreproduktion in einer Umwelt existiert, die das Funktionieren dieser ineinandergreifenden kardinalen biologischen Eigenschaften zulässt, ihr also voll angepasst ist. Als vollkommene Gesundheit wird hiernach der Zustand der vollen Anpassung bezeichnet. Krankheiten sind dabei Lebensvorgänge an der Grenze der dem Organismus möglichen Anpassung. Diese Lebensvorgänge, die als Krankheiten bezeichnet werden, wirken sich in veränderten Leistungen und Funktionen des Gesamtorganismus oder einzelner Organe aus. Morgagni (1681 - 1771) beschrieb damit stattfindende anatomisch fassbare Veränderungen der Organe, Virchow (1821 - 1902) darüber hinaus die Veränderungen der kleinsten Bauteile, der Zellen und der Zwischensubstanzen.
So verschiedenartig die einzelnen Organe in Struktur und Funktion aufgebaut sind, so zeigt sich doch, dass unter dem Einfluss krankmachender Bedingungen an Zellen und Zwischensubstanzen verschiedener Organe gleichartige Grundreaktionen und Strukturveränderungen auftreten. Diese elementaren Grundreaktionen als Antwort auf krankhafte Einflüsse sind Gegenstand der Allgemeinen Pathologie. Die Lehre von den Ursachen der Krankheiten wird als Ätiologie bezeichnet. So vielfältig die Krankheitsursachen sind, so finden sich doch bei den Ursachengruppen oft gemeinsame Grundprinzipien. Sie werden in der Allgemeinen Pathologie dargestellt. Die an den einzelnen Organen oder Organsystemen möglichen krankhaften Umgestaltungen und Krankheiten sind, nach Organen gegliedert, Gegenstand der Speziellen Pathologischen Anatomie. Mit der Einwirkung von Krankheitsursachen auf Zellen oder Organe beginnt eine Kette von Reaktionen mit ineinandergreifenden Änderungen (Störungen) von Funktion, Stoffwechsel und Struktur, es entsteht der Krankheitsvorgang, der als Pathogenese bezeichnet wird.
Zur Charakterisierung der Häufigkeit und Gefährlichkeit einer Krankheit dienen Angaben über die Morbidität, Mortalität und Letalität.
Unter Morbidität wird das Verhältnis von Erkrankungen zur Zahl der Gesamtbevölkerung in einem bestimmten Zeitraum verstanden; sie wird in der Regel als Zahl der Erkrankten bezogen auf 100 000 Einwohner in einem Jahr angegeben; bei Infektionskrankheiten wird gelegentlich auch die Erkrankungszahl auf die Zeitspanne einer Epidemie bezogen.
Vor allem für Krankheiten, die einen jahrelangen Vorlauf aufweisen, ist die Angabe der Morbidität nach der obigen Definition zu ungenau, da in dem Erfassungsjahr als erkrankt alle Patienten gezählt werden, die innerhalb dieses Zeitraums neu erkrankt sind, ebenso wie auch die Patienten, die schon vor Jahren erkrankt sind, deren Krankheit aber immer noch vorbesteht. Deshalb ist zusätzlich der Begriff Inzidenz eingeführt worden, worunter ausschließlich die Neuerkrankungsziffer verstanden wird, bezogen auf einen bestimmten Zeitraum, und alle Personen einer genau definierten Bevölkerung, die zu Beginn des Zeitraums noch nicht erkrankt waren. Vor allem von sozialmedizinischer Bedeutung ist die Charakterisierung des Umfangs eines Krankheitsbildes innerhalb der Gesamtbevölkerung: sie wird zu einem Stichpunkt gemessen und gibt an, wie viele Menschen einer Bezugspopulation an diesem Tag an einer bestimmten Krankheit erkrankt waren. Hierfür wird der Begriff Prävalenz verwandt. Inzidenz-Angaben besitzen besondere Bedeutung, zum Beispiel bei Häufigkeitsangaben über Krebserkrankungen; ihre Veränderungen lassen wichtige Rückschlüsse auf ätiologische Faktoren zu.
Unter Mortalität wird das Verhältnis der Zahl der Todesfälle an einer Krankheit zur Zahl der Gesamtbevölkerung in einem bestimmten Zeitraum verstanden, Sie wird in der Regel als Zahl der an einer Krankheit Verstorbenen, bezogen auf 100000 Einwohner in einem Jahr angegeben.
Unter Letalität wird das Verhältnis der Zahl der Todesfälle zur Zahl der an einer bestimmten Krankheit Erkrankten angegeben.
Entscheidend ist somit der Unterschied, dass unter Morbidität die Erkrankungshäufigkeit verstanden wird, unter Mortalität die Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtbevölkerung und unter Letalität die Tödlichkeit, die ausschließlich auf die Zahl der von einer Krankheit befallenen Personen bezogen wird.
Eine Krankheit kann nach Ablauf zur Heilung mit völliger Wiederherstellung von Struktur und Funktion führen (Restitutio ad integrum) oder zur Heilung mit Defekt. Solche Defektzustände können belanglos sein (kleine Narben), sie können aber auch einen die Funktion und Leistung betreffenden Restzustand hinterlassen. Aus dem Krankheitsvorgang ist ein Leidensvorgang entstanden. Heilt eine Krankheit nicht aus, so führt sie rasch oder nach langem Ablauf zum Tode.
Sowohl die Kenntnisse der Allgemeinen Pathologie als auch der Speziellen Pathologischen Anatomie sind auf die Summe der beim Menschen erhobenen Beobachtungen gegründet, sie werden durch experimentelle Untersuchungen, in denen die Krankheitsvorgänge beim Menschen nachgeahmt werden, entscheidend ergänzt. Die Beobachtungen am Menschen und damit auch die praktische Tätigkeit des Pathologen beziehen sich auf die Befunde der inneren Leichenschau (Obduktion) und die Beurteilung von Gewebsproben des kranken Patienten (Biopsien) sowie entnommener Zellen (Cytologie).
Die Haupttätigkeit des Pathologen ist die Beurteilung von Gewebsproben. Sie bietet die Möglichkeit, zum Beispiel Geschwulsterkrankungen von anderen Krankheiten abzugrenzen.
Das celluläre Prinzip der Krankheitslehre, die Cellularpathologie (Virchow), hat in der jüngsten Zeit eine neue und erweiterte funktionelle Basis durch die Ultrastrukturforschung und die Anwendung biochemischer und histochemischer Methoden in der Morphologie bekommen. Dabei war die Erkenntnis wesentlich, dass die Zelle eine Reihe von gut definierten und abgegrenzten Reaktionsräumen (Kompartimenten) einschließt, die das morphologische Rückgrat der Stoffwechselvorgänge und der Dynamik der Zelle bilden. Die ordnenden Grundelemente dieser Kompartimentierung stellen die Cytomembranen dar. Sie sind essentielle Bestandteile aller Zellorganellen und grenzen die einzelnen Reaktionsräume voneinander ab.
In der konventionellen Allgemeinen Pathologie wird zwischen der sogenannten Orthologie und der sogenannten Pathologie unterschieden. Die Orthologie ist die Lehre von den normalen und regelrechten Funktionen des biologischen Systems und die Pathologie demgegenüber die Wissenschaft der krankhaft abweichenden Zustände vom Normalen. Krankheit ist unnormal und Gesundheit normal. Es gibt nur diese beiden Zustände. Dabei ist die Krankheit schlecht, also zu vermeiden und die Gesundheit als Ideal gut und erstrebenswert. Die gesamte Humanpathologie basiert auf einem Schwarz-Weiß-Denken: Entweder gesund oder krank. Ein Dazwischen oder ein Werden oder eine Dynamik in die eine oder andere Richtung gibt es nicht.
Dabei werden allein die morphologischen Strukturen untersucht und beobachtet, die geistigen oder emotionalen Einflüsse im Krankheitsgeschehen werden total ausgeblendet.
Die konventionelle Pathologie beschreibt krankhafte Veränderungen auf cellulärer und organischer Ebene. Die sichtbare fassbare morphologische Gegebenheit wird als Endresultat der Krankheitsprozesse gesehen.
Pathophysiologisch wird verstanden, dass durch funktionelle Beanspruchung, veränderte Umweltbedingungen oder andere Schädigungen die gesunde Zelle sich an den neuen Zustand adaptiert. Die Zelle kann hierbei entweder mit gesteigerter Zellfunktion oder herabgesetzter Funktion (Atrophie) reagieren.
Der Zustand der geschädigten Zelle wird als Degeneration bezeichnet. Degeneration kann entstehen durch Störungen des Wassergehaltes der Zelle oder durch abnorme Ansammlungen von Substanzen in Zellen. Zellen sterben ab,
sobald ihre Fähigkeit überschritten wird, sich an Umwelteinflüsse und Schädigungen zu adaptieren. Gekennzeichnet ist der Zelltod (Nekrose) durch das Erlöschen der vitalen Funktionen.
Die Lebensvorgänge aller Zellen lassen sich auf fünf fundamentale Funktionen zurückführen: 1. Die Energieproduktion für vitale Stoffwechselvorgänge, 2. die Synthese von Proteinen für Enzyme und Strukturelemente, 3. die Aufrechterhaltung der chemischen und osmotischen Gleichgewichte, 4. die Reproduktion und 5. die für die Zelle spezifischen Leistungen (zum Beispiel Kontraktion von Myofibrillen). Jede Schädigung der Zelle greift zwangsläufig in eine oder mehrere dieser vitalen Funktionen ein, und zwar zunächst im biomolekularen Bereich. Trotz größter Fortschritte auf dem Gebiet der Zellforschung ist es allerdings nach wie vor nicht bekannt, welches die primären entscheidenden biochemischen, funktionellen oder strukturellen Angriffspunkte für die jeweiligen schädigenden Agenzien sind.
Die konventionelle Pathologie klammert geistartige oder psychosomatische Faktoren einfach aus. Mechanische Ursachen werden in einem mechanischen Weltbild gesucht. In der Philosophie findet man die entsprechenden Denkmodelle bei Descartes.
Die Ursache (Ätiologie) von Krankheiten kann aus der Umwelt stammen, das nennt man äußere (exogene) Krankheitsursachen. Krankheiten können aber auch durch Veränderungen der biologischen Substanz, vor allem des genetischen Apparates, bedingt sein, das nennt man innere (endogene) Krankheitsursachen. In der konventionellen Pathologie wird hierbei der Genetik sehr großes Gewicht beigemessen.
Unter Disposition werden im Unterschied zu den inneren Krankheitsursachen innere Krankheitsbedingungen verstanden, die bei der Pathogenese von Erkrankungen dadurch mitwirken, dass sie bei Einwirkung ätiologischer (meist exogener) Faktoren eine gehäufte Krankheitsentstehung ermöglichen. Disposition ist also die individuelle Krankheitsbereitschaft von Organismen, die den gleichen angreifenden Krankheitskräften ausgesetzt sind. Der eine wird krank, der andere nicht.
Zu den äußeren Krankheitsursachen zählen Mangelernährung, Hunger, Vitaminmangel, Störungen im Wasser-, Elektrolyt- und Mineralstoffwechsel und Sauerstoffmangel.
Weitere äußere Ursachen sind mechanische Einwirkungen, thermische Schäden, Schäden durch Luftdruck oder Strom, Strahlenschäden und chemische Schäden.
Zu den belebten äußeren Krankheitsursachen rechnet man Viren, Rickettsien, Bakterien, Pilze, Protozoen, Anthropoden und Würmer.
Die Ursachenforschung der konventionellen Pathologie fokussiert sich also auf die genetischen Veranlagungen und die Mikroorganismen als schädigende Einflüsse, die das biologische System angreifen. Es wird lediglich die Zell- und die Organebene gesehen, das Gehirn als Steuerzentrale und das Gemüt als wesentlicher menschlicher Wahrnehmungsbereich taucht in den Lehrbüchern gar nicht auf. Bei der konventionellen Pathologie handelt es sich also um ein morphologisches Beschreibungssystem, das sich auf mechanischen Organpathologien stützt und da Materielles nur weiteres Materielle bewirkt, wird für Erklärungen im materiellen Bereich gesucht. Geistes- und Gemütsbereiche bleiben außen vor. So studiert man als Pathologe auch lediglich den toten Körper. Doch vom toten Endresultat kann man nicht auf die Lebenskräfte schließen, die Pathologie sieht eher die Lebenskräfte als Erzeuger des Todes, weil der Tod ja scheinbar das Ende des Lebens bedeutet. So hat auch der Psychoanalytiker Freud in seinen letzten Jahren argumentiert und einen sogenannten Todestrieb postuliert. Erst sein Schüler Reich forschte nach den Lebenskräften.

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